Mazal: "Familien brauchen Zeit, Geld und Infrastruktur"
Kritik an der aktuellen Familienpolitik, der ein ganzheitlicher Ansatz fehlt, übt Wolfgang Mazal, Leiter des Österreichischen Instituts für Familienforschung. Der Sozialrechtler fordert mehr Fokus auf die Bedürfnisse der Familien: "Familien brauchen Zeit, Geld und Infrastruktur." Vergessen werde zumeist auch, dass Familien "auch gemeinsame Zeit für ein gelingendes Zusammenleben" benötigen, so Mazal im Rahmen eines "offenen Präsidiums" des Katholischen Familienverband Österreich (KFÖ) am Freitag. Der KFÖ stellte dabei das neue Forderungsprogramm "Familienpolitik konkret" vor, das in den nächsten Monaten gemeinsam mit Interessierten entworfen werden soll. "Die erarbeiteten Vorschläge sind Grundlage unserer politischen Arbeit und werden der neuen Bundesregierung vorgelegt", kündigte KFÖ-Präsident Peter Mender an.
Familienpolitik bewege sich in einem Spannungsfeld, das Bereiche, wie Arbeitsmarktpolitik, Frauenpolitik sowie Standortpolitik umfasse, erläuterte Mazal. In der öffentlichen Debatte gehe es zumeist "um finanzielle Unterstützungen und den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen", so der Jurist. Die Interessen der Familien als Beziehungsort blieben jedoch unbeachtet.
Der Präsident des Katholischen Laienrats Österreichs sprach sich zudem dafür aus, bei neuen Familienleistungen Gutscheinmodelle in Betracht zu ziehen: "Damit werden einerseits Freiheit, andererseits aber auch Zweckwidmung sichergestellt." Gutscheine könnten auch ein Motivationsanreiz sein, die Leistung tatsächlich in Anspruch zu nehmen, "wenn man etwas 'in der Hand' hat".
Familien Mut machen
Vor allem wünschte sich Mazal ein Umdenken bei der Vermittlung des Themas Familie: "Wir sollten Menschen wieder Mut zur Familie machen - gerade in Zeiten, in denen der Kinderwunsch zurückgeht". Er rekurrierte auf eine jüngst vom Österreichischen Institut für Familienforschung veröffentlichten Studie, die zeigte, dass der Kinderwunsch bei jungen Menschen vor dem Hintergrund von Pandemie, Krieg und Inflation massiv zurückgegangen ist.
"Ich halte es für eine wichtige Aufgabe der Familienorganisationen - aber auch der gesamten Gesellschaft - wieder für Zuversicht zu sorgen", appellierte Mazal. Ähnlich KFÖ-Präsident Mender: "Unsere Aufgabe ist es, den jungen Menschen Mut zur Liebe und Mut zur Familie zu vermitteln." Dies sei auch eine der zukünftigen Hauptaufgaben des Katholischen Familienverbandes.
Im Anschluss an den Vortrag erarbeiteten Kleingruppen konkrete familienpolitische Forderungen. Der KFÖ lädt auch künftig Interessierte dazu ein, Ideen und Vorschläge für eine zukunftsorientierte Familienpolitik einzubringen. Ab 1. Februar wird dafür eine eigene Website zur Verfügung stehen. Außerdem plane der KFÖ bis Sommer fünf virtuelle Familienstammtische zu den Themen Bildung, Vereinbarkeit, Finanzielles, Gesundheit und Nachhaltigkeit sowie Ideelles, kündigt Mender an.
Quelle: Kathpress