Scheuer: Kirche und Gesellschaft brauchen belastbare Gemeinschaften
Nach eineinhalb Jahren intensiver Vorbereitung wurden mit 1. Jänner 2023 die fünf "Pioniere", die Dekanate Linz-Nord, Braunau, Weyer, Schärding und Eferding, als neue Pfarren Urfahr, Braunau, Ennstal, Schärding und EferdingerLand kirchenrechtlich gegründet. In den ersten beiden Pfarren wurden am vergangenen Wochenende Pfarrer und Pfarrvorstände in ihr neues Amt eingeführt. Für die Pfarre Urfahr nahm dies am Samstag Generalvikar Severin Lederhilger vor, in der Pfarre EferdingerLand leitete am Sonntag Bischof Manfred Scheuer die Amtseinführung in der Pfarrkirche in Eferding. Er betonte in seiner Predigt die immer stärker werde Bedeutung und Notwendigkeit von lebendigen und belastbaren Gemeinschaften: Familien, Freundschaften, Pfarrgemeinden, Vereine und soziale Initiativen.
Die "tragenden Gemeinschaften" müssten gestärkt werden, auch von der Kirche, betonte der Bischof: "Nichts scheint angesichts der Bedrängnisse unserer Zeit wichtiger zu sein, als das Verbindende zu suchen und zu stärken. Solidarität ist aktueller denn je." Solidarität bräuchten jene Menschen, "die vor den Trümmern ihrer Existenz stehen, jene Menschen, die vor Krieg und Terror flüchten, jene Menschen, die an den Rändern der Gesellschaft stehen".
Diese Solidarität werde freilich auch in vielerlei Hinsicht in Oberösterreich bereits gelebt und das mache ihn dankbar und auch zuversichtlich, so der Bischof: "Ein herzliches Vergelt's Gott allen, die das Leben in den Grundvollzügen Glaube, Hoffnung und Liebe tragen und gestalten."
Dank für ehrenamtlichen Einsatz
Scheuer dankte "für die hohe und ausgeprägte Kultur der Freiwilligkeit in den Gemeinden und Pfarren". Ehrenamtlicher Einsatz biete die Möglichkeit, die Entwicklung eigener Ideen und Initiativen mit tätiger Nächstenliebe zu verbinden und als Individuum in eine tragende Gemeinschaft eingebunden zu sein. "Wir verdanken den Ehrenamtlichen unschätzbare soziale, karitative, kirchliche und auch wirtschaftliche Werte", so Bischof Scheuer. Gerade junge Menschen würden sich danach sehnen, dass ihre Fähigkeiten und Talente "geweckt und entdeckt" würden.
Für Bischof Scheuer war der Festgottesdienst zur Amtseinführung von Pfarrer und Pfarrvorständen gleichsam ein "Heimspiel", liegt doch seine Heimatgemeinde bzw. -pfarre Haibach ob der Donau im Gebiet der neuen Pfarre EferdingerLand. Die Messe stand unter dem Thema "Mit Gottes Segen das Neue wagen".
Linzer Diözesanreform
Geleitet werden die neuen Pfarren von jeweils einem Pfarrer in Zusammenarbeit mit zwei Vorständinnen bzw. Vorständen für pastorale bzw. wirtschaftliche Angelegenheiten. Wesentlich bleibt weiterhin die Mithilfe und Leitungsverantwortung in unterschiedlichen Aufgabenbereichen von Priestern, Ständigen Diakonen, Seelsorgerinnen und Seelsorgern sowie haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden vor Ort in den Pfarrgemeinden bzw. im pastoralen Handlungsraum der Pfarre.
Für die Linzer Pfarre Urfahr nahm am Samstag in der Pfarrkirche in Urfahr-Christkönig Generalvikar Severin Lederhilger die Amtseinführung vor. Die Festmesse stand unter dem Motto "Wer glaubt, ist nie allein". Die neuen Ämter und Strukturen müssten der Verkündigung des Glaubens und der Erlebbarkeit von Kirche dienen, unterstrich der Generalvikar in seiner Predigt.
Es gehe darum, den Menschen heute auf glaubwürdige Weise zu helfen, "Jesus zu erkennen und Gottes Gegenwart in einer säkularen Welt erfahrbar zu machen", so Lederhilger: "Ich bin mir gewiss: In vielen neuen Aufgaben, Rollen und Funktionen wird dies vielfältig hier im pastoralen Handlungsraum der Pfarre Urfahr und in den Pfarrteilgemeinden umgesetzt: durch verständige Begleiterinnen und Begleiter, erreichbare Seelsorgerinnen und Seelsorger, verantwortungsbewusste Mitglieder von Räten oder Seelsorgeteams, als haupt- oder ehrenamtlich Engagierte in den Verbänden, Gruppen oder Gliederungen der Katholischen Aktion."
Segenswünsche der Politik
Der frühere OÖ-Landeshauptmann Josef Pühringer überbrachte im Namen von Landeshauptmann Thomas Stelzer den neuen Pfarrverantwortlichen Glück- und Segenswünsche für die neuen Aufgaben. Kirche und Politik hätten ein großes gemeinsames Ziel: ein gutes Leben für die Menschen zu ermöglichen. Pühringer dankte in diesem Zusammenhang auch im Namen des Landes Oberösterreich für die vielen guten Dienste, die die Kirchen und Pfarrgemeinden leisten würden. Gerade in Zeiten der Krise sei alles wichtig, was Orientierung gebe, Sinn stifte, was Begegnung und Dialog ermögliche. "Mit der Seelsorge leistet die Kirche einen ganz wesentlichen Beitrag zur Lebensqualität, zu einem guten Leben der Menschen hier in unserem Land - von der Kinderbetreuung bis zur Seelsorge für ältere Menschen", so Pühringer.
Auch der Linzer Bürgermeister Klaus Luger gratulierte der Diözese Linz zur Pfarrstrukturreform. "Ich werde genau verfolgen, wie es funktioniert, wenn acht unterschiedliche Pfarrgemeinden von einem Pfarrer geleitet werden. Vielleicht kann ich mir das eine oder andere für die Kooperation mit Gemeinden und in Linz abschauen", sagte Luger.
Quelle: Kathpress