
Vatikan-Expertin: Unter Franziskus stieg Frauenanteil im Vatikan
Papst Franziskus ist es ein großes Anliegen, Frauen im Vatikan zu fördern. Das betont die heimische Vatikan-Journalistin Gudrun Sailer im Interview mit den Medien der Erzdiözese Wien (Der Sonntag, Radio Klassik Stephansdom). Von den insgesamt 5.150 Angestellten beim Vatikanstaat und beim Heiligen Stuhl seien mehr als 1.100 Frauen. Sailer: "Unter Papst Franziskus ist der Anteil an Frauen, die im Vatikan tätig sind, gestiegen. Da unterstelle ich eine Absicht dahinter."
Die Niederösterreicherin Sailer arbeitet seit rund 20 Jahren bei Radio Vatikan bzw. dem Onlineportal "Vatican News". Sie ist Mitbegründerin des im Vatikan eingetragenen Vereins "Donne in Vaticano" ("Frauen im Vatikan"). Dazu sagte sie: "Wir haben uns vor sieben Jahren zusammengeschlossen. Es war das Anliegen, sich auszutauschen, sich kennenzulernen, um zu wissen, wo wir stehen in diesem Priesterstaat. Die Frauenfrage empfinden wir übrigens nicht alle gleich."
Im Mai 2022 hatte eine hochrangige Frauen-Delegation aus Österreich den Vatikan besucht und war u.a. zu Gesprächen über Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche mit Kurienvertreterinnen zusammengetroffen. Sailer blickt darauf sehr positiv zurück: "Meine Mutmaßung war, dass es sehr innovativ war. Es sind alle Türen aufgegangen bei Frauen mit Führungsaufgaben. Zum Beispiel mit Sr. Alessandra Smerilli. Sie ist als Untersekretärin die Nummer Zwei des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen für den Bereich Glaube und Entwicklung." Es seien bei den Gesprächen manche Anliegen dabei gewesen, die auch beim deutschen Synodalen Weg mit dabei sind, "schwierige Anliegen, Reformanliegen". Die Österreicherinnen hätten das auf den Tisch gelegt. Sie hätten aber auch benannt, "wo wir an einem Strang ziehen. Das hat für eine Basis gesorgt."
Im Blick auf den weltweiten Synodalen Prozess der Kirche und die Frauenfrage wies Sailer darauf hin, dass das Frauenthema, je nachdem in welche Gegend der Weltkirche man blickt, anders aussehe. Und der Vatikan sei dazu da, "die Mitte der Weltkirche zu sehen", so Sailer: "Die Anliegen sind teilweise ganz anders. In Mittelamerika sind Frauen beispielsweise oft mit Gewalterfahrungen konfrontiert. Da ist der Diakonat der Frauen noch gar kein Thema, da geht es darum, dass die Gewalt gegen sie aufhören muss. Da geht es um Ausbildung oder Gleichberechtigung in der Arbeitswelt."
Das Interview mit Gudrun Sailer in voller Länge wird von Radio Klassik Stephansdom am Montag, 3. Juli, um 17.30 Uhr ausgestrahlt und ist danach auch als Podcast abrufbar. (Infos: https://radioklassik.at/)
Quelle: kathpress