
Pallin über Synodalen Weg: "Kirche wird Geistgewirktes aufgreifen"
Ein kritisches Feedback zum Synodalen Weg hat die von der Österreichischen Bischofskonferenz als Beobachterin beim Reformprojekt der katholischen Kirche in Deutschland entsandte Theologin Raphaela Pallin geäußert. Sie habe bei den Synodalversammlungen in Frankfurt oft Einmütigkeit vermisst; auch seien kritische Anmerkungen aus Rom bzw. anderen Teilkirchen kaum aufgegriffen oder sogar uminterpretiert worden, sagte Pallin vor den Delegierten bei der letzten, fünften Vollversammlung vergangene Woche. Das Statement kann nun auf der Website des "Synodalen Wegs" nachgelesen werden.
Schon früh sei in Wortmeldungen und Diskussionen beim Synodalen Weg eine größer als erwartete Diskrepanz spürbar gewesen, schilderte Pallin ihre Eindrücke. "Es gibt eine Mehrheit derer, die wollen, 'dass etwas weitergeht', und eine Minderheit derer, die Veränderungen ausdrücklich in der Kontinuität der kirchlichen Lehre suchen und vor zu weitgehenden Umgestaltungen kirchlicher Ordnungen warnen. Die Versöhnung dieser beiden Anliegen konnte nur zum Teil gelingen." Ob, wie und wo die vom Synodalen Weg erarbeiteten Positionen "dem Aufblühen christlichen Lebens in allen Teilen und Ständen der Kirche dienen können", werde die Zukunft zeigen, so die Wiener Theologin. "Die universale Kirche wird Geistgewirktes, Gutes aufgreifen."
Pallin ist Referentin für Erwachsenenkatechumenat sowie Ökumene in der Erzdiözese Wien. Von der Österreichischen Bischofskonferenz entsandt, hatte sie als eine von mehreren internationalen Beobachterinnen und Beobachtern auf Einladung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) an den Synodalversammlungen teilgenommen.
Nicht alle Prozesse des mehrjährigen Synodalen Weges seien für sie transparent gewesen, sagte Pallin weiter. Das Präsidium habe ausgesprochen weitreichende Kompetenzen in Gestaltung und Durchführung ausgeübt. In Österreich sei sie immer wieder gefragt worden, ob die Textvorschläge noch gemeinsame Überzeugungen oder errungene Kompromisse wiedergeben oder Ergebnis der Dominanz einer Mehrheit mit Positionen ohne echten Konsens.
Eine weitere Beobachtung der Theologin: "Offenbar gab es einen starken politischen Willen, bestimmte Anliegen 'durchzubringen' - was phasenweise enormen atmosphärischen Druck erzeugte. Die Nicht-Annahme von Texten galt etwa als 'Scheitern', mit allen emotionalen Konsequenzen. Bei aller Wertschätzung inneren Engagements, frage ich: Wäre hier nicht mehr Objektivität für einen synodalen Prozess angebracht gewesen - im Sinn des 'synodalen Vorgehens', das Papst Franziskus einmahnt?"
Zur von ihr vermissten Einmütigkeit zitierte Pallin einen ungenannten Pfarrer mit den Worten: "Solange der 'Synodale Weg' nicht vorlebt, wie man in Liebe um Einmütigkeit ringt, ist er für uns bedeutungslos - streiten können wir auch selbst." Den Geistlichen bewegte laut Pallin auch die Frage, ob der Synodale Weg einmal "für kirchenpolitische Kampfabstimmungen oder für das einmütige Zeugnis des Glaubens" stehen werde. Sie selbst, machte die Theologin deutlich, "hoffe und bete für Letzteres".
(Wortlaut des Statements von Raphaela Pallin abrufbar unter: www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-V/SV-V-TOP-8.1-Statement-Raphaela-Pallin_Beobachterin.pdf)
Quelle: kathpress