
Kirchen: Im Bemühen um Frieden in der Ukraine nicht nachlassen
Der Krieg in der Ukraine war eines der Hauptthemen bei der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) am Donnerstag, 9. März, in Wien. Die Vertreterinnen und Vertreter der 17 Mitgliedskirchen sowie der zehn Organisationen mit Beobachterstatus kamen unter dem Vorsitz des armenischen Bischofs Tiran Petrosyan in den Räumlichkeiten der armenischen Kirche in Wien zu ihren Beratungen zusammen, wie einem Bericht auf der ÖRKÖ-Website (www.oekumene.at) zu entnehmen ist.
Die methodistische Pastorin Esther Handschin stellte das Dokument "Pathways to peace" ("Wege zum Frieden") der "Konferenz Europäischer Kirchen" (KEK) vor. Der KEK gehören 113 orthodoxe, anglikanische, altkatholische, lutherische, reformierte, unierte und methodistische Kirchen Europas an. Die KEK repräsentiert rund 380 Millionen Christinnen und Christen.
Im Dokument "Pathways to peace" werden laut Handschin verschiedene Zielsetzungen formuliert. Dazu gehöre etwa der Aufbau eines Netzwerks von Kirchenleitenden und weiteren Personen zum Austausch und zur Vorbereitung des Friedens. Konkret brauche es die Schaffung von Möglichkeiten, dass sich Kirchenvertreter der Ukraine und Russlands während der anstehenden KEK-Vollversammlung 2023 im Juni im estnischen Tallin treffen können. Ebenso wolle man den Austausch zwischen Bürgern Russlands und der Ukraine ermöglichen, die in anderen Ländern Europas leben. Hier würden zunehmende Spannungen wahrnehmbar, bzw. sei es überhaupt zum Abbruch von Beziehungen gekommen. Besonderes Augenmerk legt das KEK-Dokument auf die Bildung eines Netzwerks mit europäischen Jugendgruppen, die in Zukunft bei der Friedensarbeit entscheidend mitwirken sollen.
Im Blick auf Russland stellt sich laut Handschin die Situation so dar, dass sich die Russisch-orthodoxe Kirche seit 2008 wegen eines Konflikts um die Orthodoxe Kirche in Estland aus der aktiven Zusammenarbeit mit der KEK zurückgezogen hat. Sie habe seither einen Status als Beobachter inne. Solange Metropolit Hilarion (Alfejew) als Leiter des Moskauer kirchlichen Außenamts für die Beziehungen zum Ausland zuständig war (bis Juni 2022), sei es noch teilweise zu einer Zusammenarbeit mit der KEK gekommen. Seither herrsche "Funkstille". Man müsse sich jedoch bewusst machen, dass es innerhalb der Russisch-orthodoxen Kirche - gerade auch bei deren Vertretern in anderen Ländern Europas - unterschiedliche Ansichten hinsichtlich des Krieges gibt.
Die klare Verurteilung des russischen Angriffskrieges und das gleichzeitige Bemühen um offene Gesprächskanäle auch mit Vertretern der Russisch-orthodoxen Kirche seien kein Widerspruch, so der Tenor der ÖRKÖ-Beratungen am Donnerstag. Die friedensliebenden Kräfte in der Russisch-orthodoxen Kirche müssten nach Möglichkeit gestärkt werden. Und auch die von der KEK eingemahnte Einbindung der Jugend wurde ausdrücklich begrüßt.
20 Jahre "Ökumenisches Sozialwort"
Ein weiterer Schwerpunkt der ÖRKÖ-Beratungen war das anstehende 20-Jahr-Jubiläum des "Ökumenischen Sozialworts". Das "Sozialwort" wurde in einem vierjährigen Prozess mit vielen tausenden Einzelpersonen, hunderten Organisationen unter Federführung der Katholischen Sozialakademie Österreichs erstellt und im Advent 2003 veröffentlicht. Das "Sozialwort" war als "Kompass" für die Kirchen und die Gesellschaft gedacht. Die großen Themenblöcke des "Sozialworts": Bildung, Medien, Beziehungen/Sozialer Zusammenhalt, Lebensräume Land/Stadt/Europa, Arbeit/Wirtschaft/Soziale Sicherheit, Frieden und Gerechtigkeit sowie Nachhaltigkeit/Schöpfungsverantwortung.
Rund zehn Jahre später hat der ÖRKÖ beschlossen, die Impulse des Sozialworts wieder aufzugreifen und weiter zu entwickeln. Dazu wurde der einjährige Prozess "sozialwort 10+" begonnen, der wieder federführend von der Katholischen Sozialakademie durchgeführt wurde. Ergebnis war die Broschüre/Arbeitshilfe "Solidarische Gemeinde".
Bis Sommer wollen die Kirchen laut ÖRKÖ-Bericht entscheiden, wie das "Sozialwort"-Jubiläum begangen bzw. wie die "wegweisenden Impulse" des "Sozialworts" fortgeschrieben werden sollen.
Gedenken an Peter Karner
Die Kirchenvertreterinnen und -vertreter gedachten bei der Vollversammlung auch des im Dezember verstorbenen früheren reformierten Landessuperintendent Peter Karner (1937-2022). Karner stand von 1982 bis 1986 als Vorsitzender an der Spitze des ÖRKÖ. Über Jahrzehnte hat er sich für die Ökumene eingesetzt und diese in Österreich maßgeblich mitgeprägt.
Dem ÖRKÖ gehören 17 Kirchen an: die Altkatholische Kirche, Anglikanische Kirche, Armenisch-apostolische Kirche, Bulgarisch-Orthodoxe Kirche, Evangelische Kirche A.B., Evangelische Kirche H.B., Evangelisch-methodistische Kirche, Griechisch-Orthodoxe Kirche, Koptisch-Orthodoxe Kirche, Römisch-Katholische Kirche, Rumänisch-Orthodoxe Kirche, Russisch-Orthodoxe Kirche, Serbisch-Orthodoxe Kirche und Syrisch-Orthodoxe Kirche. Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche, der Bund der Baptistengemeinden und die Neuapostolische Kirche sind "Mitglieder mit beratender Stimme". Weitere Institutionen bzw. Organisationen besitzen Beobachterstatus.
(Infos: www.oekumene.at)
Quelle: kathpress