
Glettler: Naturkatastrophen sind Metaphern für heutige Krisen
Als Sinnbild für problematische Entwicklungen im menschlichen Zusammenleben sieht der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler die kritischen Naturphänomene der Gegenwart. Extreme Hitzephasen, häufige Überschwemmungen sowie der ausgedehnte Schädlingsbefall der Wälder könne man durchaus auch als "Metaphern" verstehen, sagte der Bischof am Samstag bei der Weihe von sechs verheirateten Männern zu Ständigen Diakonen im Innsbrucker Dom. Die Dienstbereitschaft der Neugeweihten sei dabei wie eine Antwort auf diese Fehlentwicklungen.
"Überhöhte Temperaturen" beobachtete Glettler in der Dominanz von "Empörungen, Kränkungen, Gefühlen der Benachteiligung und der Nicht-Wertschätzung". In dieser "unnatürlichen Hitze" seien Geduld, Achtsamkeit, "Offenheit für wirkliche Begegnungen" sowie Versuche des Verstehens bitter vonnöten. Vergleichbar mit Hochwasser, würden weiters Menschen oft "von Stimmungen mitgerissen, von Ereignissen überrascht und mit News und Fakes überschwemmt, die sie nicht kontrollieren können", was Ohnmachtsgefühle auslöse. Menschen, die "mitweinen können" und "einfach da sind" könnten für sie eine "Diakonie des Tröstens" praktizieren.
Schließlich kam der Bischof auch auf die Borkenkäferplage zu sprechen. Die ruinierten Wälder in vielen Teilen Österreichs lieferten ein "erschütterndes Bild", welches auf ähnliche Weise jedoch auch die "von Ängsten befallenen" Menschen abgeben würden. Glettler: "Sie haben ihre Widerstandskraft verloren und werden leicht Opfer populistischer Parolen." Gefragt sei hier eine "Diakonie geistvoller Orientierung".
Wichtige Bindeglieder
Mit ihrem Weiheversprechen "Wir sind bereit" und ihrem Einsatz für Menschen in besonders belasteten Momenten seien Diakone mit den ehrenamtlichen Einsatzkräften bei der Freiwilligen Feuerwehr, beim Roten Kreuz oder der Berg- und Wasserrettung vergleichbar, stellte der Innsbrucker Oberhirte fest. Wichtig sei dabei, jegliche Selbstherrlichkeit abzulegen, "ein Leben lang Lernende zu bleiben" und neben den Problemlagen auch positive Potenziale wahrzunehmen. Zu letzteren zählte Glettler gestiegene Solidarität und ökologische Sensibilität sowie eine "geringer werdende Fixierung auf materiellen Wohlstand".
Für die Kirche seien Diakone ein Bindeglied zwischen hauptamtlich Engagierten und Ehrenamtlichen, sowie auch zum jeweiligen zivilen Berufsalltag, in dem die Geweihten in Verkündigung, Seelsorge und Diakonie präsent seien. Glettler: "Ihr habt konkrete Erfahrungen, wie eine verlässliche Beziehung und Familie zu leben ist, eure erste Berufung. Als Diakone seid Ihr darüber hinaus Visitenkarten echter Synodalität. Ihr bringt verschiedene soziale Welten zusammen und vermittelt dort, wo scheinbar nichts verbindet." Kreativität sei gefragt, "um Synodalität menschlich erfahrbar zu leben", sei doch Kirche "kein Solokonzert".
Bezugnehmend auf die beruflichen Hintergründe der Weihekandidaten, hob Glettler deren Vielseitigkeit hervor. "Vom emeritierten Universitätsprofessor, Direktor einer Fachschule über den Religionslehrer oder sozial engagierten Landesbeamten bis hin zum ehemaligen Weltfußball-Schiedsrichter ist alles dabei", so der Bischof. Geweiht wurden Walter Buchegger, Hannes Hörmann, Yohan Ibarra-Chen, Reinhard aus Jenbach, Klaus Marth, Herbert Unterlechner und Konrad Plautz.
Botschafter der Nächstenliebe
Derzeit sind in der Diözese Innsbruck 65 Männer als Diakone tätig. Sie verrichten ihren Dienst in ihren Heimatpfarren oder engagieren sich in sozialen Einrichtungen. Ihr Weihegrad berechtigt Diakone zur Durchführung von Wortgottesdiensten und Begräbnisfeiern, weiters können sie auch die Sakramente der Taufe und Ehe spenden. In der Gemeinde sollen sie als "Diener der Kirche" die Botschaft der Nächstenliebe weitergeben sowie an der Gestaltung der Gesellschaft mitwirken.
Seit dem Zweiten Vatikanischem Konzil (1962-65) erlaubt die katholische Kirche auch verheirateten Männern die Weihe zum Diakon. Dafür ist ein Mindestalter von 35 Jahren, die Zustimmung vonseiten der Ehefrau und eine dreijährige Grundausbildung erforderlich. Unverheiratete Diakone können ab 25 Jahren zur Ausbildung schreiten. Für angehende Priester bildet die Weihe zum Diakon die erste Stufe des Weihesakramentes.
Quelle: kathpress