
"Furche": Nußbaumer und Stadler ziehen sich als Herausgeber zurück
Heinz Nußbaumer und Wilfried Stadler ziehen sich nach 20 Jahren als Herausgeber der Wochenzeitung "Die Furche" zurück. Das hat Chefredakteurin Doris Helmberger in der aktuellen Ausgabe (23.2.) mitgeteilt und diesen "zwei außerordentlichen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens" in Österreich für ihr langes Engagement gedankt. Beide würden der Zeitung jedoch als Kolumnisten erhalten bleiben. Ihre Herausgeberfunktion gehe an den Medieninhaber über, die zum Verlagshaus Styria gehörende "Die Furche - Zeitschriften-Betriebsgesellschaft m.b.h. & Co KG", wie Helmberger schrieb.
Der 79-jährige renommierte katholische Publizist Heinz Nußbaumer war fast 20 Jahre lang Außenpolitik-Chef des "Kurier", danach von 1990 bis 1999 Leiter der Presseabteilung der Präsidentschaftskanzlei sowie Sprecher der Bundespräsidenten Kurt Waldheim und Thomas Klestil. Wilfried Stadler, 1951 in Salzburg geborener Volkswirt, ist Honorarprofessor für Wirtschaftspolitik an der Wirtschaftsuniversität Wien und Lehrbeauftragter für Finanzmarktökonomie an der Universität Salzburg und vielfach publizistisch tätig.
Nußbaumer: Auch Medienwelt im Umbruch
In seiner "Auch im Abschied bleibt die Nähe ..." betitelten aktuellen Kolumne denkt Heinz Nußbaumer über Publizistik in einer Welt nach, die sich gerade auf bedrängende Weise - politisch und weit darüber hinaus - neu erfinde. Kriege, Krisen, Katastrophen ließen "daran zweifeln, dass es letztlich zum Guten hingeht".
Vieles auch am Journalismus werde nicht so bleiben, wie es bisher war, prognostizierte Nußbaumer. Der klassische Auftrag, "zu schreiben, was ist", stehe heute vor mächtigen Herausforderungen: Der scheidende "Furche"-Herausgeber nannte die unkontrollierbar gewordene Datenflut, Manipulationswerkzeuge des Populismus, riesige kommerzielle Digitalplattformen und technische Innovationen bis hin zum Einzug "künstlicher Intelligenz" in die Redaktionen. Die Folge sei ein "dramatischer Vertrauensschwund in die klassischen Medien", der zunehmende Verlust einer "gemeinsamen Öffentlichkeit" und die Abgründe von Fake News, Hate Speech und konspirativen Verschwörungsmythen.
Medien sind nach den Worten Nußbaumers "immer Produkt und Spiegel der Gesellschaft - bis dorthin, wo es um Wert und Würde des menschlichen Lebens geht". Das sei auch, was "Die Furche" in Österreichs Medienlandschaft so enorm wichtig mache - schon seit bald 80 Jahren, als das Blatt kurz nach dem Weltkrieg von Friedrich Funder als "Kulturpolitische Wochenschrift" gegründet wurde, im "Vertrauen auf die schöpferischen Kräfte eines lebendigen, herzhaften Christentums", wie es damals hieß.
Die 1945 gegründete "Furche" gilt als Medium christlich inspirierter Intellektualität, sie erscheint wöchentlich am Donnerstag in einer verkauften Auflage von 7.875 Exemplaren (Österreichische Auflagenkontrolle 2022); der Preis für ein Jahres-Printabo beträgt 181 Euro. (Link: www.furche.at)
Quelle: kathpress