
Ordensmann: Kinderarbeiter sind "Sklaven des 21. Jahrhunderts"
Auf die erschütternde Realität von ausbeutender Kinderarbeit weisen die Salesianer Don Boscos hin. Der katholische Orden lud laut einer Aussendung vom Montag zu einem Filmabend in Wien mit einem Jugendlichen aus der Dominikanischen Republik, der früher selbst auf der Straße arbeitete. Dabei wurde der triste Alltag dieser Kinder gezeigt, aber auch, wie die Ordensgemeinschaft Betroffenen den Ausstieg ermöglicht. "Viele Kinder arbeiten in der Landwirtschaft, auf Mülldeponien, beim Verladen von Waren, in Fabriken, beim Verkauf auf der Straße oder sie putzen Schuhe. Sie sind die Sklaven des 21. Jahrhunderts", erklärte der aus Santo Domingo angereiste Salesianerpater Juan Linares Muñoz.
Schon aufgrund der vielen Gefahren sei die Straße "nicht der richtige Ort für Minderjährige", betonte Linares. "Kinder sollten in der Schule lernen und mit ihren Freunden spielen. Doch viele von ihnen arbeiten, um ihren armen Familien zu helfen." Betroffene Buben und Mädchen würden meist schon vor dem Erlernen von Lesen und Schreiben auf der Straße oder in verschiedensten eigentlich für Erwachsene zugedachte Aufgaben arbeiten. "Aufgrund ihres jungen Alters wirken sie unsichtbar", so der Ordensmann.
Aus allererster Hand berichtete bei dem Filmabend der 14-jährige Moises von seinen Erfahrungen. Als Kind hatte er in Santo Domingo Schuhe geputzt und auf der Straße gelebt, bis er 2019 an "Canillitas con Don Bosco" teilnahm. Das Straßenkinderprogramm des Ordens bot ihm die Möglichkeit, wieder zur Schule zu gehen. "Canillitas" war auch der Name des Films des spanischen Regisseurs Raul de la Fuente, der bei der Veranstaltung gezeigt wurde. Pater Linares ist selbst Protagonist des Films, ebenso wie auch die Geschäftsführerin des Don Bosco Zentrums in Santo Domingo, Karen Julinda Montás Reyes, und Alberto López Herrero von den Misiones Salesianas in Madrid über das Problem berichteten.
Solidarisch mit den arbeitenden Kindern und ihren Helfern zeigte sich auch der Geschäftsführer von Don Bosco Mission Austria, Bruder Günter Mayer. Der Film solle auch in Österreich "Ursachen und Auswirkungen von Kinderarbeit deutlich machen", so der Ordensmann. Vielerorts zwinge die Armut Kinder und Jugendliche dazu, unter extrem gefährlichen und gesundheitsschädlichen Bedingungen zu arbeiten. "Sie werden erbarmungslos ausgebeutet und verlieren dabei jegliche Chance auf eine menschenwürdige Zukunft", betonte Mayer.
Das engmaschige Netzwerk der Salesianer Don Boscos zur Hilfe für Straßenkinder in der Dominikanischen Republik besteht bereits seit 1985. Die Zentren des Ordens auf der sonst eher als Reiseziel bekannten Karibikinsel bieten den betroffenen Kindern Raum zum Begegnen, Spielen und Entfalten, vor allem aber auch eine Ausbildung und psychologische Begleitung. Die Don Bosco Mission Austria unterstützt aus Österreich diese Anstrengungen wie auch weltweit viele weitere Straßenkinderprojekte, Sozialprogramme, Jugendzentren, Schulen und Berufsausbildungszentren des Salesianerordens. Ziel ist, "dass auch benachteiligte Kinder die Chance auf eine Zukunft bekommen", sagte Ordensprovinzial Siegfried Kettner bei dem Anlass. (www.donboscomissionaustria.at)
Quelle: kathpress