
Graz: Blumenregen als Antwort auf Schmieraktion in evangelischer Kirche
Die Evangelische Kreuzkirche in Graz wurde Ziel einer Schmier- und Störaktion. Wie die "Kronenzeitung" und der "Kurier" am Samstag berichten, sprühte ein Mann am Donnerstagnachmittag mit schwarzem Lack politisch und religiös motivierte, teils nationalsozialistische Schriftzüge auf Böden und Wände der Kirche. Außerdem soll er pyrotechnische Gegenstände gezündet haben. Der Verdächtige wurde laut Zeitungsberichte festgenommen. Der Vandalismus ereignete sich an Hitlers Geburtstag. Trotz des enormen Sachschadens bleibe die Kirche ein "offenes Haus", man wolle sich durch den Vorfall weder vom Weg abbringen noch einschüchtern lassen, betonte der Pfarrer der Kreuzkirche, Paul Nitsche, in einer Aussendung des Evangelischen Pressedienstes (epd).
"Wir werden die Liebe wachsen lassen und ein sichtbares Zeichen setzen gegen den Hass, der uns hier entgegengeschlagen ist." Als Reaktion plant Nitsche einen Blumenregen. Er rief alle Grazerinnen und Grazer, auf, eingetopfte Frühlings- und Sommerblumen vor die Kirche zu bringen. "Trotz manchem düsteren Hintergrund werden das Leben und die Liebe siegen, das ist doch die Botschaft, die nach Ostern bleibt", sagte Nitsche. Die Blumen können ab sofort vor der Kirche abgestellt werden.
Als Angriff auf die Werte der evangelischen Kirche verurteilte der Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, Michael Chalupka, die Schändung der evangelischen Kreuzkirche. "Wir werden uns als Kirche weiterhin für eine offene Gesellschaft, für die Menschenrechte aller Menschen und gegen jede Form von Antisemitismus einsetzen." Als Zeichen dafür stehe auch der Blumenregen, den er als Bischof voll unterstütze. "Ich vertraue darauf, dass diesem abscheulichen Akt mit den Mitteln des Rechtsstaats angemessen begegnet wird", so Chalupka.
Der Schaden - also die Kosten für Reinigung und Renovierung - wird laut epd auf 42.000 Euro geschätzt. "Eine enorme Summe für die Pfarrgemeinde", so Pfarrer Nitsche. Die Pfarrgemeinde sei daher auf der Suche nach Firmen und Unterstützern, die bei der Beseitigung der Schmierereien helfen können. Hilfe hat bereits die Sozialorganisation "Diakonie de La Tour" zugesagt, die ihr Büro in der Kreuzkirche hat.
"Wir überlegen auch noch, wie wir mit der Schmiererei umgehen sollen", erklärte Nitsche, der in zwei Wochen, am 7. Mai, als Pfarrer der Kirche in sein Amt wieder eingeführt wird. "Wir werden uns hier etwas Kreatives überlegen. Die Schmierereien auf der Kirche werden zwar bis zum Gottesdienst sichtbar bleiben, aber den Anblick überdecken wir mit Zeichen des Zusammenhalts."
Quelle: kathpress