Alt-Landeshauptmann Pühringer ortet "Verdrängung von Gott" in EU
Vor einer Verdrängung des Christentums und auch ganz allgemein von Religion im öffentlichen Leben hat Oberösterreichs Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer gewarnt. Die Religionsgemeinschaften seien wichtige zivilgesellschaftliche Akteure, die auf Ebene der EU wie auch der Nationalstaaten noch mehr als bisher anerkannt und gefördert werden sollten, schrieb Pühringer in einem Kommentar für das "Volksblatt" (Mittwoch). Da Religion eine "Hoffnungsquelle" und ein wichtiger "Kitt" der Gesellschaft sei, grabe man sich durch ihre Verdrängung bloß "das eigene Wasser ab", griff der ÖVP-Politiker eine Formulierung des Linzer Bischofs Manfred Scheuer auf.
An zwei Beobachtungen machte Pühringer seine Sorge fest. Einerseits daran, dass die Europäische Union bei ihrer letzten Vertragsänderung nicht bereit gewesen war, in der Präambel die christlichen Wurzeln als "Zeichen der europäischen Identität" aufzunehmen. Für die Kirche sei dies eine "bittere Stunde" gewesen, so der nunmehrige Vorsitzende der Linzer "Pro Oriente"-Sektion. Manche in Europa meinten zu Unrecht, "dass die Frage nach der Gegenwart des Gottesbezugs in Europa abzulegen ist, weil sie historisch verbraucht ist".
Doch auch Österreich liefere ein Negativ-Beispiel, erklärte Pühringer: Konkret die Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs vom 30. Juni, wonach es keine sachliche Rechtfertigung für eine Ungleichbehandlung von Religion und Kunst während der Pandemie gegeben habe. Bei aller gebotener Akzeptanz des Urteils müsse man dies hinterfragen, so der Alt-Landeshauptmann, der als Kulturreferent über 25 Jahre dem Bereich Kultur und Kunst hohen Stellenwert beigemessen habe, wie er schrieb. Dass die Kultur den Menschen abgegangen sei, wisse er.
Dennoch verteidigte Pühringer das Offenhalten der Kirchen für Gottesdienste als "richtig", da diese gerade in der Pandemie als "Orte der Einkehr" Möglichkeiten der Zuflucht, der Stille und der liturgischen Gemeinschaft geboten hätten, die man damals "noch mehr als in anderen Zeiten" gebraucht. Erst recht gelte dies für alleine lebende und einsame Menschen. Zudem seien auch die Vorschriften, die sich die Kirchen in den besonders schwierigen Pandemie-Phasen selbst gegeben hätten, so streng gewesen, "dass Kultur- und Kunstveranstaltungen unter diesen Bedingungen gar nicht hätten stattfinden können".
Quelle: kathpress