
Katholische Arbeitnehmer: Neue Modelle für Langzeitarbeitslose
Die Katholische Arbeitnehmer:innen-Bewegung Österreich (KABÖ) plädiert für neue Modelle, um Langzeitarbeitslose nachhaltig in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. "Es braucht den Willen und den Mut zum Experimentieren", betonte KABÖ-Seelsorger Karl Immervoll. Aktuell lasse die "Enge der Förderrichtlinien" weder Arbeitnehmern noch Arbeitgebern den nötigen Spielraum. "Hier braucht es den politischen Willen, Experimente wie etwa das Reallabor zuzulassen", so Immervoll am Donnerstag im Zuge der Buchpräsentation des dritten Bands der Reihe "Bedingungsloses Grundeinkommen". Er thematisiert "Modelle und Widersprüche der Grundeinkommensdebatte. Perspektiven der Transformation sozialer Sicherung".
Auch der Umgang mit arbeitslosen Menschen benötige in Österreich dringend eine Änderung, meinte der Autor und KABÖ-Bundesseelsorger. So stünden die aktuell 430.000 offiziell registrierten Erwerbsarbeitssuchenden zwar einer großen Menge von offenen Stellen gegenüber, seien aber nicht immer eins zu eins in diese Stellen "einzupassen". Im EU-Instrument "Reallabor", das bereits in vielen Ländern eingesetzt wird, sieht Immervoll eine geeignete Möglichkeit, besser auf die Fähigkeiten der Arbeitssuchenden einzugehen.
Im Rahmen des EU-geförderten "Reallabors" können Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen über einen längeren Zeitraum hinweg in einem speziell aufbereiteten Arbeitsumfeld tätig sein. Ziel ist eine existenzsichernde Beschäftigung.
Gleichheitsfähigkeit einer Gesellschaft fördern
Neben immervoll beteiligten sich auch die Sozialethikerin und Geschäftsführerin des Frauen- und Sozialreferats von Kolping Österreich, Magdalena Holztrattner, die Politologin Margit Appel und der IT-Techniker und Gewerkschafter Franz Schäfer als Autorinnen am Buch.
Holztrattner und Appel beleuchten das "Bedingungslose Grundeinkommen" aus der Perspektive der Katholischen Soziallehre. Ein solches Einkommen könne die Gleichheitsfähigkeit einer Gesellschaft fördern und die bestehende Koppelung sozialer, wirtschaftlicher und kultureller Rechte mit dem Besitz eines Erwerbsarbeitsplatzes auflösen. Auch die vorrangige "Option für die Armen" als wesentliches sozialethisches Prinzip gewänne damit an Bedeutung. Menschen könnten sich entscheiden, eine Erwerbsarbeit unter menschlich, sozial oder ökologisch bedenklichen Bedingungen abzulehnen, zu beenden oder zu reduzieren, ohne in Existenznöte zu gelangen, so die beiden Expertinnen.
Weitere Beiträge fragen u.a. nach den Gründen für die Skepsis von Gewerkschaften gegenüber einem Bedingungslosen Grundeinkommen und den kommenden Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz, Digitalisierung sowie Klimakatastrophen.
Zusammengefasst wurden die Ergebnisse in der Publikation "Modelle und Widersprüche der Grundeinkommensdebatte. Perspektiven der Transformation sozialer Sicherung". Das Buch - Band 3 aus der Reihe "Bedingungsloses Grundeinkommen in der Debatte" - wird herausgegeben vom Arbeitswissenschaftler Nikolaus Dimmel und vom Betriebsseelsorger Karl A. Immervoll; es ist im Pro Mente Verlag erschienen. Der kommende 4. Band soll "Bedingungsloses Grundeinkommen und Nachhaltigkeit" thematisieren, Band 5 wird rechtliche Fragen im Zusammenhang mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen nachgehen. (Infos: www.kaboe.at)
Quelle: kathpress