"Trompete von Jericho"
Reformgruppen ehren #OutInChurch
"Trompete von Jericho"
Reformgruppen ehren #OutInChurch
Die deutsche Initiative "#OutInChurch" für queere Menschen in der katholischen Kirche ist mit der "Trompete von Jericho" der Kirchenreform-Gruppen in Österreich ausgezeichnet worden. Der Preis sei eine wichtige und sichtbare Unterstützung für das Engagement für eine diskriminierungsfreie Kirche. Dafür brauche es Verbündete, dankte "#OutInChurch"-Vorstandsmitglied Jens Ehebrecht-Zumsande bei der Preis-Verleihung am Freitagabend im Kardinal-König-Haus in Wien-Hietzing. Die Initiative setze sich für ein "Kirche ohne Angst" ein, erinnerte Ehebrecht-Zumsande. Dafür sei ein innerkirchlicher Kulturwandel nötig, sagte der in der Erzdiözese Hamburg angestellte Religionspädagoge und appellierte für Schritte hin zu einer lehramtlichen Neubewertung von queeren Gläubigen.
Papst Franziskus verschleiere in diesen Fragen mit "schönen Worten" und einer nur auf den ersten Blick hilfreichen pastoralen Sprache, dass jenseits von Rhetorik letztlich alles beim Alten bleibe, so Ehebrecht-Zumsande. "Mir hilft dieses romantische Kirchenbild von einem Feldlazarett und das Mantra von 'Alle, alle, alle sind in der Kirche willkommen' überhaupt nicht, weil dieses vollmundige Versprechen nicht eingehalten wird", nahm der "#OutInChurch"-Vertreter u.a. Bezug auf jüngste Aussagen des Papstes beim Weltjugendtag in Lissabon. "Das klingt super, aber die Realität ist eine andere."
"#OutInChurch" kämpfe für das Ende eines "toxischen Angstsystems" in der Kirche, das insbesondere auch queere Menschen treffe, die in der Kirche arbeiten. Als Arbeitnehmer eine Bereicherung genannt zu werden, als Privatperson aber nach wie vor ein Sünder, sei "paradox", so Ehebrecht-Zumsande.
Mehr als Änderung bei Sexualmoral
Die katholische Kirche müsse wegkommen von einer "verengten Sexualmoral, hin zu einer lebensdienlichen Beziehungsethik", sagte Ehebrecht-Zumsande. Dazu sei zuletzt etwa beim "Synodalen Weg" der katholischen Kirche in Deutschland viel Gutes geschrieben und gesagt worden.
Bei der Anerkennung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt geht es aus Sicht des "#OutInChurch"-Vorstandsmitglieds aber um viel mehr als nur Änderungen in der Sexualmoral. So müsse man etwa lernen und ehrlich darüber sprechen, wo es in der Kirche strukturelle Diskriminierung, etwa von Frauen und queeren Menschen, gibt. "Da geht es um mehr, als dass sich Einzelpersonen diskriminierend verhalten", betonte Ehebrecht-Zumsande. Im Fokus stünden Lehre, Strukturen und Bedingungsfaktoren. "Es geht um das System, das diese Form von Ausschluss und Diskriminierung ermöglicht und fördert." Kirchenleitende müssten hier Verantwortung übernehmen.
Die Achtung der Menschenrechte und die Möglichkeit, in einer Kirche radikal verschieden, aber doch einig zu sein, brauche eine entsprechende inklusive pastorale Praxis, so der "#OutInChurch"-Mitinitiator weiter. Dafür sei nur eine einzige Regel nötig, hielt Ehebrecht-Zumsande fest: "Die besagt: 'Willkommen - so wie du bist. Schau, wer noch da ist und geht respektvoll miteinander um!' Ich glaube, dass wir das als Kirche können."
"#OutInChurch" ist nach eigenen Angaben eine Initiative von Mitarbeitern der katholischen Kirche in Deutschland, die sich unter anderem als lesbisch, schwul, bi, trans*, inter, queer und non-binär identifizieren. Die inzwischen als Verein mit 600 Mitgliedern organisierte Gruppierung ging Anfang 2022 mit einem kollektiven Coming-out und einem Manifest an die Öffentlichkeit. In der begleitenden ARD-TV-Doku "Wie Gott uns schuf" wurden über 100 Mitwirkende vorgestellt. "#OutInChurch" setzte einen wesentlichen Beitrag für die Änderung des Arbeitsrechts der kath)olischen Kirche in Deutschland.
Wenig Hoffnung auf Weltsynode
Der Vorsitzenden des Dachverbandes der katholischen Jugendverbände in Deutschland (BDKJ), Gregor Podschun, schilderte in einem Vortrag im Rahmen der Preisvergabe in Wien, die Diskussionen des deutschen "Synodalen Weges" um einen Paradigmenwechsel in der katholischen Sexuallehre. Von der aktuellen Synodenversammlung im Vatikan erhofft sich Podschun diesbezüglich wenig. Die meisten der in Rom Versammelten wollten keine Veränderung, zeigte er sich überzeugt. Gerade dort, wo die Kirche Menschen Leid zufüge, scheitere Synodalität als Methode, wenn es dabei nur auf ein gegenseitiges Zuhören ankomme. "Wir müssen endlich handeln und die Menschen schützen, denen Leid zugefügt wird", sagte Podschun. Hier könne es auch keinen Kompromiss geben.
Die "Trompete von Jericho" wurde heuer zum bereits dritten Mal verliehen. Im vergangenen Jahr ging sie an den ehemaligen Missionar, Politologen und Afrikanisten Josef Pampalk; 2021 wurde die frühere Ordensfrau und Buchautorin Doris Reisinger ausgezeichnet. Vergeben wird der Preis von den Gruppen "Laieninitiative", "Priester ohne Amt", "Wir sind Kirche" sowie der "Pfarrer-Initiative".
Quelle: Kathpress