Zulehner ortet "dünneisige" Vorgaben für deutschen Synodalen Weg
"Dünneisige" Vorgaben des Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, ortet der Wiener Theologe Paul Zulehner mit Blick auf das aktuelle Treffen der deutschen Bischöfe in Dresden, wo sie die letzte Sitzung des Reformprozesses "Synodaler Weg" vorbereiten. In seinen publik gewordenen "Grußworten" sei Eterovic auf die beiden auf der Tagesordnung stehenden Themen Frauenordination und "Dauersynodalisierung" eingegangen und habe damit offensichtlich den Spielraum der kommenden Synodalversammlung abstecken wollen. Zu beiden Themen hinterfragte Zulehner in seinem Blog (28. Februar) unter dem Titel "Diskussionsbedarf mehr denn je" die Stichhaltigkeit der Argumente des Nuntius.
Zum "heißen Eisen" Frauenweihe wiederholte Eterovic die Aussagen von Papst Franziskus in einem Interview Ende November 2022, mit dem das Kirchenoberhaupt zu legitimieren suchte, "weshalb der Ort der Frau in der Kirche nicht im Amt sein könne", wie Zulehner schrieb. Franziskus unterschied das petrinische Prinzip der Kirche mit der "Dimension des geweihten Amtes" vom marianischen Prinzip, in dem sich die gesamte Kirche widerspiegle, "weil sie Frau und Braut ist". Als drittes Prinzip habe der Papst das administrative hinzugefügt, also die kirchliche Verwaltung, wo Frauen mehr Raum zu geben sei." Offensichtlich werde das "Petrinische" den allein ordinierbaren Männern und das "Marianische" den getauften Frauen zugewiesen, so Zulehner und zieht in Zweifel, ob das "ekklesiologisch so einfach" geht.
Aus der Sicht des Theologen erscheint das Petrinische als eine bestimmte Aufgabe im Rahmen des Marianischen, "als Dienst am und im Volk Gottes, nicht als Alternative zu ihm". Zulehner wörtlich: "Um in diesem Bild zu bleiben, muss ein Mann, der geweiht werden soll, zunächst 'Maria' sein und werden", so wie auch die Priester zunächst Laien seien. Damit stelle sich die Frage neu: "Warum kann sich das Marianische bei Männern mit dem Petrinischen verbinden und bei Frauen nicht?" Diese Frage beantworte der Papst nicht bzw. nur mit dem nicht begründeten Hinweis auf die Tradition, so Zulehner. "Zum Trost" biete Franziskus den Frauen das administrative Betätigungsfeld an - was diese "als weitere theologisch unnötige diskriminierende Kränkung" empfinden könnten.
Vom "Event" zur "Dauersynodalisierung"
"Dünneisig erscheinen auch die Überlegungen des Nuntius zum Synodalen Rat", also gemeinsamen Leitungsorganen von Klerikern und Laien, die die Delegierten des Synodalen Wegs mehrheitlich empfahlen. Dieser wurde vom Vatikan abgelehnt, weil man die Alleinzuständigkeit von Bischöfen in der ihnen anvertrauten Ortskirche nicht antasten will. Erzbischof Eterovic argumentiere, dass es auf weltkirchliche Ebene nach Bischofssynoden zwar "synodale Arbeitsgruppen" gebe, die sich um die Umsetzung der Beschlüsse und die Vorbereitung der nächsten Synode kümmern, diese aber lediglich beratende Aufgaben innehätten und nichts beschließen würden.
Dazu betonte Zulehner, es dürfe die Differenz zwischen konkret bestehenden Synoden und der Synodalität der Kirche nicht übersehen werden. Papst Franziskus erachte Synodalität als etwas, "was Gott sich von der Kirche im dritten Jahrtausend erwartet"; das Nachdenken über ihre Konkretisierung könne "sich nicht darin erschöpfen, bestehende Synodenordnungen zum Maßstab zu nehmen", so der Wiener Theologe.
Zudem seien "schon die (Bischofs-)Synoden eine Frucht des Konzils" und somit ein junges Gebilde, das noch in Entwicklung stehe. Papst Franziskus arbeite derzeit daran, aus Bischofssynoden "wahre Synoden" mit der Partizipation aller zu machen, ohne die Aufgabe des Amtes zu verraten. "Warum sollte aber, was als 'Event' zulässig ist, nicht auch dauerinstitutionalisiert werden können?", fragte Zulehner. "Wenn Synodalität bedeutet, aufeinander zu hören, ist nicht einzusehen, dass dabei die Verantwortung der Bischöfe untergraben würde. Im Gegenteil würde das Wort der Bischöfe aus einer gruppenbedingten Isolation befreit." Die Etablierung geeigneter Strukturen wäre laut Zulehner ein Schritt, die dauerhafte Synodalisierung der Kirche wirklich ernstzunehmen. (Blogbeitrag im Wortlaut: https://zulehner.wordpress.com/2023/02/28/diskussionsbedarf-mehr-denn-je)
Quelle: kathpress