
Kärnten: Gurker Domkapitel feiert 900 Jahre
Das Gurker Domkapitel, Österreichs zweitälteste Domkapitel nach Salzburg, feiert heuer sein 900-jähriges Bestehen. Das Jubiläum des traditionsreichen Beratungs- und Entscheidungsgremiums der Diözese Gurk-Klagenfurt wird laut einer Ankündigung vom Montag mit mehreren Festivitäten begangen. Zentrale Momente sind dabei ein Festakt im Klagenfurter Dom am Donnerstag (20. April, 18 Uhr), sowie am Tag der Diözesanpatronin Hemma (27. Juni) ein Festgottesdienst mit Diözesanbischof Josef Marketz im Gurker Dom.
Beim Festakt am Donnerstag steht nach der Begrüßung durch Dompropst Engelbert Guggenberger und Grußworten von Bischof Marketz, Superintendent Manfred Sauer sowie Vertretern des öffentlichen Lebens ein Festvortrag des Philosophen Prof. Robert Pfaller von der Kunstuniversität Linz zum Thema "Das Heilige, das Abscheuliche, das Erhabene" auf dem Programm. Anschließend wird der ehemalige langjährige Diözesanarchivar Peter Tropper die von ihm herausgegebene Festschrift "900 Jahre Gurker Domkapitel" präsentieren. Nach dem Festakt, der von Robert und Stefan Hofer (Trompeten) und Domorganist Klaus Kuchling musikalisch umrahmt wird, lädt das Domkapitel zur Agape.
Das Domkapitel, das im kirchlichen Alltag kaum in Erscheinung tritt, soll zum Jubiläum gemeinsam mit seinen Trägern vor den Vorhang geholt und über ihre Rolle im kirchlichen Geschehen nachgedacht werden, erklärte Dompropst Guggenberger im Vorfeld. Das Domkapitel und seine Mitglieder kommen aus der Kärntner Kirche und repräsentieren sie. Durch ihren Dienst der Seelsorge und mit der Unterstützung des Bischofs in seinem Hirtendienst "prägen und prägten sie nicht nur die Geschichte des kirchlichen Lebens, sondern auch die Geschichte des Landes Kärnten insgesamt", so der Leiter des Gremiums.
Das Gurker Domkapitel besteht derzeit aus acht Kanonikern (Domkapitularen), vier Ehrendomherren und einem emeritierten Kanoniker. Es bezeichnet sich heute als Priester- und Gebetsgemeinschaft, berät als "Collegium Consultorum" den Kärntner Bischof in wichtigen Entscheidungen und hat in wirtschaftlichen Angelegenheiten auch mitentscheidende Funktion. Da dem Domkapitel auch Priester angehören, die in der Pfarrseelsorge tätig sind, handle es sich bei dem Gurker Gremium auch um ein "Bindeglied zwischen der Diözese und den Pfarren". Leiter, Sprecher und Vorsitzführer ist Dompropst Guggenberger, Domdekan ist Michael Kristof.
Das Gurker Domkapitel ist nach dem Salzburger Domkapitel besteht seit dem frühen 12. Jahrhundert. Es hat seinen Ursprung in der Reformbewegung der Augustiner-Chorherren, die das urchristliche Gemeinschaftsideal zu erneuern suchten. 1123 verpflichtete Bischof Hiltebold von Gurk den Klerus an der Gurker Kirche unter dem aus dem Salzburger Domstift berufenen Propst Pabo zum gemeinsamen Gebet und Leben nach der Regel des hl. Augustinus. 1124 wurde dem Domkapitel das Recht zur freien Wahl seines Propstes erteilt. Seither besteht es in ununterbrochener Kontinuität und ist Eigentümer des Gurker Domes. 1787 übersiedelte das Domkapitel von Gurk nach Klagenfurt.
War die Aufgabe des Domkapitels neben der Feier der Liturgie und der Verehrung der heiligen Hemma von Gurk ursprünglich die Seelsorge im Gurktal, so nahmen Domkapitulare später zunehmend an der Leitung der Diözese teil. Unter Joseph II. wurden alle Domkapitulare Mitglieder des Bischöflichen Konsistoriums. Sie nehmen bis heute leitende Aufgaben in der Diözesanverwaltung wahr und bilden das sogenannte "Collegium Consultorum" mit wesentlichen Anhörungs- und Entscheidungsrechten in der Leitung der Diözese. Zu den Aufgaben der Domkapitulare zählt u.a. die regelmäßige gemeinsame Feier des Stundengebetes, der Kapitelmesse und der feierlichen sonntäglichen Liturgie im Klagenfurter Dom, der Kathedralkirche der Diözese Gurk. Überdies feiern die Domkapitulare an Hochfesten und bei besonderen Anlässen mit dem Bischof die Liturgie in der Kathedralkirche in Klagenfurt.
Doch auch die Erhaltung der Dom- und Stiftskirche in Gurk und seit der Übersiedlung nach Klagenfurt auch die finanzielle Sorge für die Dom- und Kathedralkirche St. Peter und Paul in Klagenfurt und des Domherrenhauses gehört zu den Aufgaben des Gremiums, wie auch die Unterstützung der 17 sogenannten Patronatspfarren aus dem Stiftungsgut. Aus den Liegenschaften, die aus dem Vermögen der heiligen Hemma stammen, wird die Besoldung der Domkapitulare wie auch ihrer Forstverwaltung finanziert. Dabei wird auf sorgsame Verwaltung nach wirtschaftlichen, sozialen und karitativen Grundsätzen sowie auf jährliche Rechnungsabschlüsse geachtet, hieß es.
Quelle: kathpress