
Caritas für Asylbezahlkarte in Sozialmärkten: "Es ist genug für alle da"
Die Caritas der Diözese St. Pölten unterstützt die Forderung des Verbands der österreichischen Tafeln und von "SOMA Österreich", dass Bezahlkarten für Asylwerbende auch in Tafeleinrichtungen und Sozialmärkten gelten sollen. "Es ist genug für alle da. Wenn ein Asylwerber nicht mehr bei uns einkaufen kann, bekommt kein gebürtiger Österreicher deshalb mehr Ware", reagierte Caritas-Generalsekretär Christoph Riedl am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Kathpress auf ein neuerliches Nein aus dem Büro von Asyllandesrat Christoph Luisser (FPÖ) in Niederösterreich, wo derzeit ein Bezahlkarten-System getestet wird.
Politisch Verantwortliche sollten ihre Verantwortung für alle Menschen im Land wahrnehmen und mit einzelnen Maßnahmen nicht Personengruppen gegeneinander auszuspielen, appellierte Riedl. Für viele sei der Einkauf im Sozialmarkt eine wichtige Möglichkeit, sich mit Grundnahrungsmitteln zu versorgen. "Für uns zählt der Mensch, der Hunger hat und daher in einem Sozialmarkt einkauft. Einer Personengruppe, die täglich von sechs Euro Frühstück, Mittagessen und Abendessen kaufen muss, hier auszunehmen, läuft dem Grundgedanken von Sozialmärkten zuwider", so der Caritas-Generalsekretär.
Um von Geld- auf Sachleistungen umzustellen, gibt es in sechs Regionen in Niederösterreich derzeit einen Testlauf mit den Bezahlkarten. Sozialmärkte, wo Hilfsbedürftige je nach Konzept entweder gratis oder gegen einen pauschalen Logistikkostenbeitrag Lebensmittel zu einem Stückpreis etwa 75 Prozent unter dem Marktpreis erhalten, wurden aber nicht in das System aufgenommen. Asylwerbende seien eine armutsgefährdete Personengruppen und auf günstigste Einkaufsmöglichkeiten angewiesen, hatten der Tafelverband und "SOMA Österreich" am Montag eine Änderung gefordert.
FPÖ: "Zu wenig für die Österreicher"
Man habe sich bewusst dazu entschieden, Migranten von den Sozialmärkten auszuklammern, teilte das Büro des niederösterreichischen Asyllandesrats Luisser gegenüber "noe.ORF.at" (Dienstag) mit. Asylwerber mit Bezahlkarte könnten über die ausgewählten Vertragspartner das Notwendigste bekommen. "Wir haben genug arme Menschen in Österreich, die günstig versorgt werden sollen. Die Sozialmärkte verfügen ohnehin über zu wenig Lebensmittel. Wenn wir die noch für andere öffnen, ist teilweise zu wenig für die Österreicher da", hieß es laut ORF.
Zwar seien die Warenspenden in den vergangenen Jahren weniger geworden, sagte Raimund Juriga, Vorstand des Verbandes österreichischer Tafeln, zu "noe.ORF.at". "Es ist aber bei Weitem nicht so, dass es zu wenig ist. Für uns ist es ein schlimmes Argument, dass die Tafeln nur für Österreicherinnen und Österreicher da sind. Armut hat kein Mascherl", so Juriga.
Caritas: Ausreichend Lebensmittel vorhanden
Das bestätigte auch Generalsekretär Riedl von der Caritas der Diözese St. Pölten, die sieben Sozialmärkte in Krems, Zwettl, Schrems, Gars, Gföhl, Waidhofen/Thaya, St. Leonhard am Forst betreibt. Man habe zwar nicht viel, aber ausreichend Lebensmittel zur Verfügung. 2023 wurden demnach insgesamt rund 170 Tonnen Lebensmittel gesammelt sortiert und in den Caritas-"somas" zu einem Drittel des Originalpreises verkauft.
Die Sozialmärkte stünden allen Menschen offen, die wenig Geld zur Verfügung haben, so Riedl. Neben Mindestpensionisten, Sozialhilfeempfängern und Alleinerzieherinnen gehören auch Asylwerber bzw. anerkannte Flüchtlinge zum Kundenkreis. Dieser umfasst bei der St. Pöltner Caritas derzeit aktuell 3.000 Menschen, die einen "soma"-Einkaufspass haben, der nachweist, dass sie unter bestimmten Einkommensgrenzen liegen.
Quelle: kathpress