Laienrat: Katholiken sollen in fragmentierter Gesellschaft wirken
Auf den über die Kirche hinausreichenden Gestaltungsauftrag katholischer Laienorganisationen zum Wirken in der Gesellschaft hat der Präsident des Katholischen Laienrat Österreichs (KLRÖ), Wolfgang Mazal, hingewiesen. Dies gelte umso mehr in einer Zeit, "in der man den Eindruck hat, dass sich gesellschaftliche Segmente immer stärker voneinander abgrenzen, ohne eine konstruktive Grenzüberschreitung zu wagen", sagte Mazal bei der KLRÖ-Vollversammlung, die an diesem Wochenende in Innsbruck stattfindet. Im Rahmen der Auftaktveranstaltung am Freitagabend reflektierten Delegierte aus ganz Österreich sowie Katholikinnen und Katholiken aus der Diözese Innsbruck unter dem Motto "An die Zäune gehen" Grundfragen der Gesellschaft, wie der Laienrat gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress mitteilte.
Sich mit der eigenen Begrenztheit auseinanderzusetzen, sie anzunehmen und als Gestaltungsauftrag zu begreifen, um die Grenzen der eigenen Gruppe zu überwinden, sei ein wichtiger Beitrag katholischer Laienorganisationen, erklärte Mazal in seinem Impuls. "Das reflektierte Annehmen und bewusste Überschreiten von Grenzen zur Kommunikation ist die entscheidende Chance von gelingenden Beziehungen.", so der KLRÖ-Präsident.
Weitere Grundsatzstatements bei der Veranstaltung kamen von der Vorsitzenden der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö), Angelika Ritter-Grepl, und dem Politologen Belachew Gebrewold.
kfbö-Vorsitzende Ritter-Grepl betonte laut KLRÖ-Mitteilung, dass strukturelle Grenzen die Lebensgestaltung von Frauen und Männern nach wie vor behindern. Sie verwies dazu auf Entgeltbedingungen, die Handhabung von Karenz und die Möglichkeiten der Kinderbetreuung als einengende "Zäune".
Der äthiopisch-österreichische Politikwissenschaftler Gebrewold, Leiter des Departments für Soziale Arbeit am Management Center Innsbruck, bezog sich auf eigene biographische Erfahrungen bei der Überwindung von Zäunen. Deren Existenz sei zwar für die Bildung einer Identität wichtig; Zäune stellten jedoch immer auch eine Definition aus Übermacht dar, die auf der anderen Seite das Gefühl der Ohnmacht auslöse und in das Begehren zur Überschreitung münde. Die Dramen mit Migranten an den EU-Grenzzäunen der spanischen Exklaven Ceuta und Melilla in Nordafrika, zeigten diese Problematik in besonderer Weise auf.
KLRÖ-Generalsekretärin Barbara Fruhwürth rief in ihrer Wortmeldung die Erfahrung in Erinnerung, dass das Bekenntnis zur Katholischen Kirche beim Gegenüber oft zu einer Reaktion der Abgrenzung führe. Allerdings sei es Aufgabe von Katholiken, diese Grenzen zu überwinden und - unabhängig von Schwächen einer Organisation - sichtbar zu machen, dass in bewusst gelebtem Katholizismus eine Chance für die Gestaltung des persönlichen Lebens und seiner Beziehungen liege.
Quelle: Kathpress