Caritas St. Pölten: 236.000 Niederösterreicher armutsgefährdet
236.000 Menschen in Niederösterreich sind armutsgefährdet, das sind 14 Prozent der Bevölkerung in Österreichs flächenmäßig größtem Bundesland. Explodierende Preise bei Energie- und Lebensmitteln hätten auch in Niederösterreich spürbare Folgen, besonders für Menschen, die bisher schon über knappe finanzielle Mittel verfügten, machte die Caritas der Diözese St. Pölten bei einem Pressegespräch in der niederösterreichischen Landeshauptstadt am Mittwoch aufmerksam. Anlass war der Start der Caritas-Haussammlung, die armutsbetroffenen Menschen in Niederösterreich zugutekommt.
Es sei vor diesem Hintergrund "nicht verwunderlich, dass in den Caritas-Sozialberatungsstellen die Anfragen heuer stark gestiegen sind", berichtete der St. Pöltner Caritas-Generalsekretär Christoph Riedl. Insgesamt habe die Hilfsorganisation 2023 bei ihrer Sozialberatung bereits 6.475 Kontakte mit Klienten gezählt, das seien um 1.160 Kontakte mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, berichtete Riedl. Themen wie Existenzsicherung, Energie, Familie und Kinder, Wohnsituation sowie Gesundheit und Bildung seien dabei im Vordergrund gestanden. Insgesamt habe man bereits 400.000 Euro an Unterstützungen für Betroffene ausgezahlt.
Auch wenn Bundes- und Landesregierung in den vergangenen Monaten viel Maßnahmen und Unterstützungen auf den Weg gebracht hätten, zeige sich immer deutlicher, dass das Sozialsystem in Österreich zwar helfe, aber die Leistungen nicht mehr ausreichten, um Menschen mittel- und langfristig abzusichern. "Unser Sozialsystem ist nicht mehr das sichere, letzte Auffangnetz für Menschen in Not, das es einmal war", so Riedl.
"Aus meiner Sicht ist es daher unerlässlich, an den notwendigen Reformen der Sozial- und Versicherungsleistungen zu arbeiten", sagte Riedl. Dringend notwendig wäre die Umsetzung einer "echte bedarfsorientierte Mindestsicherung", die sich an den realen Kosten der Menschen für Wohnen, Energie und Lebensmittel orientiere, forderte der Generalsekretär. Ebenso brauche es eine Erhöhung der Ausgleichszulage auf die Armutsgefährdungsschwelle.
Die Caritas Haussammlung ist eine der größten Spendenaktionen für Menschen in Not in Niederösterreich. In den Monaten Juni und Juli machen sich Haussammlerinnen und Haussammler aus niederösterreichischen Pfarren auf den Weg und bitten um eine Spende zugunsten von Menschen, die Hilfe und Unterstützung benötigen. Das Geld, das bei der Haussammlung gesammelt wird, wird von der Caritas direkt in Niederösterreich verwendet. (Spenden: IBAN: AT28 3258 5000 0007 6000; Kennwort: Haussammlung, oder Online unter www.caritas-haussammlung.at)
Quelle: kathpress