
Glettler: Kirche auch bei Gegenwartskunst wichtige Kulturträgerin
Die katholische Kirche ist nicht nur bezogen auf die traditionelle Kunst, sondern auch "im pulsierenden Feld von Gegenwartskunst" eine wichtige Kulturträgerin in Österreich. Darauf hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler hingewiesen. Das Feld der zeitgenössischen Kunst ermögliche einen "spannenden Lernprozess, der sowohl die Kulturschaffenden als auch die kirchlichen Verantwortungsträger voneinander lernen lässt", sagte der in der Österreichischen Bischofskonferenz für Kunst und Kultur zuständige Bischof am Samstag gegenüber Kathpress. Anlass war der 50. Jahrestag der Eröffnung der "Sammlung zeitgenössischer Kunst der Vatikanischen Museen" am 23. Juni 1973 durch Papst Paul VI.
Papst Franziskus hatte am Freitag gemeinsam mit rund 200 Künstlern aus 30 Ländern das 50-jährige Bestehen der Sammlung in den Vatikanischen Museen gefeiert. Im Rahmen einer außergewöhnlichen Audienz in der Sixtinischen Kapelle betonte er am Freitag die "natürliche Freundschaft" zwischen Kunst und katholischer Kirche. Denn Kunstschaffende nähmen die unerschöpfliche Tiefe der Existenz, des Lebens und der Welt ernst -, auch in ihren Widersprüchen und tragischen Seiten. Zudem könnten Kunst wie Glaube die Dinge nicht so lassen, wie sie sind: Sie veränderten, verwandelten, bekehrten sie.
Glettler verwies auf "unzählige Pfarr- und Wallfahrtskirchen, Kapellen und Klosteranlagen" an denen "seit Jahrhunderten Gemeinschaft aufgebaut und kulturelle Identität gestiftet" werde. Der Kulturerhalt sei deshalb nicht nur ein kirchlich-pastorales Anliegen, sondern entspreche auch dem Interesse der Bevölkerung - auch der nicht kirchlich Interessierten, so der Bischof. In den Diözesen werde zudem eine enorme Konservierungs- und Bildungsarbeit geleistet - nicht zuletzt auch mit den entsprechenden Diözesanmuseen. Zusätzlich dazu sei der Dialog mit zeitgenössischer Kunst "ein bemerkenswertes Engagement" der österreichischen Kirche.
Als "Leuchtturmprojekt" auf diesem Feld nannte Glettler das Dom-Museum in Wien, das in thematischen Jahresausstellungen alte und neue Kunst in einen fruchtbaren Dialog bringe. So sei in dem Museum auch die Sammlung Msgr. Otto Mauer beheimatet, die einen "bleibend gültigen" Querschnitt der österreichischen Nachkriegskunst repräsentiere und damit indirekt das richtungsweisende Wirken einer der wichtigsten Pioniergestalten für eine radikale Öffnung hin zur Gegenwartskunst wachhalte.
Weiteres Beispiel für den Dialog zwischen Kirche und zeitgenössischer Kunst sei das "KULTUM", das Zentrum für Gegenwart, Kunst und Religion in Graz. Dieses habe eine Zusammenarbeit mit anderen etablierten Kunstinstitutionen etabliert. Andere Beispiele für den Dialog zwischen moderner Kunst und Kirche in Österreich seien die Katholische Hochschulgemeinde in Graz, die Kirche St. Andrä in der sterischen Landeshauptstadt und das Benediktinerstift Admont, das ein Museum für Gegenwartskunst mit einer bemerkenswerten Sammlung aufgebaut habe.
Ebenso erwähnte Glettler, dass es in zahlreichen Pfarr- und Bischofskirchen in Österreich jährlich zur Fastenzeit Kooperationen mit Kunstschaffenden - meist sind es Fastentuch-Installationen, die auf die mittelalterlichen Passionstücher zeitgemäß Bezug nehmen - gebe. Verschiedene Kunstpreise in den österreichischen Diözesen bezeugten überdies das lebendige Dialogfeld mit zeitgenössischer Kultur, so Glettler. Zu nennen seien etwa der Otto-Mauer-Preis in der Erzdiözese Wien, der Kardinal König Kunst-Preis der Erzdiözese Salzburg, der Kunstpreis der Diözese Graz-Seckau sowie Förderpreise für Bildende Kunst und Architektur des Diözesankunstvereins Linz.
Quelle: kathpress