
Arbeitsrechtler: Es braucht "rote Linien" für Einsatz von KI
Für einen überlegten Einsatz von KI-Systemen und "roten Linien" etwa bei Verhaltensprognosen hat sich der aus Österreich stammende, an der Universität Oxford lehrende Arbeitsrechtler Jeremias Adams-Prassl ausgesprochen. Künstliche Intelligenz nehme niemandem Jobs weg, sie verändere aber die Arbeitswelt - und zwar auf allen Ebenen bis hinein in Recruitment und Management, erläuterte Adams-Prassl in der neuesten Folge des Podcasts der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe), "361 Grad Sozialkompass": "Ich glaube, wir brauchen eine Mischung aus roten Linien, also Dingen, die wir einfach verbieten, und anderen Bereichen, wo wir KI verwenden, solange sie sich an die normalen Regeln hält."
Problematisch seien KI-Systeme in der Arbeitswelt, wo sie aufgrund der zugrunde gelegten Trainingsdaten ganze Menschengruppen diskriminieren, weil sie nicht in die antrainierten Muster passen. Und wenn eine KI eine solche Gruppe einmal aus den Prozessen definiert und ausgeschlossen hat, sei es nahezu unmöglich, es der KI wieder abzutrainieren. "Es gibt etwa in den USA Arbeitsmarkt-Anwendungen, wo KI herausfinden soll, wie wahrscheinlich es ist, dass jemand einer Gewerkschaft beitreten will, um dann zu verhindern, dass solche Leute eingestellt werden. Das ist für mich ein ganz klarer Fall, wo KI nicht eingesetzt werden darf", so Adams-Prassl, der u.a. im Rahmen eines großen EU-Projekts zum Thema Algorithmen und Arbeitswelt forscht.
Insgesamt sei es wichtig, KI nicht als "Determinismus" zu verstehen, dem man nicht mehr entgehen könne. "Wenn ich glaube, dass Technologie etwas ist, das uns 'passiert', dass Innovation und Entwicklung sich automatisch immer in eine Richtung fortsetzen muss und wir dem einfach ausgeliefert sind, dann ist es wichtig, zu sehen, dass wir das alles auch reglementieren und steuern können." Beispiele böten etwa das kommende KI-Gesetz auf EU-Ebene oder die in Ausarbeitung befindlichen Plattformrichtlinien, die auch den Einsatz von KI auf den großen Arbeitsplattformen reglementieren.
Der Podcast mit Adams-Prassl bildete als 10. Folge zugleich den Abschluss der ksoe-Podcast-Staffel zum Generalthema "Gute Arbeit". Ab März soll der Podcast zum Thema "Gibt es Wohlstand für alle?" in eine zweite Staffel gehen. (Infos: www.ksoe.at/podcast)
Quelle: kathpress