"Wolf - Das Mystical" über heiligen Wolfgang feiert Premiere
Der heilige Wolfgang, seine Wunder und innere Zerrissenheit stehen im Mittelpunkt von "Wolf - Das Mystical": Der Heilige sei kein "Märtyrer, dem die Haut abgezogen oder ein Grill unter den Hintern gelegt worden ist", erklärte der oberösterreichischen Schriftsteller Franzobel im Interview der Linzer Kirchenzeitung (aktuelle Ausgabe; Mittwoch) vor der Uraufführung des Stücks auf der Salzkammergut-Seebühne am Wolfgangsee am Donnerstag (23. Mai). Im Zentrum von Franzobels erstem Musical steht der 924 geborene und 1052 heiliggesprochene Bischof Wolfgang von Regensburg, um den sich zahlreiche Legenden ranken. "Wolf" thematisiert etwa die innere Zerrissenheit des Menschen zwischen Hedonismus und Kontemplation anhand von Wolfgangs Lebensgeschichte.
Die Salzkammergut-Region um den Wolfgangsee feiert heuer den Geburtstag des Bischofs von Regensburg vor 1.100 Jahren, dem See und Ort St. Wolfgang ihren Namen verdanken. Das Musical stellt den Höhepunkt der Feierlichkeiten dar. Die ausverkaufte Uraufführung des Stücks findet auf der neu errichteten Seebühne mit rund 800 Plätzen statt; insgesamt wird es zehn Aufführungen geben.
Franzobel räumte im Kirchenzeitung-Interview ein, anfangs von der Geschichte "gar nicht so begeistert" gewesen zu sein. "Zuerst war es schwierig, aber dann kam die Idee, dass er gar kein Heiliger sein will. Danach ging es recht schnell (...)", so der Autor wörtlich. Es sei ihm dann schließlich "gelungen, etwas zu schaffen, bei dem sich alle denken, seltsam, dass das noch nie jemand auf die Bühne gebracht hat".
Das Musical biete eine Mischung aus historischen Szenen und modernen Kommentaren rund um die Suche nach der wahren Bedeutung von Heiligkeit und Identität - inklusive Kampf zwischen Gut und Böse, hieß es. Eine wichtige Rolle nehme die innere Zerrissenheit des Menschen zwischen Hedonismus und Kontemplation - anhand von Wolfgangs Lebensgeschichte - ein. Auf die Frage, wie Kontemplation in Zeiten der Selbstoptimierung funktionieren könne, meinte Franzobel: "Natur, Arbeit, Genießen, das machen, was einem Spaß macht, versuchen, mit sich selbst und der Welt im Reinen zu sein, Respekt vor der Schöpfung, in jedem Wesen eine Seele sehen, sich nicht zu wichtig nehmen, Humor und die Unendlichkeit von Zeit und Raum mitdenken."
Zulauf oder Untergang
Die Kirche spiele hier insofern eine Rolle, als sie sich nicht an moderne Bedürfnisse anpassen sollte, sagte Franzobel. "Die Kirche ist, wie sie ist, und das ist gut so", so der Autor wörtlich auf die Frage "Warum sind die Antworten der Kirche und der reiche Schatz ihrer Spiritualität so schwer zu heben?". Kompromisse zur Weltlichkeit bezeichnete er als "falsch" oder "Unfug". Als konkretes Beispiel dafür nannte der Künstler etwa Rockkonzerte während der Messe, auch von Kirchencomics und lustigen Apps halte er nichts.
"Die Kirche ist stur, streng, konservativ, starr. Daran kann man sich reiben, aber das passt schon", führte Franzobel weiter aus. Die Konsequenz werde sein, dass sie irgendwann mehr Zulauf haben werde oder untergehe.
Gewagter Prozess
Den Entstehungsprozess des Musicals beschrieb Franzobel als "gewagten Prozess". Als Gründe gab er die knappe Zeit sowie die bis vor wenigen Monaten nicht bestehenden Infrastruktur an. "Mich hat man etwa vor einem Jahr gefragt, da gab es noch keinen Komponisten, keine Regie, keine Besetzung, keine Bühne." Und weiter: "Insofern hat der heilige Wolfgang schon seinen schützenden Geist eingebracht, wenn das tatsächlich etwas wird."
Obwohl Franzobel sich selbst als keinen "großen Musical-Fan" beschrieb, habe die Arbeit "so viel Spaß gemacht, dass ich so etwas gerne wieder schreiben möchte". Auftraggeber für das Musical waren laut Franzobel die drei Wolfgangseegemeinden.
Der oberösterreichische Schriftsteller Franzobel - der eigentlich Franz Stefan Griebl heißt - schrieb das Libretto, der Südtiroler Komponist Gerd Hermann Ortler die Musik zu "Wolf - Das Mystical". Regie führt Viktoria Schubert, für die Choreografie zeichnet Jerome Knols verantwortlich. Als Vorgeschmack auf das Mystical wurde bereits der Song "Kein Heiliger / No Saint" von der legendären "Opus" Band gemeinsam mit den Schick Sisters und in Zusammenarbeit mit Franzobel, Viktoria Schubert und Gerd Hermann Ortler neu interpretiert und veröffentlicht.
Quelle: Kathpress