Nominierungen für den "Simon-Wiesenthal-Preis" 2022
Die Nominierungen für den "Simon-Wiesenthal-Preis" 2022 stehen fest. Die mit insgesamt 30.000 Euro dotierten Preise für zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus und für Aufklärung über den Holocaust werden am 13. März 2023 vergeben. Erst bei dieser Veranstaltung im Parlament sollen die Preisträgerinnen und Preisträger bekannt gegeben werden. Das berichtete der Pressedienst der Parlamentsdirektion in einer Aussendung am Donnerstag. Der im Jahr 2021 auf Initiative von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka ins Leben gerufene Preis wird jährlich an bis zu drei Personen oder Personengruppen vergeben.
Das Erzählen des Erlebten der vorgeschlagenen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sei das eindrücklichste und bedeutendste Zeugnis in der Aufarbeitung des Holocaust und im Engagement gegen Antisemitismus. Bei der Veranstaltung geehrt werden sollen heuer: Wanda Albiska (Polen), Lucia Heilman (Österreich), Tswi Herschel (Israel) und Jackie Young (Großbritannien).
263 Bewerbungen aus 33 Ländern wurden weltweit beim Nationalfonds eingereicht, darunter waren neben nationalen und europäischen Projekten Einreichungen aus Israel, den USA, Argentinien, Peru und Südafrika. Dies seien viele starke Zeichen weltweit im Kampf gegen Antisemitismus und für Aufklärung über den Holocaust, betonte Sobotka.
Auch Jury-Vorsitzende Katharina von Schnurbein, Antisemitismusbeauftragte der Europäischen Kommission, würdigte die eingereichten Initiativen: "Zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus und für Shoah-Gedenken kann nicht überschätzt werden." Es brauche viel Zeit, Durchsetzungsvermögen und einen langen Atem.
Nominierungen für den Hauptpreis
Für den Hauptpreis für zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus und für Aufklärung über den Holocaust (dortiert mit 15.000 Euro) wurden heuer vier Initiativen nominiert. Das spanische Dorf "Castrillo Matajudios", es heißt übersetzt "Camp Kill Jews", habe seinen Namen nach einem Referendum und der Zustimmung der Regionalregierung offiziell wieder in den vor 1632 benutzen Namen Castrillo Mota de Judios ("Judenhügel-Camp") geändert.
Das "Peer to Peer"-Dialogprojekt "LIKRAT" bringt jüdische und nicht-jüdische Jugendliche zusammen. In Workshops und Seminaren werden jüdische Jugendliche (14 bis 18 Jahre) ausgebildet, um an nicht-jüdische Schulen zu gehen und von ihrer jüdischen Identität, Religion, Israel, jüdischer Geschichte und der Shoah zu erzählen. Stereotype Wahrnehmungen können so abgebaut und Tabus und Missverständnisse angesprochen werden, begründete die Jury.
Das Schwedische Komitee gegen Antisemitismus setzt sich seit 25 Jahren für die Verhinderung und Bekämpfung von Antisemitismus durch Information und Aufklärung ein. Die unabhängige NGO sei eine der wenigen Organisationen, die sich in Schweden mit dem Thema befassen.
Zikaron BaSalon ("Gedenken im Wohnzimmer") ist eine israelische Initiative, bei der Privatpersonen in ihre Wohnzimmer einladen und Shoah-Überlebenden die Möglichkeit geben, Erinnerungen zu teilen und Erfahrungen weiterzugeben. Das schaffe ein Umfeld, das es Überlebenden oft erstmals möglich macht, über ihre Erinnerungen zu sprechen.
Engagement gegen Antisemitismus
Für den Preis für zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus (dotiert mit 7.500 Euro) wurde u. a. der "Verein für Demokratie und Information DEIN e.V." vorgeschlagen. Er engagiert sich seit 2017 im Kampf gegen Antisemitismus, Geschichtsverzerrung und Hasspropaganda. Zu den Nominierten zählen ebenso die Europäische "Janusz-Korcazk-Akademie" - eine jüdische Bildungseinrichtung in Deutschland - sowie Professor Mohammed S. Dajani, der einen wesentlichen Beitrag zur historischen Bewusstseinsbildung leistet.
Aufklärung über den Holocaust
Für zivilgesellschaftliches Engagement für Aufklärung über den Holocaust (dotiert mit 7.500 Euro) wurde u. a. Waltraud Barton nominiert. Der von Barton gegründete Verein "IM-MER" hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Gedenken an die mehr als 10.000 im Zweiten Weltkrieg nach Minsk und Maly Trostinec deportierten und im Großraum Minsk ermordeten Österreicherinnen und Österreicher zu bewahren.
Von der Jury empfohlen wurden auch der Verein für aktive Gedenk- und Erinnerungskultur sowie der Verein Zweitzeugen. Das Zweitzeugen-Konzept sensibilisiert Menschen für Antisemitismus und Rassismus. Vor allem junge Menschen sollen ermutigt werden, Lebensgeschichten als zweite Zeuginnen und Zeugen weiterzugeben.
Simon Wiesenthal (1908-2005) hat die Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus weltweit geprägt. Seit dem Tag seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager Mauthausen machte er es sich zur Lebensaufgabe, an die Opfer des Naziterrors zu erinnern. Der Preis soll das Andenken an den Architekten, Publizisten und Schriftsteller ehren. Angesiedelt ist er beim Nationalfonds der Republik für Opfer des Nationalsozialismus. (Infos: www.wiesenthalpreis.at)
Quelle: kathpress