
Methodisten an Regierung: Mit dem Klimaschutz endlich ernst machen
Die Evangelisch-methodistische Kirche in Österreich appelliert an die Bundesregierung, endlich mit dem Klimaschutz ernst zu machen. In einer Resolution, die am vergangenen Wochenende bei der Jahreskonferenz der Methodistischen Kirche in Linz beschlossen und am Montag an die Regierung versandt wurde, heißt es wörtlich: "Österreich braucht umgehend ein tragfähiges Klimaschutzgesetz, das das Recht auf Klimaschutz in der Verfassung verankert." Die Kirche mahnt etwa eine neue Mobilitäts- und Verkehrspolitik ein, inklusive eines klaren Bekenntnisses zum EU-weit beschlossenen Aus für Verbrennungsmotoren im Kfz-Bereich ab 2023.
Zudem fordert die Methodistische Kirche langfristige Strategien für die Reduktion klimaschädlicher Treibhausgase und Sozialleistungen für einkommensschwache Haushalte, die besonders von der Klimakrise betroffen sind.
Die Methodistische Kirche erklärt sich in ihrer Resolution zudem mit jenen solidarisch, die ihre zunehmende Verzweiflung in Form von gewaltfreiem Protest ausdrücken. "Als Kirche teilen wir ihre Sorgen und solidarisieren uns mit ihren Forderungen. Wir fordern politisch Verantwortliche und die Medien auf, dies ebenso zu tun."
Äußerungen, die die vorgebrachten Sorgen bagatellisierten, lehne man ebenso entschieden ab, wie verunglimpfende Bezeichnungen, die legalen Formen des Protests den Anschein der Kriminalität verleihen würden. "Wir fordern ein Eingeständnis der kritischen Situation, in der wir uns befinden, und die Bereitschaft, sich den Herausforderungen zu stellen", so die Methodistische Kirche.
Amtsübergabe an neuen Bischof
Bei der Jahreskonferenz in Linz, bei der die Resolution beschlossen wurde, wurde zugleich die Amtsübergabe an den neuen methodistischen Bischof Stefan Zürcher abgehalten. Zürcher war bereits im November 2022 in Basel zum Bischof der Methodistischen Kirche in Mittel- und Südosteuropa gewählt worden, zu der auch die methodistischen Gemeinden in Österreich gehören.
Freilich ist der Verantwortungsbereich des Bischofs weit größer. Zu seiner Diözese oder "Zentralkonferenz", wie es bei den Methodisten heißt, gehören neben Österreich auch Albanien, Algerien, Belgien, Frankreich, Nord-Mazedonien, Polen, Rumänien, Serbien, Tschechien, Tunesien, Ungarn und die Schweiz. Der Bischof hat seinen Sitz in Zürich. Das Bischofsamt diene vorwiegend der Kircheneinheit über Landesgrenzen hinweg, erläuterte Zürcher bei einem Pressegespräch am Montag in Wien.
Er hob zudem die soziale Komponente hervor, die in der Methodistischen Kirche besonders ausgeprägt sei. Dies werde etwa in der Hilfe für die Menschen in der Ukraine, in Syrien oder in Sozialzentren in Nord-Mazedonien und in Albanien deutlich. In Österreich habe die Methodistische Kirche mit dem Linzer Diakoniezentrum Spattstraße mit gut 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihr Leuchtturmprojekt. "Soziale Verantwortung wird in der Methodistischen Kirche ganz groß geschrieben", so Bischof Zürcher wörtlich.
Sexualität und Kircheneinheit
Im Pressegespräch ging der neue Bischof auch auf strittige Fragen in der Methodistischen Kirche zu Sexualität und den Umgang damit ein. Verantwortliche der Kirche aus den meisten Ländern des Bischofsgebiets hätten sich in den letzten Jahren zu Gesprächen an einem "Runden Tisch" getroffen. Sie erarbeiteten Vorschläge, die es ermöglichen sollten, trotz unterschiedlicher Auffassungen in den einzelnen Ländern - insbesondere hinsichtlich der Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und der Ordination homosexueller Personen - weiterhin eine gemeinsame Kirche zu bleiben.
Die Vorschläge des "Runden Tisches" zielten darauf ab, dass jedes Land beim Umgang mit der menschlichen Sexualität den lokalen Überzeugungen und Gesetzen folgen kann, ohne dass auf sie von außen Druck ausgeübt wird. Die Delegierten hätten schließlich im November in Basel die Vorschläge des "Runden Tisches" mit großer Mehrheit angenommen.
Auf Basis dieses Beschlusses haben auch die Methodisten in Österreich zwei Beschlüsse gefasst, wie Superintendent Schröckenfuchs erläuterte. Die Entscheidung, ob eine kirchliche Hochzeit gleichgeschlechtlicher Paare stattfinden kann, liegt laut der Kirchenordnung beim zuständigen Pastor oder der Pastorin. Alle nach österreichischem Recht standesamtlich geschlossene Ehen sollten demnach gleich behandelt werden. In einer zweiten Resolution wurden Teile der "Sozialen Grundsätze" der Methodistischen Kirche überarbeitet, die negative Aussagen zu Homosexualität enthalten hatten. Beide Anträge seien ohne Gegenstimme angenommen worden, berichtete Schröckenfuchs.
Kirche in Österreich und weltweit
Die Methodistische Kirche zählt in Österreich rund 1.500 Mitglieder. Methodistische Gemeinden gibt es in Graz, Linz, Ried, St. Pölten, Salzburg, Wien-Floridsdorf und Wien-Fünfhaus. In Wien-Fünfhaus gibt es zudem eine englischsprachige internationale Gemeinde. Die Kirche in Österreich wird von Superintendent Stefan Schröckenfuchs geleitet.
Die Evangelisch-methodistische Kirche ist im 18. Jahrhundert aus der Kirche von England (Anglikanische Kirche) hervorgegangen. Der anglikanische Priester John Wesley (1703-1791) gilt gemeinsam mit seinem Bruder Charles Wesley und George Whitefield als Begründer der methodistischen Bewegung.
Weltweit bekennen sich bis rund 90 Millionen Menschen zu Kirchen, die aus der methodistischen Bewegung hervorgegangen und im World Methodist Council (Weltrat Methodistischer Kirchen) verbunden sind. Die Evangelisch-methodistische Kirche in Österreich gehört zur "United Methodist Church", die weltweit verbreitet ist und knapp 13 Millionen Mitglieder hat.
Die Kirche hat eine demokratische Struktur. In den Konferenzen (Synoden) werden Beschlüsse gemeinsam von Laien sowie Pastorinnen und Pastoren gefasst. Alle geistlichen Ämter stehen Männern wie Frauen gleichermaßen offen. Die Bischöfe - Frauen wie Männer - werden gewählt. (Infos: https://emk.at/)
Quelle: kathpress