
Kirchenprojekt "Welt-Raum-Weg" im Kulturhauptstadtjahr gestartet
Ein kirchliches Wander-Projekt ist im heurigen Jahr der europäischen Kulturhauptstadt Bad Ischl gestartet: Der "Große Welt-Raum-Weg", eine sich über 56 Kilometer und 3.000 Höhenmeter erstreckende Route durchs Tote Gebirge mit thematischen Impulsen. Der offizielle Auftakt war laut einem Bericht der Linzer Kirchenzeitung (aktuelle Ausgabe) am Sonntag mit einem von Bischof Manfred Scheuer geleiteten Gottesdienst in der Bad Ischler Stadtpfarrkirche, sowie dem Start der Erstbegehung durch eine 40-köpfige Gruppe bei der nahe gelegenen Rettenbachalm. Der neue Weg soll zum Nachdenken über die Schöpfungsverantwortung anregen und Menschen zu sich selbst finden lassen, erklärte Scheuer in seiner Predigt.
Die von Christoph Viscorsum und Andreas Hagelüken als "Audio-Weg" konzipierte Strecke ist auf sechs Tagesetappen konzipiert. Wegmarken auf der Reise sind per Smartpohne abrufbare Tonaufnahmen von Menschen aus Almwirtschaft und Wissenschaft, Tanz und Bioengineering, Alpinismus und Spiritualität an 14 Orten. Entstanden sind die Aufnahmen in Gesprächen mit pfarrlich engagierten Menschen, einer Profi-Bergsteigerin oder etwa einer Hebamme in der Kirche, auf der Rettenbachalm oder im Toten Gebirge. Auch prominente Stimmen wie die Ägyptologin Aleida Assmann oder der Musiker Hubert von Goisern haben Audiobeiträge geliefert.
"In der Steinwüste des hochalpinen Plateaus können Mensch und Welt-Raum zueinanderfinden", erklärten die Projektverantwortlichen ihr Ziel. Dies sei eine Grundvoraussetzung, um gemeinsam eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.
Nachdenk-Weg
Diesen Gedanken griff auch Bischof Scheuer in seiner Predigt auf: Der Welt-Raum-Weg rege zum Nachdenken über das Verhältnis des Menschen zu seiner "Mitwelt" und zur Schöpfung an, sagte der Linzer Oberhirte. Er zitierte hier Papst Franziskus, der eine "neue Ökologie des Menschen" eingefordert und als Grundlage dafür die Beziehung zu Gott genannt habe.
Verantwortung für die Schöpfung beginne mit Grundhaltungen - "wie Ehrfurcht, Staunen, Zurücktreten, Dankbarkeit, Wertschätzen und Demut, mit Opferbereitschaft und auch Maßhalten" -, so der Linzer Oberhirte. Der "Welt-Raum-Weg" sei ein Weg "in die Berge und das eigene Selbst". Das Tote Gebirge zwischen Oberösterreich und der Steiermark sei die genau passende Kulisse und verweise auf eine soziale, existenzielle und auch spirituelle Wirklichkeit.
Fairer Umgang mit Natur
Einer der an der Erstbegehungsgruppe Beteiligten war der Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Ferdinand Kaineder. "Alles ist mit allem verbunden", zitierte auch er gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress aus der Papst-Enzyklika "Laudato si". Der faire Umgang mit der Natur sei Gebot der Stunde. "Es kann nicht sein, dass wir Erdöl aus der Natur entnehmen, daraus Plastik produzieren, und am Ende muss die Natur über Jahrhunderte und Jahrtausende mit dem Schädlichen, das wir aus der Natur gemacht haben, fertig werden", so der KAÖ-Präsident.
Auch als "stilles Zeichen für Renaturierung" könne der "Welt-Raum-Weg" verstanden werden, auf "mental-spiritueller" Weise, so der Theologe weiter. In der Begegnung mit der kargen Landschaft des Toten Gebirges mache er sich Gedanken, "wie wir die Rückkehr zu einem behutsamen Umgang mit der Natur gesellschaftlich schaffen können". Und weiter: "Beim Gehen dieses Weges wird immer wieder erfahrbar, wie weit wir Menschen uns von der Natur entfernt haben und wie doch zutiefst eingebettet und verbunden wir in und mit der Natur sind", so die Erfahrungen des KAÖ-Präsidenten. (Info: www.grosser-welt-raum-weg.info)
Quelle: kathpress