
Kaineder: Synodalität ist für Kirche, was Demokratie für Staat ist
Die katholische Kirche steht vor einem Wandel hin zu mehr Synodalität, wie Ferdinand Kaineder, Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), betont. "Der Hauptgrund für Synodalität ist die Erkenntnis: Kirche sind wir alle, die wir getauft sind", erklärte Kaineder in einem Interview mit den "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN, 4. März). Papst Franziskus verfolge das Ziel, das hierarchische Kirchenverständnis zu relativieren und die Mitentscheidung aller Getauften zu stärken. Dies markiere einen fundamentalen Paradigmenwechsel, so Kaineder.
Ziel müsse laut dem KAÖ-Präsidenten die Mitsprache und Mitentscheidung aller Christinnen und Christen sein - "so, wie wir alle bei einer Wahl entscheiden können, wie sich unser Land entwickeln soll". "Die Synodalität ist für die Kirche, was die Demokratie für den Staat ist", zeigte sich Kaineder überzeugt. Ordensgemeinschaften praktizierten diese Entscheidungsform seit Langem, für die gesamte Kirche bedeute dies jedoch ein Umdenken.
Kaineder sprach sich für das gedankliche Bild der Kirche als ein "Netz, in dem alles verbunden ist" aus. Darum gehe es bei Synodalität, die sich klar vom Bild einer hierarchischen Kirche unterscheide. Synodalität bedeute, dass nicht mehr allein Kleriker richtungsweisend seien, sondern sämtliche Mitglieder der Kirche. "Dafür braucht es einen synodalen Raum, in dem dialogisch kommuniziert, aufmerksam zugehört und gemeinsam entschieden wird", so der Präsident der Katholischen Aktion. Als wegweisend hob er die Weltsynode hervor, bei der erstmals Laien stimmberechtigt waren - ein Modell, das seinem Befürworten nach auf alle kirchlichen Ebenen übertragen werden sollte.
Ehrenamt als tragende Säule
Die verstärkte Einbindung von Ehrenamtlichen, wie sie etwa im Zuge der Pfarrstrukturreform in der Diözese Linz erfolgt, sei nicht allein eine Reaktion auf den Priestermangel, unterstrich der KA-Präsident. Entgegen der weit verbreiteten Auffassung, in der Kirche gehe es um die Person des Pfarrers, sei "jeder Katholik Träger der Kirche", was von Papst Franziskus stets betont werde, vielen Menschen jedoch gar nicht bewusst sei. Auch die Linzer Bischöfe - Kaineder nannte explizit Franz Zauner, Maximilian Aichern und aktuell Manfred Scheuer - hätten gefördert, dass sich alle Getauften einbringen.
Als unerlässlich betrachtete Kaineder transparente Entscheidungsprozesse und ein partizipatives Verantwortungsbewusstsein: "Viele meinen, es gibt einen Pfarrer, der alles entscheidet. Aber Kirche ist kein Dienstleistungsunternehmen oder etwas, das ich konsumiere. Als getaufter Mensch bin ich beteiligt, sozusagen ein Genossenschafter der Kirche."
Auch das Selbstverständnis der Katholischen Aktion sei synodal geprägt, unterstrich Kaineder. "Als KAÖ ist uns Synodalität in die DNA geschrieben." Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) sei klar, dass jeder getaufte Mensch Verantwortung für die Kirche habe - nicht nur der Klerus und die Bischöfe. Der KAÖ steht aktuell das Präsidentschaftsteam mit Katharina Renner, Ferdinand Kaineder und Thomas Immervoll vor.
Quelle: kathpress