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Republik Moldau - Caritas-Kinderkampagne 2023
Georg Pulling

Republik Moldau: Caritas für ukrainische Flüchtlingskinder im Einsatz

Caritas-Kinderkampagne 2023 unter dem Motto "Die tiefsten Wunden sind die unsichtbaren" - Caritas-Präsident Landau und Wiener Caritasdirektor Schwertner auf Lokalaugenschein in Moldau - Landau: "Wenn Kinder gut aufgefangen und versorgt werden, können sie auch die schlimmsten Umstände überwinden"

17.02.2023

"Die tiefsten Wunden sind die unsichtbaren." - Unter dieses Motto hat die Caritas ihre heurige Kinderkampagne gestellt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Flüchtlingskindern in der Ukraine und im Nachbarland Moldau. "Kinder leiden besonders unter den vielen Krisen, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht sichtbar sind", so Caritas-Präsident Michael Landau bei einem Lokalaugenschein in der Republik Moldau. Kriege und Konflikte verletzten das Recht jedes Kindes. Es brauche Schutz, Bildung und Betreuung, mahnte Landau. Und er fügte hinzu: "Wenn Kinder gut aufgefangen und versorgt werden, können sie auch die schlimmsten Umstände überwinden." Dann könnten "aus den Traumata der Kinder wieder Träume werden". Das habe er bei den Caritas-Hilfsprojekten in Moldau erleben können.

 

Mehr als 700.000 Ukrainerinnen und Ukrainer sind seit Kriegsausbruch vor einem Jahr nach Moldau geflohen. Viele reisten weiter, zwischen 100.000 und 110.000 sind geblieben; darunter rund 50.000 Kinder. Ihnen gilt die besondere Aufmerksamkeit der Caritas. Die Republik Moldau hat in Relation zur eigenen Einwohnerzahl von allen Ländern der Welt die meisten Geflüchteten aufgenommen. Das kleine Land, das nicht einmal halb so groß wie Österreich ist und nur 2,6 Mio. Einwohner zählt, ist seit dem Jahr 2000 Jahren ein Schwerpunktland der Caritas der Erzdiözese Wien. Der Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner rief in Moldau eindringlich dazu auf, alles zu unternehmen, damit die Kinder auf der Flucht wie auch die Kinder in Not in Moldau nicht ihrer Kindheit beraubt werden.

 

Das Drama sei freilich wesentlich größer, so Schwertner weiter: "Weltweit sind 420 Millionen Kinder von Kriegen und Konflikten betroffen. 27 Millionen Kinder können aufgrund von Krieg keine Schule besuchen." Die Caritas wolle und könne sich damit nicht abfinden, "und wir sehen, dass unsere Hilfe ankommt, wesentlich mehr ist als nur der besagte 'Tropfen auf dem heißen Stein'". So habe man im vergangenen Jahr vier Millionen Menschen in der Ukraine helfen könne, darunter 250.000 Kindern. In Moldau wurden 36.500 Menschen unterstützt. "Diese Hilfe wollen und müssen wir noch ausbauen", so der Wiener Caritasdirektor.

 

Österreich und Europa dürften die Menschen in Moldau nicht im Stich lassen, appellierten Landau und Schwertner. Trotz der bitteren Not im eigenen Land seien die Menschen in Moldau beeindruckend hilfsbereit gegenüber den Flüchtlingen aus der Ukraine. Wie Schwertner der Nachrichtenagentur Kathpress sagte, seien bis zu 90 Prozent der geflüchteten Ukrainer privat untergebracht. Und Landau fügte hinzu: "Moldau ist ein kleines Land mit einem großen Herzen."

 

Appell an Österreichs Regierung

 

Bei einer Pressekonferenz in einer Hilfseinrichtung in der moldauischen Hauptstadt Chisinau appellierte Landau auch an die österreichische Bundesregierung, die staatlichen Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit zu erhöhen. "Wer in Österreich von der Wichtigkeit der Hilfe vor Ort spricht, dem muss der deutliche Ausbau der Mittel für die ADA (Austrian Development Agency) am Herzen liegen." Er wolle diese Bemerkung auch als Appell an Bundeskanzler, Vizekanzler und Finanzminister verstehen, so der Caritas-Präsident: "Die Hilfe aus Österreich kommt an und muss weitergehen." Diese Hilfe werde angesichts des Ausmaßes der humanitären Katastrophe auch einen langen Atem brauchen. "Das ist kein Sprint, das ist ein Marathon", unterstrich Landau.

 

Auch der österreichische ADA-Delegierte in Moldau, Gunther Zimmer, schloss sich bei der Pressekonferenz Landaus Appell an und erinnerte daran, dass Österreich sich dazu verpflichtet habe, 0,7 Prozent des Bruttonationalprodukts für Entwicklungszusammenarbeit aufzuwenden. Davon sei man immer noch weit entfernt. Zimmer verdeutlichte die Armutssituation in Moldau mit einigen Zahlen. Das Land gehöre mit dem Kosovo zu den ärmsten Europas. Die Situation sei schon vor der aktuellen Flüchtlingskrise angespannt gewesen: 20 Prozent der moldauischen Haushalte hätten immer noch kein Fließwasser, 60 Prozent seien nicht an die Kanalisation angeschlossen. Die Inflation, die zuletzt bei 30 bis 35 Prozent lag, sei für die meisten Menschen existenzbedrohend.

 

Ein Viertel der Bevölkerung lebt laut offiziellen Zahlen unter der Armutsgrenze, die vom Staat mit 112 Euro pro Monat definiert wird. Das durchschnittliche monatliche Bruttogehalt liegt bei 430 Euro.

 

Hilfe aus Österreich kommt an

 

Landau und Schwertner besuchten in den vergangenen Tagen gemeinsam mit österreichischen Journalisten einige Caritas-Hilfsprojekte in der Republik Moldau. Um die Grundbedürfnisse von Geflüchteten, Aufnahmefamilien und gefährdeten lokalen Familien zu decken, verteilt die Caritas über lokale Partner in Dörfern u.a. Nahrungsmittel, Hygieneartikel, Brennholz und Winterkleidung.

 

Auf dem Besuchsprogramm stand auch die "Fides"-Flüchtlingsunterkunft der Caritas in Chisinau. Diese wurde nur wenige Tage nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine eröffnet. Die Unterkunft bietet 125 Schlafplätze für Mütter mit Kindern, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen. In der Unterkunft erhalten Geflüchtete dreimal täglich warme Mahlzeiten, medizinische Versorgung, psychologische und soziale Unterstützung oder Rechtsberatung. Das Zentrum bietet auch ein Freizeit- und Bildungsprogramm für Kinder an. Die ukrainischen Flüchtlingskinder können im Zentrum am Online-Unterricht ihrer Schulen in der Ukraine teilnehmen.

 

Zugleich wird im "Fides"-Zentrum für ältere, bedürftige Moldauerinnen und Moldauer gesorgt. Rund 100 Personen erhalten täglich ein warmes Mittagessen.

 

Die Caritas hilft auch konfessionsübergreifend. Ein verlässlicher Partner vor Ort ist die orthodoxe "Diaconia". Landau und Schwertner besuchten das Flüchtlings- und Sozialzentrum St. Anna in Chisinau, das umfangreiche Dienstleistungen für Geflüchtete und Asylsuchende aus der Ukraine, aber auch für bedürftige Moldauer anbietet. Das orthodoxe Hilfswerk unterstützt die Geflüchteten mit Nahrungsmittel- und Hygieneartikelverteilungen, und insbesondere mit rechtlichen Beratungsdiensten, psychologischen Betreuungsangeboten und Dienstleistungen zur Arbeitsmarktintegration und Kinderbetreuung. Während am Vormittag Schulkinder aus der Ukraine im Onlineunterricht unterstützt werden, bietet das Zentrum auch Betreuungsangebote für kleinere Kinder und Nachmittagsbetreuung an. Alle Betreuungsdienste stehen ebenso den Kindern der lokalen Bevölkerung zur Verfügung. Ein extra eingerichteter Shuttleservice erleichtert den Zugang zum Zentrum.

 

Landau und Schwertner appellierten in Chisinau auch an die Solidarität der Österreicherinnen und Österreich mit den Flüchtlingskindern bzw. ihren Familien. Mit 25 Euro kann eine Flüchtlingsfamilie mit einem Hygienepaket ausgestattet werden, mit 20 Euro kann die Unterbringung, Verpflegung und Betreuung von einem Kind für einen Tag in einer Flüchtlingsunterkunft oder einem Sozialzentrum finanziert werden. Mit 40 Euro können zwei Kinder einer Familie mit hochwertiger Winterkleidung versorgt werden, und 350 Euro versorgen eine moldauische Familie, die Flüchtlinge bei sich aufgenommen hat, mit Brennholz für den gesamten Winter.

 

(Caritas-Spendenkonto: Erste Bank, IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560, Kennwort: Kinder in Not, Online-Spenden: www.caritas.at/helfen)

 

 

Quelle: kathpress

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