
Interreligiöser Dialog: Stadt Wien ehrt Theologin Polak
Die Stadt Wien hat die katholische Theologin Regina Polak für ihr Engagement im interreligiösen Dialog geehrt. Neben der Theologin honorierte der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) auch Rabbiner Schlomo Hofmeister sowie Imam Ramazan Demir für ihren Einsatz. Der Bürgermeister strich bei der Ehrung im Wiener Rathaus am Montag die Bedeutung der Religionsgemeinschaften und deren Miteinander, für das soziale und friedliche Zusammenleben in der Bundeshauptstadt hervor.
Die Geehrten erhielten die Auszeichnung für die Umsetzung des Schulprojektes "Botschafter des sozialen Friedens" und der damit verbundenen Förderung des Dialogs sowie des stetigen Miteinanders über Religionsgrenzen hinweg. Das Projekt vermittle den jungen Menschen an den Schulen die Botschaft, "dass wir Einheit in der Vielfalt finden können und das Gemeinsame vor das Trennende stellen", so der Bürgermeister. Es sei nicht notwendig, in Angst vor dem anderen zu leben, Jugendlichen das näherzubringen, sei nicht einfach, es gelte Vorbehalte, Vorurteile und Ängste abzubauen. Dies erfordere "Mut, Geduld und viel persönlichen Einsatz", zeigte Ludwig sich überzeugt.
In ihrer Dankesrede betonte die Theologin und Transformationsforscherin von der Uni Wien, Polak, die Bedeutung des interreligiösen Dialogs, der heute notwendiger denn je sei. Besonders die Situation nach dem Terroranschlag durch die Hamas am 7. Oktober sei zutiefst beunruhigend. Der Hass, der sich daraufhin insbesondere in den Sozialen Netzen gezeigt habe, bedrohe den sozialen Frieden in Wien und ganz Österreich.
Situation gefährdet Demokratie
Nicht zuletzt gefährde die aktuell aufgeheizte Situation auch die Demokratie, "ist doch ansteigender Antisemitismus seit jeher das erste Warnsignal für gesellschaftliche Krisen, die Bedrohung der sozialen Ordnung und damit die Gefährdung aller Menschen, insbesondere von Minderheiten", so die Wissenschaftlerin.
Polak hegte aber auch Hoffnung auf Frieden, getragen von "jenem Schalom und Salam, wie ihn die Bibel, der Tenach und der Koran verheißen". Dieses "Schalom" beschreibe erfüllte Lebensverhältnisse, Wohlergehen, Gesundheit, Freude und Glück, aber auch die Neuordnung religiöser, sozialer, politischer, kultureller und rechtlicher Verhältnisse im Zeichen der Gerechtigkeit. "Schalom ist ein Prozess, um den religiös und politisch immer wieder neu gerungen werden muss", zeigte sich die Theologin überzeugt.
Zum interreligiösen Dialog gehöre es, Gemeinsamkeiten zu erkennen, Unterschiede wertzuschätzen, Grenzen zu überschreiten und Zusammenhalt zu stärken. Der interreligiöse Dialog diene dabei nicht nur dem Zusammenleben zwischen Juden, Christen und Muslimen, sondern sei auch ein Dienst an der säkularen Gesellschaft. Sie wolle deswegen der Stadt Wien dafür danken, dass sie den Beitrag der Religionen als Teil der Zivilgesellschaft strukturell anerkenne und sichtbar mache. Denn, so die katholische Theologin, "Religionen sind manchmal ein Teil des Problems gesellschaftlicher Krisen, viel öfter aber Teil der Lösung".
Quelle: kathpress