Papstschreiben über Behinderung: Inklusion braucht Geschwisterlichkeit
Am Welttag der Menschen mit Behinderung hat Papst Franziskus einige Betroffene persönlich empfangen. Zugleich veröffentlichte er am Samstag in acht Sprachen eine Botschaft und rief zum "Lehramt der Zärtlichkeit" auf. Betroffene zu integrieren und zu helfen, sei eine Pflicht der zivilen und kirchlichen Gemeinschaft. Inklusion versage jedoch, "wenn sie ein Slogan, eine Formel bleibt, die im politisch korrekten Diskurs verwendet wird - eine Flagge, die man sich aneignet", sagte das Kirchenoberhaupt.
Besonders hob Franziskus in seiner Botschaft das Leid aller Frauen und Männer mit Behinderung hervor, die in Kriegssituationen lebten oder aufgrund der Kämpfe eine Behinderung erlitten hätten. "Wir müssen ihnen besondere Aufmerksamkeit schenken und ihnen den Zugang zu humanitärer Hilfe in jeder Hinsicht erleichtern", forderte der Papst.
Weiter führte Franziskus aus, dass es nicht reiche, die Rechte der Menschen zu verteidigen. "Wir müssen uns bemühen, auch auf ihre existenziellen Bedürfnisse in verschiedenen Dimensionen - körperlich, psychisch, sozial und spirituell - zu reagieren." Menschen mit Behinderung müsse der Zugang zu Gebäuden und Begegnungsstätten garantiert werden. Sprachliche und physische Barrieren müssten ebenso wie Vorurteile überwunden werden.
Christliche Gemeinschaften sollten Orte sein, an denen Zugehörigkeit und Eingliederung nicht nur Worte blieben, sondern "gewöhnliche pastorale Maßnahmen" seien. Ohne Erfahrung von Geschwisterlichkeit und Gemeinschaft gebe es keine Inklusion, mahnte Franziskus. "Es sind nämlich die Begegnung und die Geschwisterlichkeit, die die Mauern des Unverständnisses niederreißen und die Diskriminierung besiegen."
Es handele sich dabei um ein "wahres Lehramt der Zerbrechlichkeit", das, wenn beachtet, die Gesellschaften menschlicher und geschwisterlicher mache. "Wie sehr würde uns die Erkenntnis, dass wir einander brauchen, dabei helfen, weniger feindselige Beziehungen zu jenen zu haben, die uns umgeben", gab der Papst zu bedenken.
Dass es sich bei Behinderungen um einen Zustand handele, der jeden angehe, werde bewusst, wenn eine Behinderung einen selbst oder eine nahe stehende Person betreffe, ob vorübergehend oder im Alter. "In dieser Situation beginnen wir, die Wirklichkeit mit neuen Augen zu sehen und wir erkennen, dass wir auch jene Barrieren niederreißen müssen, die uns vorher als unbedeutend erschienen", so der Papst, der selbst seit einigen Monaten aufgrund seiner starken Knieschmerzen meist im Rollstuhl sitzt.
Der Internationale Tag für Menschen mit Behinderungen finden auf Initiative der Vereinten Nationen jährlich am 3. Dezember statt. Schätzungen zufolge lebt etwa eine Milliarde der weltweiten Bevölkerung mit einer Behinderung.
Quelle: kathpress