Theologe: "Schwache Pastoral" würde Kirche stärken
Ein Plädoyer für eine "Pastoral der Gastlichkeit" hat der Grazer Pastoraltheologe Prof. Bernd Hillebrand gehalten: Zukunftsfähig sei die kirchliche Seelsorge dann, wenn es ihr gelinge, von konkreten "Absichten" abzusehen und sich auf das "Da-Sein" zu beschränken. "Eine christliche Pastoral müsste sich an dieser Haltung und an diesem sich entäußernden Gott orientieren. Es wäre eine schwache Pastoral, die nicht Ansprüche über andere erhebt, die nicht über den Glauben und das Leben anderer verfügen kann, sondern da ist - ohne bestimmte Absicht", schreibt der Theologe in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "miteinander". Anlass des Gastbeitrags ist das Jubiläum "50 Jahre gesendete pastorale Berufe", das mit einem großen Fest am 14. September in Salzburg gefeiert wird.
Konkret werde eine Seelsorge, die sich auf das "Da-Sein" fokussiert, in einer besonderen Form der Gastlichkeit, führte Hillebrand weiter aus. "Eine gastliche Kirche denkt nicht mehr vom Zentrum her, sondern von den Menschen im Sozialraum. Sie dezentralisiert sich selbst als Partnerin unter anderen in der Verantwortung für das Gemeinwohl. Eine solche schwache Pastoral der Gastlichkeit kontrolliert den Raum nicht, sondern gibt ihn frei." Dazu brauche es allerdings "beziehungsstarke Menschen", so Hillebrand nicht zuletzt in Richtung der verschiedenen Ausbildungsgänge für pastorale Mitarbeiter.
Aus Anlass des Jubiläums "50 Jahre gesendete pastorale Berufe" hat die Zeitschrift "miteinander" des Canisiuswerkes eine eigene Schwerpunktausgabe zur "Zukunft der Seelsorge" gestaltet. Neben dem Gastbeitrag von Bernd Hillebrand finden sich in der Ausgabe zahlreiche Zeugnisse von pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen sowie ein Interview mit dem für die pastoralen Berufe zuständigen St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried. (Infos: www.miteinander.at)
Quelle: kathpress