Nationalbibliothek: Schau über "frommen Revolutionär" Bruckner
"Anton Bruckner. Der fromme Revolutionär" lautet der Titel einer Sonderausstellung, die anlässlich des 200. Geburtstags des oberösterreichischen Komponisten von Donnerstag, 21. März, bis 26. Jänner 2025 im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) zu sehen sein wird. Gezeigt werde eine Auswahl der weltweit einzigartigen Bruckner-Sammlung und ein Bild des Musikgenies "als facettenreiche Persönlichkeit", kündigte ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien an. Zu sehen sind Bruckners Hauptwerke, biografische Stationen und Spannungsfelder der damaligen Musiklandschaft, in der sich Bruckner zwischen den beiden bedeutenden Komponisten Richard Wagner (1813-1883) und Johannes Brahms (1833-1897) behaupten musste.
Brucker sei ein frommer Katholik, Traditionalist, aber auch Reformer gewesen, betonte Rachinger. Im Zentrum der Ausstellung stehe daher Bruckners Persönlichkeit, die von einer Spannung zwischen dem kirchlich-hierarchisch geprägten Umfeld seiner oberösterreichischen Heimat und der liberalen Atmosphäre Wiens geprägt gewesen sei, erläuterte dazu Ausstellungskuratorin Andrea Harrandt.
Der zunächst in Linz als Domorganist tätige Bruckner habe sich in Wien als Komponist neu orientiert und neue Schwerpunkte gesetzt, so Harrandt, die seit 2004 in der Musiksammlung der ÖNB tätig ist. In Wien habe er sich durch seine Sprache, Kleidung und Umgangsformen im Kontrast zur Großstadtkultur erlebt; gleichzeitig habe "der strenggläubige Katholik" - dem auch Unterwürfigkeit vor Autoritäten vorgeworfen wurde - eine neue musikalische Sprache als Symphoniker geprägt.
Nicht nur "Musikant Gottes"
Die Sonderausstellung versuche folglich nicht "das Bruckner-Bild vergangener Zeiten als 'Musikant Gottes'" zu festigen, sondern vereine neueste Erkenntnisse der Musikwissenschaft mit seiner Biografie und dem österreichischen Kulturleben des 19. Jahrhunderts, erläuterte Thomas Leibnitz, Co-Kurator der Ausstellung und Präsident der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Der Titel "Anton Bruckner. Der fromme Revolutionär" beziehe sich damit auf das Spannungsfeld, in dem sich Bruckner befand: Der Komponist und Musiker musste sich zwischen Wagner, der zur revolutionären Seite der damaligen Musik gehörte, und dem "konservativen Lager rund um Brahms" einordnen, so Leibnitz. Außerdem gibt die Ausstellung einen Einblick in die unterschiedlichen Bruckner-Bilder, die sich zwischen dem "ewig Suchenden" und den neurotischen Zügen des Künstlers bewegen.
Neben Münzen, einem Gemälde und Biografien werden auch originale Handschriften Bruckners - etwa Briefe - zu sehen sein. Erstmals werden auch alle neun Symphonien im Original gezeigt. Besucherinnen und Besucher erhalten zudem einen Einblick in die persönlichen Taschenkalender Bruckners, in denen er u.a. seine täglichen Gebete verzeichnete.
Bruckner wird in der Nationalbibliothek nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören sein: Im Rahmen von drei Konzerten mit Mitgliedern der Wiener Symphoniker soll am 28. März, 2. Mai und 3. Juni 2024 "das unverwechselbare musikalische Idiom des großen Tonkünstlers" auf besondere Weise erlebbar werden.
Thomas-Akademie in Linz
Am Eröffnungstag der Wiener Ausstellung widmet sich auch die Thomas-Akademie der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz dem reichen Schaffen Bruckners. Rektor Christoph Niemand lädt gemeinsam mit Bischof Manfred Scheuer und Bischofsvikar Slawomir Dadas am 21. März um 19 Uhr zu "Bruckner! Eine Lecture Performance". Gestaltet wird das Festprogramm zu Ehren des musikalischen Jahresregenten von Markus Poschner, dem Chefdirigenten des Bruckner Orchesters Linz, und Norbert Trawöger, dem Künstlerischen Direktor des Bruckner Orchesters sowie künstlerischen Leiter der OÖ-KulturExpo "Anton Bruckner 2024". (Anmeldung bis 15. März unter Mail: office@ku-linz.at, Tel.: 0732 784293 oder online unter https://ku-linz.at/thomas_akademie)
Quelle: kathpress