
Ordensfrau: Geschlechtergerechtigkeit Überlebensfrage für Kirche
Geschlechtergerechtigkeit ist für die katholische Kirche nach Überzeugung der bekannten deutschen Ordensfrau und Buchautorin Sr. Philippa Rath eine Überlebensfrage. "Berufung ist keine Frage des Geschlechts. Unsere Kirche hat nur dann eine Zukunft, wenn Frauen gleichberechtigt Anteil haben an allen Ämtern und Diensten", sagte die auch im Reformprozess "Synodaler Weg" aktive Benediktinerin im Interview des Südtiroler "Katholischen Sonntagsblattes" (26. April). An der Frauenfrage entscheide sich mit, ob die Kirche offen, gesprächs- und zukunftsfähig bleibe "oder sich zu einer sektiererischen Gegenwelt zur demokratischen Moderne entwickelt", so Rath.
Sie selbst begleite seit Jahren viele Frauen, die haupt- und ehrenamtlich in der Kirche arbeiten. "Viele von ihnen spüren in sich eine Berufung zur Diakonin oder Priesterin, können diese aber nicht leben." Das sei "ein großes Leid, das auch mich schmerzt und mich motiviert", für die Öffnung der Kirchenämter einzutreten, erläuterte Rath. Eine eigene Berufung zur Priesterin habe sie nie wahrgenommen, sie wollte immer Ordensfrau werden, erzählte die Benediktinerin der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim.
Warum es geweihte Frauen braucht, begründete die Theologin und Politikwissenschaftlerin zunächst mit dem Hinweis auf Gerechtigkeit: "Es geht um die Alternative zwischen Diskriminierung und Gleichberechtigung" und um die "Geltung der Menschen- und Grundrechte im Binnenraum der Kirche". Rath möchte auch umgesetzt wissen, was schon im Galaterbrief des Neuen Testamentes steht: "Ihr seid nicht mehr Juden und Griechen, Sklaven und Freie, Männer und Frauen, sondern ihr alle seid eins in Christus" (Gal 3,28). Die Kirche schade sich selbst, wenn "unzählige Charismen und Begabungen" für den Aufbau des Reiches Gottes nicht genutzt würden.
Es wird sich "Entscheidendes ändern"
Sie zeigte sich zuversichtlich, dass sich in den kommenden Jahren "Entscheidendes ändern wird in unserer Kirche". Im Rahmen des von Papst Franziskus angestoßenen weltweiten Synodalen Prozesses werde die Frauenfrage vielfach gestellt und diesbezüglich eine Reform eingefordert. "In vielen Teilen der Welt sehen das viele Menschen - Männer und Frauen - ähnlich."
Die Autorin der viel gelesenen Bücher "Weil Gott es so will - Frauen erzählen von ihrer Berufung zur Diakonin und Priesterin" und "Frauen ins Amt - Männer der Kirche solidarisieren sich" erinnerte sich in dem Interview auch an ihr Engagement als Delegierte des im März beendeten Synodalen Wegs in Deutschland: "Für mich waren diese drei Jahre gemeinsamen synodalen Gehens und Ringens eine ausgesprochen wertvolle Erfahrung." Das Miteinander von Bischöfen, Klerikern, Ordensleuten und Laien, von Männern und Frauen, Jungen und Älteren sei "inspirierend und bereichernd" gewesen, sagte Rath. "Wir haben trotz manch schmerzhafter Kompromisse viel erreicht, um die systemischen Ursachen des Missbrauchs zu beseitigen und den vielen Opfern gerecht zu werden."
Quelle: kathpress