
Schönborn-Appell zum gemeinsamen Glaubenszeugnis aller Christen
Die Notwendigkeit des gemeinsamen christlichen Zeugnisses der Gläubigen aller Kirchen im Land hat Kardinal Christoph Schönborn hervorgehoben. Er war Gast bei einem Festgottesdienst am Sonntagvormittag in der serbisch-orthodoxen Kirche "Am Schöpfwerk" in Wien. Dem Gottesdienst stand der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije vor, der sich derzeit zu einem mehrtägigen Besuch in Österreich aufhält. In seinem Grußwort am Ende des Gottesdienstes sagte Schönborn, dass es für ihn als Erzbischof von Wien eine große Freude sei zu sehen, wie viele Christen aus anderen Kirchen bereits in Wien bzw. Österreich leben.
Der Kardinal rief die serbisch-orthodoxen Gläubigen auf, gemeinsam mit allen anderen Christen im Land ihren Glauben zu bezeugen, "damit der Glaube in Wien und in Österreich lebendig bleibt, wo wir alle gemeinsam leben". Das sei ein höchst wichtiger Beitrag für das Gedeihen der Gesellschaft.
Der festliche Gottesdienst, zu dem Hunderte Gläubige gekommen waren, fand aus Platzgründen vor der Kirche "Am Schöpfwerk" im Freien statt. Mit Patriarch Porfirije zelebrierten u.a. der Wiener serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic), zahlreiche weitere nach Wien gekommene serbisch-orthodoxe Bischöfe, aber etwa auch der Wiener russisch-orthodoxe Bischof Aleksij (Zanochkin), der rumänisch-orthodoxe Bischof Serafim (Joanta) sowie der antiochenische griechisch-orthodoxe Bischof Isaak (Barakat). Serafim und Isaak sind auch für die Gläubigen ihrer Kirchen in Österreich zuständig.
Die Erzdiözese Wien hatte die Kirche "Am Schöpfwerk" im September 2022 an die Serbisch-orthodoxe Kirche übergeben. Ausdrücklich dankte Kardinal Schönborn in seinem Grußwort der katholischen Schöpfwerk-Gemeinde, dass sie dieses "Opfer" gebracht habe. Schönborn sprach in diesem Zusammenhang von einem "Akt der Nächstenliebe".
Es sei zugleich nachvollziehbar, dass die zahlenmäßig große Serbisch-orthodoxe Kirche im Land mehr Gotteshäuser braucht. Das gemeinsame Gottesdienst-Feiern und Zusammenkommen sei essenziell für die serbisch-orthodoxe Gemeinschaft wie für jede Kirche, so der Kardinal.
Mehr Orthodoxe, weniger Katholiken
Die örtliche katholische Pfarrgemeinde wurde wieder Teil der "Mutterpfarre" Altmannsdorf, von der sie 1982 abgetrennt worden war. Zur Zeit der Gründung der Pfarre "Am Schöpfwerk" im Jahr 1982 lebten dort rund 5.000 Katholikinnen und Katholiken. Die Pfarre war als integrativer Teil zahlreicher damals neu entstehender Wohnbauanlagen im 12. Wiener Gemeindebezirk konzipiert worden. Durch die demografische Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten sank jedoch die Zahl der Katholiken auf zuletzt knapp 1.000. Gleichzeitung stieg der Anteil der Bewohner mit orthodoxer Konfessionszugehörigkeit.
Patriarch Porfirije dankte dem Wiener Erzbischof für die vielfältige Unterstützung der Serbisch-orthodoxen Kirche. Neben der Kirche "Am Schöpfwerk" hatte die Erzdiözese Wien schon 2014 die Pfarrkirche Neulerchenfeld in Ottakring an die serbisch-orthodoxe Kirche übergeben. Porfirije würdigte zudem auch, dass die Katholische Kirche in Österreich auch andere Kirchen mit der Bereitstellung von Gotteshäusern und auf andere Weise unterstütze. Seinen eigenen Bischof Andrej (Cilerdzic) würdigte der Patriarch, weil er die Serbisch-orthodoxe Kirche in Österreich so umsichtig leite.
An dem feierlichen Gottesdienst waren neben Kardinal Schönborn auch viele weitere Vertreter der Ökumene gekommen; so u.a. der armenisch-apostolische Bischof und Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Tiran Petrosyan, der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, der methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs, der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Emanuel Aydin, der Wiener Bischofsvikar Dariusz Schutzki und der lutherische Altbischof Michael Bünker.
Patriarch Porfirije absolviert seit Donnerstag einen Pastoralbesuch in Österreich. Der letzte öffentliche Programmpunkt des Besuchs findet am Sonntagabend im Belvedere statt. Im Rahmen eines festlichen Empfangs wird der Patriarch Kardinal Schönborn mit dem höchsten Orden der Serbisch-orthodoxen Kirche auszeichnen - dem "Orden des Hl. Sava 1. Ranges".
Die Serbisch-orthodoxe Kirche ist die zahlenmäßig größte orthodoxe Kirche in Österreich. Ihr gehören bis zu 350.000 Gläubige an. Die rund 25 Pfarrgemeinden verteilen sich auf das ganze Bundesgebiet. Bischof Andrej (Cilerdzic) ist seit 2014 im Amt. Ihm stehen für die Seelsorge in Österreich rund 30 Priester zur Verfügung. Bischof Andrej hat seinen Amtssitz in Wien.
Quelle: kathpress