
Kultusgemeinde: Antisemitismus in Österreich wird gewalttätiger
Im Durchschnitt rund zwei antisemitische Vorfälle pro Tag wurden im Jahr 2022 bei der Antisemitismus-Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) bekannt gemacht. Die insgesamt 719 Fälle sind zwar deutlich weniger als jene im Rekordjahr 2021 (965), aber immer noch der zweithöchste jemals verzeichnete Wert (2020: 585 Fälle). Vor allem die Zahl der physischen Angriffe, Bedrohungen und Sachbeschädigungen stieg an, wie aus dem am Montag von IKG-Präsident Oskar Deutsch und Generalsekretär Benjamin Nägele präsentierten Jahresbericht hervorgeht. Die zumeist jugendlichen Angreifer seien vor allem der Kategorie des "muslimischen" Antisemitismus zuzuordnen, hieß es. Abgenommen hätten Fälle von Massenzuschriften und generell Fälle mit Coronabezug.
Die Angriffe und Bedrohungen waren laut IKG mit neun Prozent der gemeldeten Fälle überproportional islamistisch motiviert. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) kam demnach aus dem politisch rechten Spektrum, 20 Prozent waren auf die linke Szene zurückzuführen. IKG-Präsident Deutsch dazu: "Jeder antisemitische Vorfall ist ein antisemitischer Vorfall zu viel. Und mir ist wirklich vollkommen wurscht, woher er kommt."
Die Statistik sei nur eine "kleine Bilanz" und mache nur einen Teil des Antisemitismus in Österreich sichtbar, betonte Deutsch. Es gehe dabei nur um tatsächlich gemeldete Fälle, die Dunkelziffer sei wohl weit höher. Die Übergriffe seien nach den Coronajahren jedenfalls nicht im erhofften Ausmaß zurückgegangen. Nicht zuletzt hatten die Pandemie, die damit verbundenen Maßnahmen und der Aufschwung von Verschwörungstheorien für einen Rekord an Meldungen im Jahr 2021 gesorgt.
(Link zum Jahresbericht 2022: www.antisemitismus-meldestelle.at/berichte; Info: www.ikg-wien.at)
Quelle: kathpress