Kaineder verteidigt deutschen Synodalen Weg gegen Schönborn-Kritik
Unverständnis und Enttäuschung angesichts der Kritik aus dem Vatikan und zuletzt auch von Kardinal Christoph Schönborn am "Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland äußert der Präsident der Katholischen Aktion Österreich, Ferdinand Kaineder. "Lasst doch dem synodalen Weg in Deutschland seine Zukunftserfahrung machen", schrieb Kaineder in einem Beitrag auf seiner persönlichen Website (Mittwoch). Der deutsche Reformdialog versuche prophetisch "den gemeinsamen Weg von Bischöfen und Laienchristinnen und -christen in die Zukunft", so Kaineder. Nun aber werde der mit breiter Mehrheit von Bischöfen und Laienvertretungen als Ausdruck gemeinsamer Leitungsverantwortung kreierte Synodale Ausschuss "von außen als Spaltungswerkzeug interpretiert und desavouiert, auch von Österreich her".
Hintergrund der jüngsten Mahnungen aus Rom und Wien war die ursprünglich bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in dieser Woche in Augsburg geplante Abstimmung über die Satzung eines sogenannten "Synodalen Ausschusses". Der beim Synodalen Weg beschlossene Ausschuss sollte ein gemeinsames Leitungsorgan von Laien und Klerikern in Deutschland vorbereiten. Unmittelbar vor Beginn hatte der Vatikan am Wochenende die deutschen Bischöfe aufgefordert, diesen Tagesordnungspunkt zu streichen. Das war umgehend geschehen.
Am Montag hat sich auch Kardinal Schönborn in der Debatte zu Wort gemeldet. In einem Interview für das Portal "communio.de" rief er die deutschen Bischöfe zu Einheit und weiterem Dialog mit Rom auf und warnte davor, ihre persönliche Verantwortung für die wichtigen Entscheidungen und die Glaubensweitergabe an ein gemischt besetztes Gremium zu delegieren. Wie der Vatikan sieht auch der Wiener Erzbischof die Einrichtung eines solchen Ausschusses im Widerspruch zur Verfassung der Kirche und Theologie des Konzils. Aus Schönborns Sicht sollten die deutschen Bischöfe keine Beschlüsse fassen, die zu einer Spaltung führen könnten.
"Keinerlei spaltende Tonalität"
KAÖ-Präsident Kaineder hielt in seinem Beitrag am Mittwoch fest, dass im Synodalen Weg "keinerlei spaltende Tonalität" vorherrsche, sondern "das ehrliche gemeinsame Bemühen, in ehrlicher Aufarbeitung der systemischen Fehler in der Kirche den Weg in Deutschland in die Zukunft zu finden und diesen Weg gemeinsam, in gemeinsamer Verantwortung, in einer Kultur des Aufeinander-Hörens und der gegenseitigen Ermutigung zu gehen". Er wünsche sich daher, dass der Synodale Weg "nicht gehemmt, sondern ernst genommen wird".
Als unangebracht wertete Kaineder daher auch die Intervention von Kardinal Schönborn. "Aus meiner Sicht wäre es viel feiner, wenn wir im eigenen Haus an der Synodalität ganz praktisch und in ganz konkreten Projekten in Österreich ans Werk gehen würden", appellierte der Präsident der Katholischen Aktion.
In diesem Zusammenhang kritisierte Kaineder auch, dass Kardinal Schönborn den diözesanen Pastoralrat in der Erzdiözese Wien "vor Jahren habe einschlafen lassen" und dieser auch im Zuge der aktuellen Weltsynode nicht wieder in Kraft gesetzt worden sei. - 2017 hatte der Wiener Erzbischof beschlossen, den bis dahin bestehenden Pastoralrat auszusetzen und stattdessen institutionalisierte Formen des Gesprächs über andere bestehende Gremien auf Diözesan- und Vikariatsebene zu forcieren.
Auch Österreich profitiere von der transparenten und systematischen Arbeit an der Synodalität in Deutschland, erklärte KAÖ-Präsident Kaineder weiter. Denn die katholische Kirche "verläuft sich in den oberen Etagen gerade wieder einmal intensiver in der Machtfrage", so sein Befund. Der deutsche Synodale Weg werde von konservativen Kräften als Bedrohung "gebrandmarkt" und "Einheit im machtpolitischen Sinne mit 'Einheitlichkeit' und nicht als 'größte gemeinsame Vielfalt ''verstanden", kritisierte Kaineder: "Katholisch wird damit für die Menschen immer enger, einschränkender und eben als machtpolitisch erlebt, damit irrelevant für das alltägliche praktische Leben. Und genau solche Biotope und Milieus fliehen die Menschen."
"Schlag in die Magengrube"
Kritik an der Stellungnahme von Kardinal Schönborn auf "communio.de" äußerte auch der Zusammenschluss österreichischer Kirchenreformgruppen "kirchenreform.at". In einer Pressemitteilung bezeichneten die Vertreterinnen und Vertreter von "Pfarrer-Initiative", "Laieninitiative", "Priester ohne Amt" und "Wir sind Kirche" die Abwehrhaltung Laien gegenüber als "Schlag in die Magengrube für Menschen, die sich mit theologischer Kompetenz und spiritueller Tiefe, aber ohne Priesterweihe für und in dieser Kirche engagieren".
Kardinal Schönborn habe Angst und fürchte eine Spaltung in der katholischen Kirche, wenn Menschen ohne Priesterweihe in der Leitung etwas zu sagen hätten, so die Reformgruppierungen: "Diese Verweigerung von Mitentscheidung zementiert die Macht der geweihten Männer über die nicht geweihten Kirchenbürgerinnen und -bürger." Menschen, die ihre Taufe als Berufung zum "Kirche-Sein" und deshalb auch zum Mitentscheiden und Mittragen als Auftrag sähen, würden "kalt abgelehnt".
Quelle: kathpress