Superintendent Hennefeld: Unterstützung für katholische Reformprojekte
Unterstützung für katholische Reformanliegen hat der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld signalisiert: Er sehe Demokratie, Frauenpriestertum und verheiratete Priester als bewährte Modelle. Auch wenn alles stets auch seine Schattenseiten habe, würde er sich doch wünschen, "dass die römisch-katholische Kirche auch in diese Richtung geht". Entsprechende Reformbestrebungen und -projekte in diese Richtung sehe er daher auch "sehr positiv", sagte Hennefeld in einem Interview mit der "Wiener Zeitung" (9. Dezember). Anlass des Interviews war die gemeinsame Synode der Evangelischen Kirchen A. und H.B., die am Donnerstag in Villach eröffnet wurde.
Als "einfach ärgerlich" bezeichnete Hennefeld die Streichung des Karfreitags als Feiertag bzw. dessen Umwandlung in einen "persönlichen Feiertag". Man habe den Kampf um diesen Feiertag nicht aufgegeben und wolle "dranbleiben". Schließlich gehe es dabei um mehr als die Frage der theologischen Relevanz des Karfreitags für die evangelische Kirche - es gehe "auch um den Schutz von Minderheitenrechten". Aus dieser Perspektive sei die Streichung des Feiertags ein Akt einer "Geringschätzung und eine Missachtung einer Minderheit" gewesen, was viele Evangelische "verstört und verärgert" habe.
Bleibende Unterschiede zwischen den evangelischen Kirchen und der römisch-katholischen Kirche sieht Hennefeld in den Themen Hierarchie, liturgische Schlichtheit und klassischen theologischen Stolpersteinen wie dem Abendmahlsverständnis/Eucharistieverständnis und der "Prädestinationslehre" (die Lehre der Vorherbestimmung/Erwählung des Menschen durch Gott) gegeben.
Während die letzten beiden Punkte heute in der Ökumene "keine große Rolle" mehr spielten und die Kirchen bei diesen Fragen "stark zusammengewachsen" seien, so bleibe doch ein Unterschied im katholischen Verständnis von Hierarchie und den damit zusammenhängenden Fragen: "Es geht um demokratische Strukturen der Kirche in ihrer Gesamtheit, um sehr flache Hierarchien. Die andere Frage ist natürlich - und daran hakt es ja auch - das Amtsverständnis, dass jeder, egal ob Mann oder Frau, die Möglichkeit haben muss, ein Amt, eine Funktion in der Kirche auszuüben. Das verträgt sich halt nicht mit dem katholischen Amtsverständnis."
Eine große Belastungsprobe für die Ökumene stelle auf weltkirchlicher Ebene derzeit auch der Krieg in der Ukraine und das Agieren des Moskauer Patriarchats dar, führte Hennefeld - selber stellvertretender Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich - weiter aus: "Es ist schwierig: Auf der einen Seite geht ein Kontakt zu einem Kirchenoberhaupt, das sich völlig mit diesem Krieg identifiziert, gar nicht. Auf der anderen Seite sind wir eine globale Gemeinschaft, und da geht es nicht nur um Einzelpersonen." Er habe daher auch Verständnis dafür, "dass man nicht alle Brücken abbrechen möchte und auf irgendeine Weise im Gespräch bleibt". Daher sei im Weltkirchenrat auch kein Ausschluss der russisch-orthodoxen Kirche gefordert worden.
Quelle: kathpress