"Gedenkort.at" erinnert an christliche Widerstandskämpfer
Mit digitalen Gedenksteinen setzt das NS-Gedenkportal "gedenkort.at" Opfern und Widerstandskämpfern in der NS-Zeit ein Zeichen der Erinnerung. Das Projekt des Vereins "Modern Society", das vor rund einem Jahr mit der Präsentation von Kurzbiografien aktiver Regimegegner startete, hat seine Sammlung mittlerweile zu einem gut befüllten Archiv ausgebaut. Seit Kurzem können die Texte mithilfe von KI auch auf Englisch, Französisch, Russisch und Hebräisch abgerufen werden. Neben dem kommunistischen, jüdischen und sozialistischen Widerstand wird auch der Widerstand von Priestern, christlichen Gruppen und Einzelpersonen in den Blick genommen. Prominente Stimmen aus Kirche, Politik und Gesellschaft widmen sich zudem in YouTube-Videos Widerstandskämpfern und stellen einen Bezug zum Heute her.
Bei den monatlichen Vorstellungen auf YouTube haben sich etwa bereits der Nobelpreisträger Anton Zeilinger, Karl Habsburg-Lothringen und Caritas-Europa-Präsident Michael Landau beteiligt. Letzterer erzählt vom Leben des ersten Direktors der Caritas Österreich, Jakob Weinbacher, und welches Erbe er hinterlassen hat. Weinbacher wurde nach dem Rosenkranzfest der Katholischen Jugend am 7. Oktober 1938 im Wiener Stephansdom am 8. Oktober 1938 unmittelbarer Zeuge des Sturms der Hitlerjugend auf das Erzbischöfliche Palais in Wien. Mit Müh und Not wurde er dort nicht aus dem Fenster geworfen. Er blieb weiterhin unter Beobachtung der Nationalsozialisten und musste Verhöre und Haft erdulden.
"Geschichte, die nur in der Vergangenheit lebt, verstaubt. Unsere Aufgabe ist es, den Bogen in die Gegenwart zu spannen, um Lehren aus der Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft zu ziehen", beschrieb Markus Kroiher, Obmann von "Modern Society" und Initiator des NS-Gedenkportals, die Idee hinter dem Projekt in einer Aussendung am Donnerstag. Am Ende der Zeitzeugenschaft sei es umso wichtiger, die Erinnerung daran hochzuhalten, wohin das Fehlen von Freiheit führen könne. "Die Schicksale jener, die nicht wegsehen konnten, und jener, die Opfer wurden, dürfen nicht in Vergessenheit geraten", so Kroiher, der auch Mitglied des Vorstands des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW) ist.
Auf dem barrierefreien Portal "gedenkort.at", das u.a. in Kooperation mit den österreichischen Ordensarchiven entstanden ist, finden sich etwa Biografien des vom NS-Regime ermordeten Priesters Heinrich Maier, der mit seiner Gruppe "Maier-Messner-Caldonazzi" Sabotageakte durchführte, regimekritische Flugzettel verbreitete und half, Gefährdete über die Grenze zu schaffen. Im KZ Mauthausen versuchte man erfolglos, Einzelheiten über seine Widerstandsgruppe durch Folter aus ihm herauszupressen.
Auch der Antifaschistischen Freiheitsbewegung Österreich (AFÖ) ist ein Eintrag gewidmet. Sie wurde 1941 in Kärnten durch den Priester Anton Granig, den Landtagsabgeordneten Karl Krumpl, beide aus Kärnten, sowie Eduard Pumpernig gegründet. Porträtiert wird unter anderen Mitgliedern der Priester Wilhelm Pieller. Wegen der Unterstützung der AFÖ und der Verbreitung von Flugzetteln wurde er am 11.8.1944 "wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung zum Tode und zum Ehrenrechtsverlust auf Lebenszeit" verurteilt, wie auf dem Gedenkportal zu lesen ist.
Per Newsletter werden Interessierte über neue "virtuell enthüllte" Gedenksteine, Videos und besondere Termine informiert. Mittels eines Podcast-Channels, der auf YouTube Music, Spotify, Apple Podcast und AntennaPod abrufbar ist, können die Kurzbiografien auch gehört werden. Monatlich werden weitere Episoden hochgeladen.
(Info: https://gedenkort.at/)
Quelle: kathpress