Elbs: Kirchenstimme gegen Hass und für Menschenwürde unverzichtbar
Geht es um die Würde des Menschen, müsse sich die Kirche positionieren, denn ohne Menschenwürde und Menschenrecht gebe es kein friedliches Zusammenleben in einem freien Staat. Das hat der Feldkircher Bischof Benno Elbs im Interview mit den "Vorarlberger Nachrichten" (Montag) betont. "Ich halte es daher für richtig, überall dort die Stimme zu erheben, wo das demokratische Miteinander gefährdet ist und Hass die Herzen der Menschen zu vergiften droht." "Politisch" dürfe aber nicht mit "parteipolitisch" verwechselt werden, hielt der Bischof fest.
Anlass des Interviews war die jüngste Erklärung der deutschen katholischen Bischöfe mit einer klaren Abgrenzung zu Rechtsextremismus und völkischem Denken. Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern, könnten für Christen kein Ort politischer Betätigung und nicht wählbar sein, hieß es mit klarer Spitze gegen die AfD.
Er teile den Inhalt der Erklärung insofern, so Bischof Elbs, "als auch ich Rassismus, Antisemitismus und die Ausgrenzung von Minderheiten als mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild für unvereinbar halte". Man müsse die Erklärung der deutschen Bischöfe im Kontext der innenpolitischen Situation in Deutschland sehen, "wo sich antisemitische und antidemokratische Zwischenfälle zuletzt stark gehäuft haben und das politische Klima zu kippen droht". Die AfD sei vom deutschen Verfassungsschutz als wenigstens in Teilen rechtsextrem eingestuft worden und werde von diesem auch ständig beobachtet.
Die deutschen Bischöfe würden sich in dieser angespannten politischen Gemengelage klar auf die Seite all derer stellen, die das Miteinander in der Gesellschaft und die demokratischen Werte hochhalten und schützen möchten, erklärte der Feldkircher Bischof. Die Bischöfe in Deutschland hätten aber auch ganz klar betont, in den Dialog mit jenen Menschen treten zu wollen, die sich von diesen Ideologien angezogen fühlen.
Österreichs Bischöfe klar positioniert
Auch die Österreichische Bischofskonferenz habe sich - immer wieder - in klarer Weise gegen Antisemitismus und Extremismus in der Gesellschaft positioniert, zuletzt im Herbst 2023 anlässlich des 85. Jahrestags der Novemberpogrome, so Elbs und weiter wörtlich: "Was das Verhältnis von Kirche und politischen Parteien betrifft, so bemühe ich mich mit Vertretern aller Parteien um eine gute Gesprächsbasis. Ich bin dankbar für den sehr konstruktiven Austausch, den ich in Vorarlberg zu allen im Landtag vertretenen Parteien immer wieder pflege."
"Politisch" im ursprünglichen Sinn des Wortes bedeute, sich aktiv und konstruktiv in die Gestaltung des Zusammenlebens einer Gesellschaft bzw. eines Staates einzubringen, hielt der Bischof fest: "Da geht es um Fragen wie: Wer kümmert sich um die Armen und Ausgegrenzten? Wie ist Gerechtigkeit möglich? Wie kann man die Freiheit des Einzelnen und zugleich das Gemeinwohl gleichermaßen schützen?" Zum Gelingen des Zusammenlebens hätten Christinnen und Christen einiges beizutragen. Er sei allen dankbar, "die ihr Christsein in diesem ursprünglichen Sinn von 'politisch' leben und viel Gutes tun: in der Krankenhausseelsorge, in Sozialkreisen, im Religionsunterricht, in der Betreuung von Menschen in Krisensituationen und vieles, vieles mehr." Die Botschaft der Bibel sei, so gesehen, "hochpolitisch, sie ist aber kein Parteibuch".
Der Feldkircher Bischof zitierte Papst Franziskus: "Wenn die Politik sich in grundlegender Achtung des Lebens, der Freiheit und der Würde des Menschen vollzieht, kann sie wirklich zu einer hervorragenden Form der Nächstenliebe werden." Damit sei im Grunde alles gesagt: "Es geht um Achtung des Lebens, der Freiheit und der unantastbaren Würde jedes Menschen. Und es geht um Nächstenliebe, die ein Gegenprogramm ist zu allen Formen der Unterdrückung und des Extremismus", so Elbs: "Wenn politisches Handeln von dieser Haltung beseelt und inspiriert ist, dann, meine ich, leistet es einen ganz wesentlichen Beitrag zum Aufbau einer pluralen Gesellschaft, in der jeder Mensch seinen Platz findet."
"Aufeinander zugehen statt aufeinander los"
Jede Form der Polarisierung sei hingegen ein Nährboden für Hass, Abwertung und Gewalt. Deshalb seien Haltungen und Handlungen gefragt, die das Miteinander stärken. "Gehen wir aufeinander zu, aber nicht aufeinander los. Verlassen wir die eigene Blase. Suchen wir das Gespräch miteinander", so der Appell des Bischofs.
Und im Blick auf die Fastenzeit wolle er - "etwas pointiert" - hinzufügen, sagte Elbs: "Auf Alkohol und Süßigkeiten verzichten, ist keine große Kunst. Wie wäre es, konsequent und über einen längeren Zeitraum auf Kränkungen, Spott und Beleidigungen zu verzichten? Unsere Welt wäre ziemlich schnell ein Stück weit gerechter, menschlicher und lebenswerter."
Quelle: kathpress