
Schipka: "Österreich ist ein religionsfreundlicher Staat"
Religionsfreiheit und Religionsfrieden sind ein wichtiger Bestandteil des politischen Systems in Österreich: Das hat Peter Schipka, Generalsekretär der Bischofskonferenz im Podcast "Zeitgespräch" (Folge 66) des Wiener SPÖ-Gemeinderats Gerhard Schmid betont. "Österreich ist ein religionsfreundlicher Staat", so der Theologe und Jurist wörtlich. Dies zeige sich etwa am Zusammenhalt und der Zusammenarbeit der Kirchen und Religionsgesellschaften. Religionsgemeinschaften prägten einen großen Teil der Gesellschaft und der Menschen; sie seien "lebensbestimmend".
Zum Konkordat und den diesbezüglichen Debatten gab Schipka zu denken, dass die Regelung im Zuge der rechtlichen Gleichbehandlungspflicht nicht nur die katholische Kirche, sondern auch kleinere Religionsgemeinschaften schütze. "Ich glaube, dass das Konkordat ein gutes Verhältnis regelt." Nachsatz: Auch die Republik würde damit "gut fahren".
Außergewöhnlich im Vergleich mit anderen Ländern sei der Umstand, dass in Österreich Religionen und Kirchen "untereinander ein sehr unkompliziertes, gutes Verhältnis pflegen", konstatierte Schipka. Religionsfreiheit benötige jedoch auch die Akzeptanz innerhalb der Religionsgemeinschaften, stellte der Generalsekretär klar. In einem Land mit Religionsfreiheit liege es an allen Einrichtungen zu respektieren, dass es andere Religionsgemeinschaften gebe. "Da darf es überhaupt keine Kompromisse geben", so Schipka wörtlich, der 2002 von Kardinal Christoph Schönborn im Stephansdom zum Priester geweiht wurde.
Gleiche Rechte und Pflichten
Aktuell gibt es in Österreich 16 Kirchen und Religionsgesellschaften sowie 11 staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften. Schipka bezeichnete dies als ein "wirklich einzigartiges System der gesetzlichen Anerkennung" und als etwas, das alle Religionsgemeinschaften verbinde. Aufgrund der Anerkennung gebe es "die gleichen Rechte und Pflichten für die katholische Kirche als allergrößte Religionsgemeinschaft, genauso wie für die ganz kleinen". Dieser Status vernetze über die jeweiligen Religionsfragen hinaus.
Religionsgemeinschaften seien neben den Familien zudem "eine wichtige Organisation für den Zusammenhalt". Aktuell seien es vor allem die Religionsgemeinschaften, die konkrete Hilfsangebote, etwa Lebensmittelausgabestellen anbieten würden. "Alles das ist Zusammenhalt, der glaube ich ohne Religionsgemeinschaften fehlen würde."
Das Verbindende stehe auch im Zentrum der 2012 gegründeten Plattform der Kirchen und Religionsgesellschaften, durch die sich alle staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften zu einem Austausch und einer Zusammenarbeit über politische und rechtliche Themen verpflichtet haben.
Zusammenhalt fördern
Im Blick auf Europa ortete Schipka nach wie vor Vorbehalte: Obwohl der "Eisernen Vorhang", zwar real nicht mehr existiere, gebe es noch immer Vorurteilen. Sogar bei Treffen mit europäischen Amtskolleginnen und Amtskollegen sei zu merken, dass man sich entweder für "zurückgeblieben" oder für "dekadent" halte. "Beides ist natürlich unrichtig". Umso wichtiger seien das persönliche Kennenlernen und der Austausch, um zu begreifen, was den anderen wirklich bewegt.
Wenig Verständnis zeigt Schipka gegenüber EU-Kritikern und Spaltern: "Alle, die das versuchen, sind auf dem Holzweg, weil sie meinen, mit einem kurzfristigen Erfolg erfolgreich zu sein. Letztlich hat sich aber immer die Kooperation als erfolgreich herausgestellt."
Zugleich verwies Schipka auf Papst Franziskus: Dieser "zeigt uns allen, dass der Glaube nicht in der Sakristei bleiben darf, sondern immer gesellschaftlich relevant werden muss, und zwar zum Zusammenhalt, zur Aussöhnung für die Hoffnung". Das Eintreten gegen Armut und für sozialen Zusammenhalt sei dabei sowohl eine Aufgabe der Politik als auch der Gesellschaft. "Es kann jeder und jede etwas tun und es tun auch viele etwas."
Der Bischofskonferenz-Generalsekretär würdigte das Angebot des Papstes, nach Kiew und Moskau reisen zu wollen: Der diplomatische Versuch einer Friedensvermittlung habe dem Papst zwar Kritik eingebracht, "aber ich denke, es ist wichtig, dass es noch Gesprächsmöglichkeiten gibt und ich hoffe sehr, dass sie möglichst rasch auch erfolgreich sein werden".
(Link: zeitgespraeche-gerhard-schmid.at)
Quelle: kathpress