Landtagswahl: Kirchenvertreter befragten Kärntner Spitzenkandidaten
Im Vorfeld der Landtagswahl in Kärnten am Sonntag (5. März) haben Vertreter der katholischen Kirche bei den Spitzenkandidatinnen und -kandidaten der antretenden Parteien nachgefragt, wie sie zum Glauben und der katholischen Kirche stehen. So baten die Präsidentin der Katholischen Aktion in der Diözese Gurk, Rolanda Honsig-Erlenburg, und deren Geschäftsführer Michael Halleger die Politiker in der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag" (26. Februar) zum Interview.
SPÖ-Landeshauptmann Peter Kaiser zeigte sich überzeugt, dass die Kirche nicht nur Hoffnung und Mut zusprechen sollte, sondern auch einen gesellschaftlichen und sozialen Auftrag hat. Papst Franziskus selbst weise in der Enzyklika "Laudato si" darauf hin, dass Umwelt- und Klimaschutz immer unter einem sozialen Aspekt stehen müsse, wies der Politiker hin. So gelte es, "die Klage der Armen ebenso zu hören, wie die Klage der Erde". Die Kirche in Kärnten nehme in dieser Hinsicht ihre Verantwortung in besonderer Weise wahr. Soziale Gerechtigkeit bedeute vor allem Verteilungsgerechtigkeit, "darauf zu achten, dass niemand zurückbleibt", so Kaiser.
"Ich bin ein gläubiger Mensch und praktizierender Katholik. Eine Messe zu besuchen gibt mir Kraft im Alltag", sagte der Spitzenkandidat der ÖVP, Martin Gruber. "Glaube gibt Orientierung und Halt, besonders in schwierigen Zeiten." Christliche-soziale Werte seien Teil der "Kärntner Leitkultur", zeigte sich der Politiker überzeugt. Geistliche und Mitarbeiter der Katholischen Kirche in Kärnten würden dazu mit besonderem Engagement beitragen, dafür gebühre ihnen Dank.
Für den Spitzenkandidaten der FPÖ, Erwin Angerer, brauche es Institutionen wie die Kirche, die den Menschen Mut in schwierigen Zeiten zuspreche. Dass in Kärnten viele christliche Traditionen weiterhin gelebt würden, sei Zeichen für die "Stabilität der Kirche" in dem Bundesland.
"Mein Glaube ist geprägt durch die Nächstenliebe", sagte die Grüne Kandidatin Olga Voglauer. "Als gläubige Christin sehe ich unsere Aufgabe darin, immer auch den Schwachen und Schwächsten unserer Gesellschaft Zuspruch zu geben." Dem Bischof der Diözese Gurk, Josef Marketz, sei das karitative Engagement ein großes Anliegen, so die Politikerin, er lege sein Augenmerk verstärkt dorthin, "wohin unserer Gesellschaft als solche oft nicht hinsieht".
Glaube sei in der heutigen, schnelllebigen Zeit "etwas Essenzielles, das Vielen Hoffnung und Orientierung gibt", sagte Gerhard Köfer vom "Team Kärnten". Die Kirche habe, als Institution, die sich auch in sozialen Fragen engagiert, einen "enormen Stellenwert" für Kärnten. Kirchen seien nicht nur Stätten des Glaubens, sondern prägten das öffentliche Bild, seien Wahrzeichen und Orientierungspunkte.
Janos Juvan von den NEOS sagte, er habe in einer katholischen Schule einen guten "moralischen Kompass" vermittelt bekommen. Die Kirche übernehme immer wieder wichtige Aufgaben, wenn es um den Schutz Bedürftiger gehe. Zudem schätze er den Einsatz katholischen Kirche beim Kulturgüterschutz.
Für "Vision Österreich"-Kandidat Alexander Todor-Kostic schenkt der Glaube in der jetzigen "konsumorientierten, Katastrophen-geschüttelten und kriegerischen Zeit" Trost, Mut und Kraft. Den Kirchen sei das "in Kärnten, aber auch in Gesamtösterreich nur teilweise gelungen", sagte Todor-Kostic.
Familienverband fragte nach Familienpolitik
Der Katholische Familienverband Kärnten hat die Kandidatin und Kandidaten im Vorfeld der Landtagswahl nach ihren familienpolitischen Positionen befragt und wie sie zur Wahlfreiheit in der Kleinkindbetreuung stehen. Die Ergebnisse sind auf der Webseite des Verbands nachzulesen.
Für SPÖ-Landeshauptmann Kaiser ist es wichtig, dass alle Kinder unabhängig vom Wohlstand der Eltern eine Einrichtung oder Tageseltern besuchen könne, um so "wichtige Bildungsschritte und Lernerfahrungen machen, die ansonsten verwehrt bleiben". Das habe man in Kärnten mit dem Kinderstipendium und Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz umgesetzt, sagte der Landeshauptmann.
"Eltern sollen die Wahlfreiheit haben, wie sie ihr Kind betreuen wollen", sagte ÖVP-Kandidat Martin Gruber. Er trete deswegen dafür ein, dass das Kinderstipendium allen Eltern gewährt werde, egal, ob das Kind in einer Kindertagesstätte oder zu Hause betreut werde.
FPÖ-Spitzenkandidat Angerer setzt sich für einen "Familien-Scheck" ein: "Wer sein Kind zuhause betreuen möchte, soll dies auch können und dafür mit einem monatlichen Betrag unterstützt werden." Es solle "echte Wahlfreiheit zwischen Kindergartenbetreuung und Betreuung zu Hause" geschaffen werden.
"Wir arbeiten für bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und sind dafür, die Kosten der Kinderbetreuungseinrichtungen zu übernehmen", sagte die Kandidatin der Grünen, Voglauer. "Bildung ist eine gesellschaftliche Aufgabe und kann nicht ausschließlich durch elterliche Betreuung gelingen", zeigte sie sich überzeugt.
Für Köfer vom "Team Kärnten" müsse "echte Wahlfreiheit" möglich sein und finanzielle Gleichbehandlung in der frühkindlichen Betreuung angestrebt werden. Gleichermaßen gelte es, im institutionellen Kinderbildungs- und -betreuungsbereich weitere Verbesserungen zu erreichen.
Neos-Kandidat Juvan sagt, dass Eltern wählen können sollten, wie lange sie ihre Kinder selbst betreuen wollen. Für ihn ist aber die Stärkung der Betreuungsangebote und der Pädagoginnen und Pädagogen nicht minder wichtig, "denn für Kinder ist der Umgang und Kontakt mit Gleichaltrigen enorm wertvoll in ihrer Entwicklung".
"Unsere Vision sind viele verschiedene Betreuungsvarianten, welche die Familie oder Mutter wählen kann", sagte Nina Pokorny von "Vision-Österreich". "Mütter sollen auch zu Hause bleiben können und ihre Kinder mit ihren Werten großziehen." Dafür müsse es ein Versicherungs- und Vergütungssystem geben.
"Es steht für uns außer Frage, dass eine Wahlfreiheit der Kinderbetreuungseinrichtung gegeben sein muss, als auch eine kostenfreie Kinderbetreuung für Kärntner Familien", sagte Karlheinz Klement vom "Bündnis für Kärnten".
Quelle: kathpress