Zsifkovics: "Gott gehört in die Mitte unseres Lebens"
Deutliche Worte des Eisenstädter Bischofs Ägidius Zsifkovics: "Eine Menschheit ohne Gott ist nichts anderes als die Hölle auf Erden", sagte er in seiner Predigt bei der Chrisammesse am Mittwochnachmittag im Eisenstädter Martinsdom. Der Bischof weihte im Gottesdienst die heiligen Öle, die das Jahr über bei Taufen, Firmungen, Priesterweihen und Krankensalbungen verwendet werden. Diese Sakramente zeigten, "dass die Welt immer noch in den Händen Gottes ist, der durch alle Krisen und Kriege hindurch einen neuen Anfang setzt". Bei der Feier der Sakramente, von der Taufe bis zur Krankensalbung, "wird Gott wieder dorthin gerückt, wohin er gehört: In die Mitte unseres Lebens", so der Bischof.
"Die Sakramente, die im österlichen Heilsgeschehen Jesu Christi gründen, sind uns Glaubenden geschenkt", sagte Bischof Zsifkovics weiter. Sie würden nicht von der Kirche "produziert" und seien keine "fromme Beilage", auch sei ihre Feier keine Andachtsübung. Zsifkovics: "Die Sakramente brauchen die Offenheit des Menschen für die Begegnung mit Gott und sie möchten gelebt werden. Die Sakramente gibt es nicht im Abverkauf, sie sind auch nicht abhängig von unserer Reife. Gott handelt, er setzt Zeichen, er wirkt Wunder, er belebt das Leben." Er sei überzeugt, so Zsifkovics, "Gott bringt immer noch mehr Intelligenz, mehr Weisheit, mehr Vernunft in diese Welt ein, als unsere künstliche Intelligenz es schaffen kann".
Bischof Zsifkovics ging in seiner Predigt auf die drei heiligen Öle ein, die er segnete: "Wo diese Öle an die Menschen weitergegeben, die Lebensspuren der Menschen und Gottes Spuren ernst genommen werden, gehen wir als Kirche nicht an den Menschen vorbei, sondern auf sie zu." Das Katechumenen-Öl dient zur Salbung der Taufbewerber, das Krankenöl zur Feier der Krankensalbung, der Chrisam für Taufe, Firmung, Priesterweihe, Altar- und Kirchenkonsekration.
Plädoyer für das Leben
Die Bibel sei voll von Heilungserzählungen. "Wer Jesus begegnet, dem Heiland, wird heil", so der Bischof im Blick auf das Krankenöl. Krankheit gehöre zum Leben, Sterben sei Teil des Lebens, "für uns Glaubende sogar das Tor zum Leben". Leid dürfe niemals verherrlicht, sondern müsse gelindert und geheilt werden, so der Bischof und weiter: "Die Salbung der Kranken und die Wegzehrung der Sterbenden, die Aufmerksamkeit für das behinderte Leben müssen auch in Zukunft stärker sein als jede unbeschränkt individuelle Selbstbestimmung über Leben und Sterben." Er danke allen, "die den Menschen in ihrer Gebrochenheit beistehen und die Menschenwürde zurückgeben", so Zsifkovics.
Gegen emotionale Kälte
Mit dem Katechumenenöl gehe die Kirche behutsam den Menschen nach, "die noch nicht von Gott oder nichts mehr von Gott wissen". Es gehe um die Kindschaft Gottes. Diese sei mehr als das heute gelebte "Gesellschaftsideal einer Ich-AG der Arroganz, der emotionalen Kälte, der Entsolidarisierung und fehlender Empathie". Viele wüssten nicht mehr um Gott und vielen Getauften sei auch Jesus Christus ein Fremdling geworden, so Zsifkovics. Dem wolle er entgegenhalten: "Leben ist Begegnung, auch Gottesbegegnung, dazu braucht es die stärkende Kraft der Salbung."
Einsatz für geistliche Berufungen
In der Taufe, bei der Firmung, bei der Priester- und Bischofsweihe werde schließlich das Chrisamöl verwendet. Stirn, Brust und Hände würden gesalbt. Auch der Altar, die Gotteshäuser und die Glocken würden die Spuren dieses heilenden Öles enthalten, so der Bischof: "Es ist das Öl der Freude, das Öl der Berufung und gibt Anteil am Leben Gottes. Es ist das Öl, das nach Leben riecht, es aber nie ranzig macht. Der Chrisam stärkt die Berufung, die in unterschiedlicher Weise uns allen geschenkt ist." In diesem Zusammenhang bat der Bischof auch alle Gläubigen, "mehr zu tun, mutig zu sein, auch zu beten, damit geistliche Berufungen, Priester- und Ordensberufungen wachsen können".
Zsifkovics feierte den Chrisam-Gottesdienst u.a. mit den Priestern und Diakonen seiner Diözese, die ihr Weiheversprechen erneuerten. Mittwochvormittag fand in Eisenstadt für die Geistlichen, Ordensleute, Seminaristen sowie die Mitarbeitenden in der Seelsorge, im Bischofshof und in der Caritas ein Einkehrtag statt, der dem Thema Berufung gewidmet war. Geleitet wurde der Einkehrtag von Sr. Sonja Dolesch, Provinzoberin der Franziskanerinnen von der Unbefleckten Empfängnis (Grazer Schulschwestern).
Quelle: kathpress