
Van der Bellen hält am evangelischen Reformationstag Kanzelrede
Bundespräsident Alexander Van der Bellen wir am evangelischen Reformationstag (31. Oktober) eine Kanzelrede halten. Das berichtet die Tageszeitung "Die Presse" am Mittwoch mit Verweis auf die Präsidentschaftskanzlei. Demnach wird das Staatsoberhaupt im Rahmen eines Konzertgottesdiensts in der Lutherischen Stadtkirche in der Wiener Innenstadt (Dorotheergasse 18, 19 Uhr) von der Kanzel sprechen. Der zwischenzeitliche Agnostiker Van der Bellen war 2019 in die evangelische Kirche wieder eingetreten.
Inwieweit Van der Bellen die Ansprache persönlich oder aus Sicht des Staatsoberhaupts anlegen wird, ist demnach nicht bekannt. Für inhaltliche Fragen sei es noch zu früh, hieß es vonseiten der Präsidentschaftskanzlei. Der Reformationstag gilt als einer der wichtigsten Feiertage für evangelisch-lutherische Christen und markiert das Gedenken an das Anschlagen der 95 Thesen durch Martin Luther an der Schlosskirche zu Wittenberg am 31. Oktober 1517. Das Datum gilt als Ausgangspunkt der Reformation.
Eine Ansprache Van der Bellens von einer Kirchenkanzel herab wäre vor wenigen Jahren noch unrealistisch gewesen. Der langjährige Grünen-Chef war als junger Mann aus der evangelischen Kirche ausgetreten und bezeichnete sich lange als Agnostiker. Gerade das evangelische Christentum schien für Van der Bellen auch Last zu sein. "Als junger naiver Mensch hatte ich den Eindruck, dass die Katholiken ein leichteres Leben haben", sagte er. Denn Katholiken könnten einfach beichten gehen, während Evangelische alles mit sich selbst ausmachen müssten.
Van der Bellen hatte bereits 2017 anlässlich des Jubiläums "500 Jahren Reformation" über ebendiese und deren Folgen gesprochen. Ob Luther das Recht auf politische Freiheit selbst so gewollt habe, wisse er nicht, sagte das Staatsoberhaupt damals. Aber wenn nicht, dann sei diese politische Freiheit ein "Kollateralnutzen der Reformation" gewesen.
Kanzelreden sind in der evangelischen Kirche ein übliches Format und zwischen Predigt und Vortrag angesiedelt. Es ist üblich, Personen des öffentlichen Lebens dafür einzuladen. Die Worte von der Kanzel haben im Protestantismus eine besondere Tradition, die Predigt von diesem Ort aus rückte durch die Reformation in die Mitte des Gottesdiensts. Luther selbst empfahl, dass man von der Kanzel aus prägnante, aber nicht zu ausschweifende Worte an die Kirchengemeinde richten soll: "Der Prediger steige auf die Kanzel, öffne den Mund, höre aber auch wieder auf."
Quelle: kathpress