
Aschermittwoch: Zsifkovics ruft zu Solidarität mit der Ukraine auf
Zu einem mutigen dreifachen Neubeginn in Kirche, Gesellschaft und Politik hat der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics aufgerufen. "Fasten heißt, den Blick auf das Wesentliche zu lenken, die Schwächsten nicht zu vergessen, den Zusammenhalt zu suchen", zitierte der Bischof in seiner Predigt am Aschermittwoch im Eisenstädter Martinsdom den evangelischen Bischof Michael Chalupka. Der Bischof übte in diesem Zusammenhang etwa harte Kritik an US-Präsident Trump und seiner "Make America great again"-Ideologie und rief zur Solidarität mit der Ukraine auf.
Den Blick auf das Wesentliche zu lenken, tue Not. In vielen Bereichen des Lebens und Glaubens sei es heute kompliziert geworden, man sei in Gefahr, das Wesentliche aus den Augen zu verlieren "oder wir haben es bereits verloren", sagte Zsifkovics. Die Menschen seien etwa mit der bisherigen Politik unzufrieden, verlangten nach Veränderung und einfachen Lösungen. Eine jahrzehntelange "Linksbewegung" ohne die Anerkennung von Grenzen schlage nun ihr Pendel aus in eine radikale "Rechtsbewegung" mit dem Ruf nach Ordnung und Sicherheit, Abgrenzung und Ausgrenzung sowie leider oft auch nach dem sogenannten "starken Mann". Zsifkovics: "Wohin das führt, wissen wir allzu gut aus unserer Geschichte."
In der globalisierten und komplizierten Welt brauche es wieder den Blick auf das Wesentliche: "Politik und Kirchen sind gut beraten, dies zu tun, wenn sie heute noch mitreden und mitgestalten wollen." Die Fastenzeit sei eine gute Gelegenheit, damit ernsthaft zu beginnen; in allen Lebensbereichen.
Die Schwächsten nicht vergessen
Der Eisenstädter Bischof rief dazu auf, die Schwächsten nicht zu vergessen. Der Slogan "We make Amerika great again - Wir machen Amerika wieder groß" sei im ersten Augenblick eine verständliche, mutmachende Ansage - beim genaueren Hinsehen aber gefährlich. Mit der Ansage, "die Kleinen groß zu machen, werden zugleich Schritte gesetzt, die gerade auf Kosten der Schwächsten und Kleinen gehen", warnte Zsifkovics. In der aktuellen Situation der Welt würden die Schwächsten oft von den politischen Playern vergessen oder bewusst ausgebeutet, unterdrückt und missbraucht.
Papst Franziskus prangere dies seit seinem Amtsantritt unermüdlich hart an. Politik und Kirchen seien heute mehr denn je gefordert, die Schwächsten nicht zu vergessen. Auch dafür sei die Fastenzeit ein Neubeginn, "nicht nur für die Politik und unsere neue Regierung, auch für jeden Bürger und noch mehr für uns Christen im Alltag".
Gegen Individualismus und Gleichgültigkeit
Zsifkovics betonte zudem die Notwendigkeit des Zusammenhalts. Ein Blick in Kirche und Welt zeige deutlich, dass Individualismus, Egoismus, Gleichgültigkeit und die Abkapselung in den eigenen vier Wänden immer stärker würden und die Einheit zerstörten. Gemeinschaft und Zusammenhalt seien heute wichtiger denn je, um die Herausforderungen zu bewältigen.
Nicht Individualismus und Egoismus hätten Österreich und Europa nach den beiden Weltkriegen aufgebaut, sondern vor allem der Fleiß und Zusammenhalt, so Zsifkovics: "Gerade im Blick auf die überfallene und leidgeprüfte Ukraine braucht es jetzt in Europa Einheit und Zusammenhalt, damit Autokraten, Diktatoren, Populisten, brutale Manager und Dealer, die auch unter dem Deckmantel der Demokratie auftreten, nicht das Recht des Stärkeren durchsetzen, den Kleinen diktieren, sie ausbeuten."
Die Fastenzeit sei ein guter Beginn, "dass Europa endlich aufwacht, den Zusammenhalt sucht, damit der Krieg in der Ukraine beendet wird und ein gerechter Friede einkehrt", so Zsifkovics. Und abschließend: "Den Zusammenhalt suchen - dazu sind wir als Einzelne, Kirchen, christliche Gemeinschaften und als Gesellschaft aufgefordert. Beginnen wir damit in unserer kleinen Welt, dann wird auch in der großen Welt Einheit und Frieden möglich."
Beginn der Fastenzeit
Mit dem Aschermittwoch hat in der Katholischen Kirche die Fastenzeit begonnen. Der Name geht auf den Brauch zurück, dass den Gläubigen an diesem Tag zum Zeichen der Buße und Umkehr ein Kreuz mit Asche auf die Stirn gezeichnet oder auf den Kopf gestreut wird. Der Priester spricht bei diesem Zeichen die Worte: "Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zu Staub zurückkehrst." Üblich ist auch der Ausspruch: "Kehre um und glaube an das Evangelium" - ein Aufruf zur Wegkorrektur und zur Besinnung auf Christus als Zentrum des christlichen Glaubens.
Quelle: kathpress