Bischof Glettler: "Weihnachten ist kein Kindergeburtstag"
Bischof Hermann Glettler hat an die Bedeutung von Weihnachten "inmitten einer friedlosen, verwundeten Welt" erinnert. "Weltweit werden zurzeit über 50 Krisenherde und Kriegsschauplätze gezählt. Unzählige Menschen sind direkt oder indirekt betroffen - verwundet, vertrieben, geflüchtet oder getötet", sagte der Innsbrucker Bischof in der aktuellen Ausgabe der "Bauernzeitung". Weihnachten sei dabei "kein billiges Trostpflaster oder das Schönreden einer heillosen Welt", es gehe um das Geburtsfest "der wichtigsten Person der Weltgeschichte". Jesus habe etwa die Barmherzigen und Sanftmütigen seliggepriesen - und "sein Leben in die Waagschale geworfen, um die Logik des Bösen zu durchbrechen", so Glettler: "Weihnachten ist kein Kindergeburtstag".
"Feiern wir Weihnachten - nicht als Wunschkonzert netter Harmonie, sondern als Bestärkung der Hoffnungsgeschichte, die mit Jesus begonnen hat", forderte der Bischof. Was zähle, sei die Liebe, "nicht ein perfekt durchgestyltes Fest".
Für Glettler ist Weihnachten vielmehr die dringliche Einladung, dem Frieden in uns und in der Welt neuen Raum zu geben. Viele Menschen fühlten sich durch das brutale Tempo gesellschaftlicher Veränderungen längst schon abgehängt. "Weihnachten bedeutet, runter vom Gas", sagte der Bischof im Interview mit "Bezirksblätter Tirol" (Mittwoch).
Mut zur Veränderung
In der Kirche brauche es mehr Mut zur Veränderung, "aber nicht um jeden Preis", meinte der Innsbrucker Bischof. Fragen, etwa wann es Priesterinnen in der katholischen Kirche gebe, könne er auch nicht beantworten. "Der nächste logische Schritt wäre das Diakonat der Frau. Ich unterstütze alle diesbezüglichen Überlegungen", so Glettler. Es seien aber nicht nur die Priester, die in der Seelsorge wirkten, wandte er ein. "Wir haben zum Glück haupt- und ehrenamtlich sehr viele engagierte Frauen und Männer."
Angesprochen auf die Verantwortung der Kirche in Bezug auf Klima- und Umweltschutz nannte der Bischof eine Reihe von Maßnahmen, die die Diözese setze: "Bei allen Einrichtungen und Gebäuden auf Energieeffizienz achten, sparsame Mobilität, sorgfältiger Einkauf und vieles mehr". Besonders wichtig sei ihm in dieser Hinsicht die spirituelle Bildung: "Die Schöpfung ist nicht unser Beutegut. Weihnachten ist ein Anstoß, von der Maßlosigkeit wegzukommen."
Bei der Debatte rund um Abtreibungen, die im zurückliegenden Jahr auch in Tirol ein Thema war, wünsche sich der in der Bischofskonferenz für Familienagenden zuständige Bischof eine "größere Sensibilität für das menschliche Leben in seiner verwundbarsten Phase". Außerdem sollte sich keine Frau durch Druck von außen oder wegen sozialer Ängsten zu einer Abtreibung gedrängt fühlen, so der Bischof. Vielmehr brauche es mehr Seelsorge und Therapie für Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch.
Angesichts rückläufiger Kirchenbesuchszahlen und schwindendem Basiswissen des Glaubens, gelte es umso mehr, die Frohbotschaft Jesu den Menschen als gute, "geistige Nahrung" anzubieten, zeigte sich Glettler überzeugt. "Gerade zu Weihnachten ist die Nachfrage danach spürbar."
Quelle: Kathpress