
Steiermark: Priester berieten über "synodale" Liturgie
Die Frage, wie liturgische Feiern am besten einer "synodalen Kirche" entsprechen und möglichst viele Menschen begeistern, stand im Mittelpunkt der diesjährigen steirischen Priesterwoche auf Schloss Seggau, die am Donnerstag endete. Frank Walz, Professor für Liturgiewissenschaft an der Paris-Lodron-Universität Salzburg, führte durch das mehrtägige Programm, dem rund 200 Priester der Diözese Graz-Seckau folgten. Liturgie-Entwicklung gehe Hand in Hand mit der Kirchenentwicklung, so Walz. Wenn man nun dem Zukunftsbild und der Kirchenentwicklung der Diözese Graz-Seckau entsprechend Liturgie gemeinsam mit den Menschen und ihren unterschiedlichen Lebensentwürfen gestalte, dann gelte es, bewährte Zugänge zu kultivieren und neue Zugänge zu finden, um viele anzusprechen.
Biker- oder Lkw-Segnungen seien ebenso zeitgemäße liturgische Anknüpfungspunkte wie Osterspeisensegnungen, "Thomasmessen" (abgeleitet vom zweifelnden Apostel) für Suchende, Zweifelnde und andere gute Christinnen und Christen sowie Feiern für spezielle Zielgruppen. Walz verwies dabei auch auf sein selbst entwickeltes Feierformat "X-Time" speziell für die Generation X, bei dem die Musik und die Predigt zentrale Elemente sind. Wichtig sei, dass die liturgische Feier nicht zur Show verkomme.
"Synodal" sei die Liturgie dann, wenn sie Christus als erfahrbaren Mittelpunkt habe und der Ort der Liturgie die Gemeinschaft sei. Walz betonte dabei die Wichtigkeit der liturgischen Dienste. "Es steht dem Zelebranten nicht zu, Lektor zu sein oder den Antwortpsalm zu singen", meint der Liturgieprofessor. Ein Priester oder andere Liturgie-Leiterinnen und Leiter dürfen nicht alles alleine und für sich feiern. "Feiern geht nur gemeinschaftlich", zeigte sich Walz überzeugt.
Kirche als Gegenpol
Die Begegnung mit Gott müsse bei jeder Feier im Vordergrund stehen. Gleichzeitig bekräftigt Walz, dass es nicht die Aufgabe der Kirche sei, sich jedem Milieu anzupassen. Es könne auch darum gehen, bisweilen einen Gegenpol zu bilden. Als Beispiel nannte er die Schuldfrage. Schuld einzugestehen, sei kein Thema des modernen Menschen. Die katholische Liturgie hingegen sei eine Möglichkeit, sich mit der eigenen Schuld zu befassen, selbst, wenn das nicht dem Zeitgeist entspreche.
Besonders wichtig ist für den Liturgiewissenschaftler zudem, dass regelmäßig gefeiert wird, selbst wenn die Gemeinden vor Ort klein sind. Die regelmäßigen Feiern könnten Anknüpfungspunkte sein für alle, die punktuell mitfeiern wollen, die eine kirchliche Feier als Oase im Alltag nützen wollen, um dort Gott zu begegnen und sich ihm anzuvertrauen. Ebenso wichtig seien Überraschungsmomente, eine besondere Musik und die Beziehung zwischen der oder dem Leitenden und den Mitfeiernden. "Die Feier muss authentisch sein, warmherzig, schön und stimmig, damit sich die Menschen angesprochen fühlen", sagte Walz.
Ohne Gemeinschaft keine Christen
Dem Kirchenlehrer Tertullian folgend betonte Walz: "Ein Christ ist kein Christ." Zum Feiern brauche man die Gemeinschaft, das Volk und die Inszenierung in Form der Liturgie, die mehr Kunst und ein Ereignis sei als ein Mach- und Handwerk. "Gelungen" sei die Feier, "wenn das Heilsgeschehen Gottes sichtbar wird, wenn sich die Menschen nach der Liturgie besser fühlen, wenn es dem feiernden Volk gut geht", zeigte sich Walz überzeugt.
Quelle: kathpress