Schönborn: Dankbar für Wirken der Rumänisch-Orthodoxen in Österreich
Kardinal Christoph Schönborn hat das Wirken der rumänisch-orthodoxen Christinnen und Christen in Österreich gewürdigt. Sie würden einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft und die christliche Präsenz im Land leisten. Schönborn äußerte sich in einem Grußwort anlässlich des 30-jährigen Bestehens der rumänisch-orthodoxen Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa, zu der auch Österreich gehört.
In Österreich gibt es bereits knapp 30 rumänisch-orthodoxe Pfarrgemeinden, die in vier größere Verwaltungseinheiten aufgeteilt sind. Die Zahl der rumänisch-orthodoxen Gläubigen in Österreich liegt Schätzungen zufolge bei bis zu 100.000. Österreich ist Teil der Erzdiözese für Deutschland, Österreich und Luxemburg, der Metropolit Serafim (Joanta) vorsteht. Er hat seinen Sitz in Nürnberg.
Aus Anlass des Jubiläums findet am Freitag, 21. Juni, im Wiener Konzerthaus (19.30 Uhr) ein Festkonzert statt. Das Orchester der Rumänischen Nationaloper aus Bukarest spielt zusammen mit dem Kantorenchor der Bukarester Patriarchalkathedrale ein umfangreiches Repertoire an sakraler Musik und traditionellen rumänischen Gesängen.
Schönborn: Dankbar für Miteinander
Dankbar erlebe er das gute Miteinander zwischen den rumänisch-orthodoxen Diaspora-Gemeinden und den katholischen Pfarrgemeinden, so Kardinal Schönborn in seinem Grußwort. Mit Freude habe er etwa den Neubau der rumänisch-orthodoxen Andreas-Kirche in Wien-Simmering erlebt, die 2009 fertiggestellt wurde. Inzwischen habe die rumänisch-orthodoxe Kirche in Wien im 15. Bezirk die römisch-katholische Pfarrkirche St. Anton übernommen "und sie mit lebendigem Gemeindeleben erfüllt".
Aber auch an anderen Orten der Erzdiözese Wien würden rumänisch-orthodoxe Gemeinden in katholischen Gottesdienststätten feiern und ihren Glauben leben, so Schönborn. Wie lebendig die rumänisch-orthodoxe Kirche ist, zeige zudem der Neubau einer Kirche im Wiener Nordbahnviertel.
Kardinal Schönborn: "Die Herausforderungen unserer Tage haben uns einander nähergebracht. Es ist uns deutlicher bewusst geworden, dass wir in einer säkularen Gesellschaft das christliche Zeugnis nur geben können, wenn wir es möglichst gemeinsam geben." Die Spaltung der Christen sei für die heutige säkulare Welt ein unverständliches Ärgernis. Er wage zu sagen, so der Kardinal, "dass die bei uns gelebte Ökumene eine der guten Voraussetzungen für ein gemeinsames Glaubenszeugnis darstellt".
Wie Schönborn weiter schreibt, würden in weiten Teilen Westeuropas Rumäninnen und Rumänen als Immigranten leben und "Großes" für die Gastländer leisten. Ihre Arbeit sei in vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken, diese Menschen fehlten aber in ihrer Heimat. Deshalb sei es so wichtig, "dass wir, die wir in den Ländern der Metropolie beheimatet sind, nicht übersehen, welche Opfer es für diese Immigranten oft bedeutet, die Heimat und die Verwandtschaft zu verlassen, um bei uns durch ihre Arbeit den Lebensunterhalt für sich und oft auch für ihre Daheimgebliebenen zu verdienen".
30-jährige Geschichte
1993 stellte eine Gruppe von Priestern und Gläubigen aus Deutschland einen Antrag an die Heilige Synode der Rumänisch-Orthodoxen Kirche, in dem um die Errichtung einer neuen kirchlichen Struktur in diesem Teil Europas mit dem Titel "Rumänische Orthodoxe Metropolie von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa" gebeten wurde. Die besagten Länder gehörten strukturell damals zur Metropolie Paris. Der Antrag wurde genehmigt und am 5. Juni 1994 wurde in München Bischof Serafim (Joanta) als erster Vorsteher der neuen Metropolie eingesetzt. Zu dieser Zeit lebten etwa 300.000 Rumänen in Deutschland, die zumeist mit Deutschen aus Siebenbürgen und dem Banat verheiratet waren. Die neue Metropolie hatte neun Pfarren in Deutschland, zwei in Österreich und drei in Schweden.
Mangels materieller Grundlage war die Metropolie in den ersten Jahren zu Gast im (katholischen) Ostkirchlichen Institut in Regensburg. 1999 konnte die Metropolie das heutige Zentrum in Nürnberg kaufen, hauptsächlich durch Spenden der Gläubigen, aber auch mithilfe der evangelischen und der römisch-katholischen Kirche in Deutschland sowie des rumänischen Patriarchats. 2008 wurde für die nordeuropäischen Länder innerhalb der Metropolie eine eigene Diözese gegründet. Heute gibt es laut Kirchenangaben allein in Deutschland, Österreich und Luxemburg 200 Pfarren für etwa 1,5 Millionen rumänische Orthodoxe.
Metropolit: "Offen für alle Mitmenschen"
In München wurde das 30-Jahr-Jubiläum der Metropolie bereits mit einem Festakt gefeiert. Dabei unterstrich Metropolit Serafim den Beitrag der rumänisch-orthodoxen Christen für die Gesellschaft: "Da wir in einer multikonfessionellen Gesellschaft leben, in der viele rumänische Orthodoxe mit Deutschen verheiratet sind, waren wir von Anfang an offen für den ökumenischen Dialog, sowohl auf lokaler als auch auf zentraler Ebene." Er sei davon überzeugt, so der Metropolit, "dass Gott uns Orthodoxe in der ganzen Welt verstreut hat, um die lebendige Tradition der ungeteilten Kirche des ersten Jahrtausends zu bezeugen, sowohl im Hinblick auf die Unversehrtheit des Glaubens als auch auf das mystische, geistliche Leben".
Rumänisch-orthodoxe Christinnen und Christen lebten nicht in sprachlichen oder religiösen Gettos. "Wir sind offen für alle unsere Mitmenschen. Wir integrieren uns in die Gesellschaften, in denen wir leben, ohne unsere eigene Identität zu verlieren, die von der Sprache, der Kultur und der Spiritualität des Volkes geprägt ist, in dem wir geboren wurden", so Metropolit Serafim. Eine gesunde Identität sei offen für die Werte der anderen, "denn niemand kann sich selbst genug sein. Wir alle brauchen jeden! Und wir alle werden durch den anderen bereichert, ohne unsere eigene Identität zu verlieren."
Innerrumänische Ökumene
In Österreich gibt es seit Kurzem auch Bestrebungen, die Ökumene innerhalb der rumänischen Diaspora zu intensivieren. 2023 trafen in Wien erstmals Vertreterinnen und Vertreter der Rumänisch-orthodoxen Kirche, der Baptisten, Adventisten und von zwei Pfingst-Kirchen zum Austausch zusammen. Die Beratungen fanden in der rumänisch-orthodoxen Andreaskirche in Wien-Simmering statt. Inhaltlich stand dabei die Bedeutung der Familie für Gesellschaft und Kirche im Mittelpunkt. Weitere Treffen folgten.
Die jüngste diesbezügliche "Familien-Konferenz" fand Anfang Juni wieder in Wien statt. Bei der auf Initiative des Vereins "Vocea noastra" organisierten Konferenz sprachen u.a. Prof. Radu Ioan Bot, Dekan der Fakultät für Mathematik der Universität Wien, der Wiener Onkologe Prof. Christoph Zielinski sowie der rumänische Botschafter Emil Hurezeanu. Für die musikalische Rahmung sorgten Chöre der rumänisch-orthodoxen und rumänisch-katholischen Kirche, von Pfingstgemeinden, Baptisten, Adventisten und freien Christen aus Wien.
Quelle: kathpress