Lieferkettengesetz: Katholische Hilfswerke warnen vor Verwässerung
Katholische Organisationen warnen vor einer Verwässerung des Europäischen Lieferkettengesetzes. Am Donnerstag stimmt das EU-Parlament über seine Position zum Lieferkettengesetz ab. Im Vorfeld dieser Weichenstellung appellieren die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar (DKA) sowie "Jugend eine Welt" an die österreichische Politik, für ein starkes europäisches Lieferkettengesetz zu votieren, das keine Schlupflöcher zulässt und durch den "Lobby-Druck" einzelner Interessengruppen verwässert wird.
"Der vorgeschlagene Text ist schon ein Kompromiss, enthält aber zumindest strenge Sorgfaltspflichten für Menschenrechte und Umweltschutz", sagte Sigrid Kickingereder, Geschäftsführerin der Katholischen Jungschar, in einer Aussendung vom Dienstag. Finde der Kompromisstext eine Mehrheit, so wäre dies "eine gute Nachricht für die derzeit fast 80 Millionen schwer arbeitenden Kinder weltweit".
Die Richtlinie würde den Druck zu verstärktem Engagement erhöhen, um Missstände in globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten zu beheben. Ein wichtiges Element dafür sei die vorgesehene zivilrechtliche Haftung, die Betroffenen im Schadensfall Entschädigung zukommen zu lassen. Damit diese effektiv erreicht werden können, wären eigentlich noch Verbesserungen nötig, betonte Kickingereder. Dass der bereits ausverhandelte Text nun auf Druck der Wirtschaftslobbys nochmals aufgeschnürt werden soll, hält die DKA für "hochproblematisch".
Ihren Appell richtete die Dreikönigsaktion vor allem an die sieben ÖVP-Abgeordneten. "Bitte stimmen Sie zum Wohl ausgebeuteter Kinder für den auch von der EVP maßgeblich mitverhandelten Kompromiss und verzichten Sie darauf, diesen kurz vor der Finalisierung zu torpedieren", so Kickingereder. Die DKA setzt sich seit Jahren für ein starkes Lieferkettengesetz ein. Mit einer Aktion am Hafen Freudenau in Wien hatte die kirchliche Organisation kürzlich mit Vertretern anderer Hilfsorganisationen dem Anliegen Nachdruck verliehen.
Unternehmen in die Pflicht nehmen
Auch die katholische Hilfsorganisation "Jugend Eine Welt" hat am Montag für ein starkes Lieferkettengesetz geworben. "Unternehmen müssen in die Pflicht genommen werden, wenn es um die Achtung von Menschenrechten und Naturschutz geht", forderte "Jugend Eine Welt"-Geschäftsführer Reinhard Heiserer in einer Aussendung. Auch er appellierte an die österreichischen EU-Abgeordneten, sich nicht dem "Lobby-Druck" und den Interessen einzelner Wirtschaftsvertreter zu beugen.
Dass die Abstimmung voraussichtlich am 1. Juni, dem Internationalen Weltkindertag, über die Bühne gehe, ist für Heiserer ein "Zeichen", würden doch Kinderarbeit und andere gravierende Kinderrechtsverletzungen "oft am Beginn von Lieferketten" passieren. Zahlen von UNICEF und der Internationalen Arbeitsorganisation ILO belegten, dass weltweit rund 160 Millionen Mädchen und Buben als Kinderarbeiter tätig sein müssen. Knapp 80 Millionen dieser Kinder sind von besonders gefährlicher oder ausbeuterischer Arbeit betroffen.
Der vorliegende Kompromissvorschlag zum EU-Lieferkettengesetz sei ein wichtiger Schritt im Kampf gegen menschenunwürdige Arbeit und Ausbeutung, so Heiserer. Bei der kommenden Plenar-Sitzung hätten die Abgeordneten im EU-Parlament deswegen die Chance, "den richtigen Weg einzuschlagen".
Quelle: kathpress