Christa Kummer: Die Erde sagt "Ich kann nicht mehr"
Die ORF-Wetter-Moderatorin Christa Kummer hat angesichts der Klimakatastrophe auf die Dramatik der Lage, aber auch auf "hoffnungsvolle", wenngleich "unbequeme" Wege aus der Krise hingewiesen. Im Interview der Zeitschrift "Welt der Frauen" verglich die Hydrologin und Klimatologin den Zustand der Erde mit dem "Burnout" von Menschen; man sei an Grenzen der Erschöpfung angelangt, die eine Richtungsänderung erforderlich machten. Kummer, die auch ausgebildete Theologin ist, fand aber auch Worte der Zuversicht, die sie vor allem an die Jugend richtete: "Es hat noch nie eine Jugend gegeben, die so viele Chancen und Möglichkeiten hatte wie heute."
Nach jahrelangem falschem Energiehaushalten und der Vernachlässigung von Bedürfnissen sende der Körper das Signal "Ich kann nicht mehr" aus. Genau dies tue derzeit auch die Erde. Die Krisensymptome könnten nach Meinung von Kummer geradezu zu Verhaltensveränderungen zwingen.
Gefragt danach, was sie als Ärztin einer "krankenden" Erde verschreiben würde, gab Kummer eine "radikale" Therapie vor: "Schick den Menschen Katastrophen, Extremwetterereignisse, Dürren, Hochwasser, was auch immer. Dass sie es am eigenen Leben spüren." Menschen würden sich erst dann eines Besseren besinnen, wenn es auf "ihre Kosten" gehe. Kummer nannte etwa auch die Energieteuerung als Anstoß für eine Kehrtwende: "Wenn es finanziell wehtut, dann können wir plötzlich Energie sparen."
Hoffnung aufzugeben ist keine Option
Die Expertin nannte auch Handlungsmöglichkeiten im Kampf gegen die Klimakrise, die sie mit dem "Zauberwort" Renaturierung zusammenfasste. In Bemühungen, wieder eine Art "Urzustand herzustellen und "dem Boden wieder 'bio', also Leben zu geben", würden aktuell weltweit Milliarden investiert. Lange hätten die Menschen nicht die Natur im Auge gehabt, "sondern menschlichen Profit und menschlichen Wohlstand". Nun schlage die Erde massiv zurück. Doch die Hoffnung aufzugeben, so Kummer, sei keine Option: "Denn es stirbt die ganze Weltbevölkerung, wenn wir hoffnungslos werden."
Die ORF-Mitarbeiterin betonte im Interview auch die Schöpfungsverantwortung jedes einzelnen Menschen angesichts der globalen Krise. Das beginne schon mit der Verantwortung beim Lebensmitteleinkauf. Jede und jeder habe tagtäglich die "Entscheidungsfreiheit", im Winter Heidelbeeren oder die "Hawaii-Ananas" im Regal liegen zu lassen. Das Argument, dass Chinesen, Inder und Amerikaner im Vergleich mit Österreichern einen viel höheren CO2-Ausstoß hätten, ließ Kummer nicht gelten. Man müsse auch nach dem Anteil Österreichs an Chinas Emissionen fragen: "Fertigen Sie einmal eine Liste an und schreiben Sie alle Produkte in Ihrem Haushalt darauf, auf denen "Made in China" zu finden ist".
Gerade wenn es darum gehe, etwas zu verändern und den "gewohnt bequemen Weg" zu verlassen, würden Unsicherheiten auftreten, sagte Kummer. Sie riet, diesen Ängsten mit "positiver Energie" zu begegnen: "Wenn ich die Zeit und Energie nicht für meine Ängste aufwenden, sondern in positive Energie umwandeln würde, dann könnte ich ganz viel bewirken und Neues entstehen lassen" und das mit demselben Energieaufwand.
Quelle: kathpress