
Caritas: "Im Libanon reiht sich Krise an Krise"
Bürgerkrieg, Wirtschaftskrise, die verheerende Explosion im Beiruter Hafen im Jahr 2020 und immer wieder aufflammende Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah im Süden des Landes: "Im Libanon reiht sich Krise an Krise", fasste Kurt Sonneck, Direktor der Caritas Salzburg, die Situation in der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung Rupertusblatt zusammen. Mehr als eine Million Menschen sind laut der Hilfsorganisation akut von Hunger betroffen, davon vorrangig Frauen und Kinder. Rund 3,9 Millionen Menschen, darunter zwei Millionen Kinder, seien auf humanitäre Hilfe angewiesen.
"Es fehlt an Trinkwasser, es fehlt an Nahrungsmitteln, es fehlt an medizinischer Versorgung, psychologischer Begleitung, aber auch an Bildungschancen für junge Menschen. Zusammengefasst: Es fehlt an allem", beschrieb Sonneck die Lage.
Obwohl der Libanon flächenmäßig kleiner sei als das österreichische Bundesland Tirol, lebe dort eine Bevölkerung von rund sechs Millionen Menschen, darunter etwa 1,5 Millionen Geflüchtete, überwiegend aus Syrien. "Damit hat der Libanon in Relation zur Gesamtbevölkerung die meisten Flüchtlinge weltweit aufgenommen. Überall im Land ist mittlerweile die Armut sichtbar", so Sonneck.
Die Caritas unterstützt in dem Staat in Vorderasien am Mittelmeer mit ihrer Partnerorganisation Seenaryo geflüchtete traumatisierte Kinder und Jugendliche mittels Theaterspielen und Workshops. Dort könnten sie "unbeschwert sein, miteinander lachen, spielen oder über Fußball fachsimpeln", erklärt der Salzburger Caritas-Direktor.
Schulen als Zufluchtsorte
Schulen seien im Libanon längst nicht mehr nur Orte des Lernens, sondern "Zufluchtsorte im Ausnahmezustand". "Für tausende Kinder ist der Unterricht die einzige Möglichkeit, dem Elend daheim zumindest für ein paar Stunden zu entkommen", betonte der Caritas-Direktor. Bildung sei in vielen Fällen ein Luxus, eine tägliche Mahlzeit hingegen oft schon eine Überlebensfrage. Dennoch bleibe Bildung "die Basis für eine bessere Zukunft, für den Weg aus der Armut". Auch wenn nicht alle Kinder und Jugendlichen erreicht werden könnten, ist Sonneck überzeugt: "Jede Hilfe für und jede Begleitung von einem Menschen, egal ob jung oder alt, hinterlässt Spuren in seiner Biografie."
Für ältere Menschen unterstützt die Caritas im Libanon u.a. ein Gesundheitszentrum in Beirut, das medizinische Hilfe und psychologische Betreuung anbietet.
Quelle: kathpress