Theologe Tiwald: "Jesus ist einfach eine Wucht"
Jesus von Nazareth fasziniert auch nach 2.000 Jahren noch die Menschen - und zwar über die Religionsgrenzen und die Grenzen der Theologie hinaus. Darauf hat der Wiener Bibelwissenschaftler Prof. Markus Tiwald im Gespräch mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" hingewiesen (aktuelle Ausgabe). "Jesus ist einfach 'eine Wucht'. Ganz gleich, ob man Christ ist oder nicht - der Mann aus Nazaret lässt niemanden kalt." Tiwald äußerte sich im Vorfeld der weltgrößten Tagung von Bibelwissenschaftlern, die vom 25. bis 29. Juli an der Universität Wien stattfindet und die Tiwald gemeinsam mit seinem evangelischen Kollegen Prof. Markus Öhler organisiert.
Die interdisziplinäre Tagung und die Internationalität der Gäste stelle für die Uni eine "enorme Bereicherung" dar, so Tiwald, der zugleich hoffe, dass damit die internationale und weltkirchliche Verflechtung noch enger wird. Wien und die theologischen Fakultäten erweisen sich damit einmal mehr als besonderer Schnittpunkt "vermittelnd zwischen dem protestantischen Norden und dem katholischen Süden", verbindend aber auch zwischen Ost und West.
Die Tagung der "Society of New Testament Studies" (SNTS) sei für ihn mehr als nur eine wissenschaftliche Veranstaltung, "sondern auch Zeichen der Lebendigkeit des biblischen Glaubens", führte Tiwald weiter aus. Diese Lebendigkeit zeige sich im breiten Interesse auch anderer Disziplinen und Wissenschaften am Neuen Testament. Wichtig sei aus christlicher Sicht die bleibende Verpflichtung auf die eigenen jüdischen Wurzeln, unterstrich der Neutestamentler.
Heute bestehe zum Judentum kein "garstig breiter Graben" mehr, wie er von Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) attestiert wurde, sondern eine Brücke. So seien das rabbinische Judentum und das Christentum "aus dem gleichen Mutterboden hervorgegangen" - nämlich der bunten und vielfältigen Welt des Frühjudentums. "Den Menschen Jesus von Nazaret in diese Entwicklungsgeschichte einzupassen, schmälert den christlichen Glauben nicht. Ganz im Gegenteil: Erst hier wird sichtbar, wie faszinierend das Engagement Jesu war, der aus dem Glauben an den Anbruch des Gottesreichs auch sein eigenes Leben geopfert hat."
(Weitere Infos zur SNTS-Tagung: https://snts2023.univie.ac.at)
Quelle: kathpress