
Familienverband: Betriebe sollen für mehr Väterbeteiligung sorgen
Neun von zehn Vätern in Österreich wissen um bestehende Angebote und Anreize, sich als Männer in die Familienarbeit und Kindererziehung einzubringen. Aber dass Papamonat, Karenz oder Elternteilzeit dann auch tatsächlich genützt werden, scheitert oft an strukturellen bzw. finanziellen Hindernissen. Das ist das Ergebnis einer "Integral"-Studie im Auftrag des Katholischen Familienverbandes (KFÖ), die dessen Präsident Alfred Trendl gemeinsam mit dem Männerforscher Erich Lehner am Freitag in Wien präsentierte. Trendl nahm die Wirtschaft in die Pflicht, für mehr Familienfreundlichkeit zu sorgen: Väterbeteiligung müsse "Chefsache" werden, in größeren Betrieben brauche es "Väterbeteiligungsbeauftragte".
Die vom Bundeskanzleramt und Familienministerium unterstützte Studie fußt auf einer Online-Befragung von knapp 400 Vätern zwischen 20 und 60 Jahren mit eigenen Kindern bis 14 Jahren, die zumindest teilweise mit im Haushalt leben. "Extrem erfreulich" ist laut Trendl der hohe Bekanntheitsgrad der bestehenden Angebote, nur ein Prozent habe noch nichts von Papamonat, Kinderkarenz oder der Berücksichtigung von Kindererziehungszeiten für die Pension gehört. Vorrangig die Medien, weniger Interessensvertretungen, Familienorganisationen oder Arbeitgeber dienen als Informationsquellen.
Wissen ist aber nicht gleich nutzen: Nur 31 Prozent der befragten Väter nehmen Pflegefreistellung in Anspruch, wenn Kinder krank sind; je 23 Prozent nutzen Kinderbetreuungsgeld und Karenz, 14 Prozent den Papamonat nach der Geburt ihres Kindes. Je höher die Bildung, desto eher werden Angebote genutzt, sagte Trendl - und die Gründe dafür schließen an eine frühere Integral-Studie im Auftrag des KFÖ zur Teilzeitarbeit an: Beim Ranking liegen Motive wie "will Zeit mit Kind verbringen", "Beziehung pflegen", "teile Verantwortung mit Partnerin" vorne.
Für Väterbeteiligungsbeauftragte in Betrieben
Bei den Gründen, warum Väterbeteiligungsangebote nicht genutzt wurden, nannte mehr als die Hälfte der befragten Väter finanzielle Gründe; ein Viertel gab an, das sei im Unternehmen unüblich, 13 Prozent fürchtete negative berufliche Konsequenzen. "Da gilt es anzusetzen", sagte KFÖ-Präsident Trendl. Den Arbeitgebenden komme eine wichtige Rolle bei mehr Väterbeteiligung zu. Wünschenswert seien eigens dafür Beauftragte ab einer gewissen Betriebsgröße von etwa 300 Beschäftigten. Der Familienverband sei mit politisch Verantwortlichen und Vertretern der Wirtschaftskammer im Dialog, in der Arbeitswelt mehr Familienfreundlichkeit zu verankern. Und mit der Kampagne "Vater sein - verpass nicht die Rolle deines Lebens" leiste der KFÖ Bewusstseinsarbeit.
Der Wunsch nach einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie steigt gerade unter jungen, höher gebildeten Vätern, wie eine weitere Frage der Studie belegte: Für deutlich mehr als die Hälfte der Befragten ist diese Vereinbarkeit ein Kriterium bei der Job-Wahl.
Anreize für Väterpräsenz setzen
Laut Erich Lehner, Männerforscher und Vorsitzender des Dachverbandes der Männerarbeit in Österreich, würden von einer gelungenen Work-Life-Balance auch die Partnerschaften bzw. Ehen sowie die Kinder profitieren. Aktive Väterpräsenz bzw. geteilte Verantwortung eines Paares sei entwicklungspsychologisch nachweislich günstig für Heranwachsende, ja sogar schon während einer Schwangerschaft - was auch für gleichgeschlechtliche Eltern gelte. 16 bis 20 Prozent der Väter in Österreich seien "involvierte Väter", die sich auch im Haushalt und Familienalltag engagieren, statt nur "Spielevater" am Wochenende zu sein.
Auch Lehner sieht die Haupthindernisse für mehr Geschlechtergerechtigkeit in hemmenden Rahmenbedingungen des Arbeitslebens: Männer würden in Betrieben als "stabile" Faktoren gelten, während Frauen als solche gesehen werden, "die kommen und gehen". Ein höheres Ausmaß an Erwerbsarbeit für Frauen würde sich laut dem Männerforscher begünstigend auf Väterbeteiligung auswirken - sofern, wie etwa in skandinavischen Ländern, auch qualitätsvolle Kinderbetreuung und eine "ideologische Offenheit", die erziehende Väter als Normalfall ansähe, gegeben sei. Er halte es nicht für gut, berufliche Auszeiten für Väter oder Vollzeitarbeit für Mütter zu verordnen, sagte Lehner, wohl aber seien gesellschaftliche Anreize sinnvoll.
Dem pflichtete KFÖ-Präsident Trendl bei: Er sei gegen Zwang; die Eltern, nicht der Staat sollten darüber befinden, in welchem Ausmaß sie selbst Kinderbetreuung leisten wollen. (Info zur Väterstudie: www.familie.at/vaeterstudie)
Quelle: kathpress