Telefonseelsorge: Jüngere bevorzugen Chatberatung
Sofortchats werden von Unter-30-Jährigen in schwierigen Lebenssituationen als niederschwelliger und anonymer erlebt als die Kommunikation per Telefon: Vor allem bei schambesetzten Themen, wie Gewalt, Missbrauch, selbstverletzendes Verhalten, Suizidgedanken oder Suchtproblematiken bevorzugen es junge Menschen, Probleme schriftlich zu kommunizieren, als darüber zu sprechen, berichtete Astrid Höpperger, Leiterin der Telefonseelsorge Innsbruck, in einer Aussendung am Mittwoch. "Für die Jungen ist es einfacher, sich dort Hilfe zu suchen, wo sie auch sonst 'unterwegs' sind, nämlich im digitalen Bereich", so Höpperger. Ältere Menschen, vor allem jene ab 40 Jahren, wählen hingegen eher die Telefonseelsorge-Notrufnummer 142.
Insgesamt gelangten 2023 allein in Tirol 16.000 Anrufe bei der seit 45 Jahren bestehenden Telefonseelsorge ein. Die Onlineberatung der Telefonseelsorge unter www.onlineberatung-telefonseelsorge.at wurde 2012 zunächst als reine E-Mail-Beratung ins Leben gerufen, 2016 kam eine Beratung via Chat dazu. Mittlerweile steht die Chatberatung täglich von 16 bis 23 Uhr kostenlos und anonym zur Verfügung. Rund 73 Prozent der Chatberatungs-Nutzenden sind laut Telefonseelsorge unter 30 Jahre alt. Mailberatung wird von den 25- bis 40-Jährigen bevorzugt.
Bei der Chatberatung, alle österreichischen Telefonseelsorge-Stellen gemeinsam betreiben, kommen im Monat rund 700 Anfragen. Per E-Mail gibt es monatlich rund 100 Anfragen. Wie am Telefon gehe es auch beim "getippten" Gespräch primär um emotionale Entlastung, wies die Telefonseelsorge Tirol hin. Anders als bei einem Tagebuch erhalte man Resonanz, werde begleitet und - wenn gewünscht - auch über Möglichkeiten weiterführender Hilfe informiert.
In der Diözese Innsbruck gibt es 90 Telefonseelsorgerinnen und -seelsorger, davon haben 20 eine spezielle Ausbildung für die Arbeit in der Onlineberatung absolviert. "Durch den verstärkten Einstieg in die digitale Beratung als Ergänzung zum Telefon bleiben wir am Puls der Zeit", so Höpperger.
Quelle: kathpress